Mein liebster Ernst ! 9.4.42
Heute erhielt ich deinen
lieben Brief mit den Durchschlägen der Briefe an Kurt und Papa. Du hast also
doch geschrieben. Es ist richtig, was du geschrieben hast, aber ich bin nur
gespannt, was das gibt, wenn der Brief jetzt ankommt, wenn Siegfried daheim
ist. Der will doch sicher auch lesen, was du geschrieben hast.
Da muß sich jetzt dein Spruch
bewähren, dass man alles an sich heran kommen lassen soll. Geschrieben hat mir
Papa bisher noch nicht, trotzdem er meinen Brief doch schon 1 ½ Wochen hat.
Wie ich aus den Durchschlägen
gelesen habe, kommst du also diesen Samstag dort weg. Ich schreibe nun gar
nicht mehr nach Frankreich, sondern warte deine neue Adresse ab.
Es ist Pech, dass du den Keks
(?) nicht mehr bekommen konntest, aber schließlich kannst Du ja nichts dafür.
Du konntest doch nicht ahnen, dass die Leute diese Woche nicht mehr da sind.
Ich habe heute Möhren und
Radieschen gesät. Das eine Päckchen Möhrensamen von dir habe ich vorläufig noch
übrig gelassen. Mit den Erbsen warte ich noch bis ca. Ende April.
10.4.
Lieber Ernst ! Am Nachmittag
gehe ich mit den Kindern in den Film „Der große König“. Ich hoffe, dass er gut
ist. Es ist heute sehr stürmisches Wetter. Da gehe ich mal nicht in den Garten.
Ich schicke an Siegfried zum
Geburtstag drei Schachteln Zigaretten. Es wiegt ja nicht viel, und so schicke
ich es als Brief in einem festen Umschlag. Es ist ja dann schneller dort.
11.4.
Lieber Ernst! Gestern waren
wir nun in dem Film, er war wirklich großartig. Ich wünschte dir, dass du ihn
auch einmal ansehen könntest.
Am Abend kam Vater rauf. Ihm
ist von der Feldpostnummer 19655 das Verwundetenabzeichen in schwarz für Kurz
geschickt worden mit der Bitte um Weitersendung an ihn.
Im Geschäft hat Vater drei
Pfund Stockfisch bekommen können, davon hat er mir zwei Pfund abgegeben. Weißt
Du, das war eine Sammelbestellung für alle Betriebsangehörigen. Ich habe mich
sehr gefreut, dass Vater da auch an uns gedacht hat.
Heute Mittag fahren wir zu
ihm und holen die Bohnenstangen. Er hat mir schon versprochen, dass er sie mir
mal an einem Samstag in die Erde tut.
Es ist heute so schönes
Wetter, dass ich am liebsten im Garten geschafft hätte, aber am Vormittag war
ich einkaufen, habe aufgeräumt und die Treppe gespritzt und nun will ich Essen
kochen. Am Nachmittag geht die meiste Zeit mit dem Bohnenstangenholen verloren.
Na, es wird ja noch weitere schöne Tage geben.
Nun ist es mit den
Bohnenstangen doch nichts geworden. Vater kam zu Mittag und sagte, dass er am
Nachmittag arbeiten müsse. Ich habe nur noch ein Brot für ihn besorgt und
Fleisch bestellt. Dann bin ich in den garten gegangen und habe weiter
umgegraben. Bis zu dem Weg bin ich gekommen, den ich auch mit umgegraben habe.
Jetzt habe ich in dem einen Garten nur noch ein kleines Stück. Du, die
Sträucher werden auch schon grün und beim Baum ist es auch bald soweit. Jetzt
sorgt man sich schon bald wieder, dass kein frost in die Blüten kommt. Denn
gerade im Krieg kann man Obst gut brauchen.
Von Papa erhielt ich heute eine
Karte. Er habe meinen Brief erhalten und komme nächste Woche darauf zurück.
Siegfried und Erna haben auch mit unterschrieben. Etwas schreibt Papa noch, was
dir sicher sehr leid tun wird. Erhard Tillner ist gefallen. Ich habe es gar
nicht glauben können. Ich frage erst noch mal bei Elsa an, ob es auch
tatsächlich wahr ist.
Ich habe heute schon immer
daran gedacht, wo du wohl sein wirst. Evtl. schon auf der Fahrt? Ich hoffe,
dass ich bald Nachricht von dir bekomme.
Ich gehe nun schlafen. Ich
bin sehr müde. Gute Nacht, mein lieber Ernst, wach gesund wieder auf.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen