Sonntag, 9. April 2017

Brief 313 vom 9./10./11.4.1942


Mein liebster Ernst !                                                                                                  9.4.42           

Heute erhielt ich deinen lieben Brief mit den Durchschlägen der Briefe an Kurt und Papa. Du hast also doch geschrieben. Es ist richtig, was du geschrieben hast, aber ich bin nur gespannt, was das gibt, wenn der Brief jetzt ankommt, wenn Siegfried daheim ist. Der will doch sicher auch lesen, was du geschrieben hast.
Da muß sich jetzt dein Spruch bewähren, dass man alles an sich heran kommen lassen soll. Geschrieben hat mir Papa bisher noch nicht, trotzdem er meinen Brief doch schon 1 ½ Wochen hat.
Wie ich aus den Durchschlägen gelesen habe, kommst du also diesen Samstag dort weg. Ich schreibe nun gar nicht mehr nach Frankreich, sondern warte deine neue Adresse ab.
Es ist Pech, dass du den Keks (?) nicht mehr bekommen konntest, aber schließlich kannst Du ja nichts dafür. Du konntest doch nicht ahnen, dass die Leute diese Woche nicht mehr da sind.
Ich habe heute Möhren und Radieschen gesät. Das eine Päckchen Möhrensamen von dir habe ich vorläufig noch übrig gelassen. Mit den Erbsen warte ich noch bis ca. Ende April.

10.4.

Lieber Ernst ! Am Nachmittag gehe ich mit den Kindern in den Film „Der große König“. Ich hoffe, dass er gut ist. Es ist heute sehr stürmisches Wetter. Da gehe ich mal nicht in den Garten.
Ich schicke an Siegfried zum Geburtstag drei Schachteln Zigaretten. Es wiegt ja nicht viel, und so schicke ich es als Brief in einem festen Umschlag. Es ist ja dann schneller dort.

11.4.

Lieber Ernst! Gestern waren wir nun in dem Film, er war wirklich großartig. Ich wünschte dir, dass du ihn auch einmal ansehen könntest.
Am Abend kam Vater rauf. Ihm ist von der Feldpostnummer 19655 das Verwundetenabzeichen in schwarz für Kurz geschickt worden mit der Bitte um Weitersendung an ihn.
Im Geschäft hat Vater drei Pfund Stockfisch bekommen können, davon hat er mir zwei Pfund abgegeben. Weißt Du, das war eine Sammelbestellung für alle Betriebsangehörigen. Ich habe mich sehr gefreut, dass Vater da auch an uns gedacht hat.
Heute Mittag fahren wir zu ihm und holen die Bohnenstangen. Er hat mir schon versprochen, dass er sie mir mal an einem Samstag in die Erde tut.
Es ist heute so schönes Wetter, dass ich am liebsten im Garten geschafft hätte, aber am Vormittag war ich einkaufen, habe aufgeräumt und die Treppe gespritzt und nun will ich Essen kochen. Am Nachmittag geht die meiste Zeit mit dem Bohnenstangenholen verloren. Na, es wird ja noch weitere schöne Tage geben.
Nun ist es mit den Bohnenstangen doch nichts geworden. Vater kam zu Mittag und sagte, dass er am Nachmittag arbeiten müsse. Ich habe nur noch ein Brot für ihn besorgt und Fleisch bestellt. Dann bin ich in den garten gegangen und habe weiter umgegraben. Bis zu dem Weg bin ich gekommen, den ich auch mit umgegraben habe. Jetzt habe ich in dem einen Garten nur noch ein kleines Stück. Du, die Sträucher werden auch schon grün und beim Baum ist es auch bald soweit. Jetzt sorgt man sich schon bald wieder, dass kein frost in die Blüten kommt. Denn gerade im Krieg kann man Obst gut brauchen.
Von Papa erhielt ich heute eine Karte. Er habe meinen Brief erhalten und komme nächste Woche darauf zurück. Siegfried und Erna haben auch mit unterschrieben. Etwas schreibt Papa noch, was dir sicher sehr leid tun wird. Erhard Tillner ist gefallen. Ich habe es gar nicht glauben können. Ich frage erst noch mal bei Elsa an, ob es auch tatsächlich wahr ist.
Ich habe heute schon immer daran gedacht, wo du wohl sein wirst. Evtl. schon auf der Fahrt? Ich hoffe, dass ich bald Nachricht von dir bekomme.
Ich gehe nun schlafen. Ich bin sehr müde. Gute Nacht, mein lieber Ernst, wach gesund wieder auf.

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