Donnerstag, 6. April 2017

Brief 310 vom 6.4.1942


Mein liebster Ernst !                                                              Konstanz, 6.4.42        

Heute wird ja keine Post ausgetragen, da konnte ich natürlich auch keinen Gruß von Dir bekommen. Da ich nichts zu beantworten habe, will ich dir von uns erzählen.
Vater hatte Anfang der vergangenen Woche gesagt, dass er Ende der Woche nochmals herauskommen würde. Wir hatten nun immer gewartet, auch gestern. Da er nicht kam, hatte ich gestern Abend keine Ruhe mehr und bin mit den Kindern zu ihm hinunter gegangen. Ich habe immer ein bisschen Angst, dass er krank sein könnte. Wir trafen ihn aber beim Fensterputzen. Er hörte gleich damit auf und wir haben uns in der Küche noch unterhalten. Vater gab uns dann noch ½ Pfund Pralinen, die wir uns teilen sollen, dazu mir 1 Pfund Mehl und den Kindern je 25 Pfg. Auch Kuchen hat er uns noch eingepackt. Ich hatte ihm ein paar Zeitungen mitgebracht. Gegen 9 Uhr sind wir heim gegangen. Ich habe ihm gesagt, er möchte doch heute Nachmittag herauf kommen. Er hört ja Musik gern, und das kann er ja bei uns haben, besonders seit wir den neuen Apparat haben. Die Kinder wollen gerade zu ihm gehen und ihn abholen. Lieber Ernst, du glaubst gar nicht, wie gern ich jetzt immer Radio höre.
Heute Vormittag habe ich noch einen ganzen Teil der großen Wäsche gebügelt, sodass ich morgen nicht mehr viel damit zu tun habe. Ich will doch wieder im Garten weiter schaffen.
Heute haben wir schönes, sonniges Wetter. Ich habe die ganze Zeit das Fenster auf. Das Doppelfenster habe ich ja schon seit einer ganzen Weile raus. Gestern und heute habe ich mich mal etwas ausruhen können, sodass ich morgen wieder frisch an die Arbeit gehen kann.
Für Kurt habe ich wieder zwei Zeitungspäckchen fertig gemacht. Die schicke ich morgen mit weg.
Ich schreibe nun am Abend weiter. Um ½ 5 haben die Kinder Vater mitgebracht. Wir haben uns erst unterhalten, dann haben wir Abendbrot gegessen, und nun, nachdem die Kinder im Bett sind, lesen wir noch. Dabei läuft natürlich das Radio. So sind auch diese Osterfeiertage vorbei gegangen. Im vergangenen Jahr war es ja noch schöner, weil du da warst. Aber diesmal ging es ja leider nicht. Aber es geht ja vielen so.
Bei Kurt hatte ich dir doch geschrieben, dass er in ca. 6 Wochen denkt, entlassen zu werden. Das war ein Irrtum von mir. Er hat von 2 – 3 Wochen geschrieben. Das wollte ich noch richtigstellen.
Nun laß mich schließen. Vater nimmt nachher den Brief gleich mit. Sei recht herzlich gegrüßt und geküsst von Deiner Annie.

Mein lieber Ernst!
Nun will ich dir einige Zeilen dazu schreiben. Die Feiertage habe ich meine Beschäftigung zuhause gehabt. Heute Nachmittag sind Helga und Jörg zu mir gekommen und haben so lange gewartet, bis ich fertig war zum mitgehen. Morgen geht es wieder los damit man nicht uns der Gewohnheit kommt. Wir sind gespannt, was aus dir nun wird, vielleicht klappt es mit einem anderen Posten. Bei Kurt habe ich schon immer Bedenken gehabt und wollen hoffen und wünschen, dass er wieder hergestellt wird. Bei mir geht es so einigermaßen. Was so vorliegt, teilt dir ja Annie mit. So wüsste ich nicht, was ich dir noch mitteilen sollte, oder was ich dir mitteilen könnte, interessiert dich weniger. Nun wünsche ich dir alles Gute und vor allen Dingen du bleibst gesund. Sei recht herzlich gegrüßt von deinem Vater.

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