Donnerstag, 30. Juli 2015

Brief 41 vom 30./31.7.1940


Lieber Ernst!                                                                                   30.Juli 40. 

Heute ist kein Brief von Dir gekommen. Von Kurt ist ein Brief mit einem Bild gekommen. Er sieht gut darauf aus. Wenn ich das noch aufhänge, habe ich dann Bilder von drei Soldaten. Das langt doch. 
Vorgestern habe ich im Brief das Bild vom Beutewein vergessen. Ich schicke es nun heute mit. 
Heute habe ich 1 ½ Pfund Tomaten geerntet und wieder 2 Pfund Falläpfel. Da gibt es wieder prima Apfelmus. Leider ist das Wetter heute wieder nicht schön, sondern ganz gewittrig.
Von Herrn Maier soll ich einen Gruß bestellen. Er fragte, ob Du noch in Lille wärst. Auf meine Bejahung war seine Antwort typisch: Na, da ist er ja gut versorgt. 
Jörg freut sich schon sehr auf seinen Geburtstag. Er ist schon ganz neugierig. Helga hätte am liebsten gleich am selben Tag mit Geburtstag.
Denk Dir mal, an was für eine Arbeit ich mich heute gemacht habe. Ich habe die Kakteen aus den 2 Schalen umgetopft. Ob die Erde richtig ist, weiß ich nicht, aber vorläufig sind sie wenigstens einmal auseinander. Was sagst Du nun. Vielleicht freut es Dich doch ein bißchen. 
Die ersten Brombeeren sind auch schwarz. Da so wenig Sonne scheint, werden sie so einzeln hintereinander schwarz, was ja zum Einkochen nicht so günstig ist.  Nun, lieber Ernst! Jetzt will ich schließen. Ich freue mich schon auf Deinen nächsten Brief.  Sei rech herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Annie.


Mein lieber Mann!                                                               Konstanz, 31.Juli 1940

Heute früh kamen Deine zwei lieben Päckchen an, aber wieder kein Brief von Dir. Für die schönen Sachen, die Du mir geschickt hast, danke ich Dir recht sehr. Sie sind wirklich schön. Der Schal gefällt mir sehr gut. Hab also vielen Dank.
Der letzte Brief, den ich bisher von Dir bekommen habe, ist vom 21.7. Mal sehen, ob heute Nachmittag wieder einer kommt. 
Ich habe heute sechs Pfund Bohnen abgenommen.  Davon will ich heute die ersten fünf Gläser sterilisieren. 1 ½ Pfund Falläpfel hat es auch wieder gegeben.
Von Jörg soll ich Dir auch schreiben, daß nun nach 3 Tagen sein Geburtstag kommt und daß er sich fest freut.  Nun ist der Briefträger wieder vorbei ohne mir einen Brief von Dir zu bringen. Da ich so ge(ver)wöhnt bin, daß Du regelmäßig schreibst, mache ich mir Sorge, ob etwas mit Dir passiert ist oder ob Du krank bist.
Wenn nur der Tag und die Nach schon herum wär, daß der Briefträger wieder kommt. Ich warte so sehnsüchtig auf einen Brief und kann mich an den mir geschenkten Sachen noch gar nicht so richtig freuen, da ich nicht weiß, ob Du gesund bist. 
Einen kleinen Gruß aus unserem Garten schicken wir Dir heute mit, wenn es auch nur ein getrockneter ist.  Ich hatte vom Umtopfen noch ein paar kleine Kakteen übrig, die ich wegwerfen wollte. Jetzt haben sie sich die Kinder in Töpfe getan und an ihr Fenster gestellt. Sie sind jetzt sehr stolz darauf. 
Die Briefmarken, die in Deinem Päckchen lagen, habe ich zu Deinem Album getan.  Lieber Ernst! Nun will ich Schluß machen. Ich will den Brief noch wegschaffen und dann geht es noch weiter am Bohnen schneiden. Ich grüße und küsse Dich recht herzlich und habe Dich so sehr lieb. Behalte auch lieb Deine Annie.

Dienstag, 28. Juli 2015

Brief 40 v0m 28./29.7.1940


Mein lieber Ernst!                                                  Konstanz, 28.Juli 1940. 

Heute habe ich nicht einmal einen Brief an Dich fortgeschafft und heute Abend schreibe ich erst an Dich. Wahrscheinlich wirst Du Dir heute auch überlegt haben, was wir wohl tun.
Nun, wir sind zuhause gewesen. Zum baden war es zu kalt, trotzdem die Sonne schien. Da hätten wir evtl. spazieren gehen können, aber es ist so: Ich habe doch jetzt immer ziemlich zu tun und da bin ich froh, wenn ich mich mal ausruhen kann. Ich weiß nicht, ob es vom Dehnen beim Lindenblütenpflücken gekommen ist, jedenfalls habe ich heute zum ersten Mal wieder Schmerzen am Brustbein gehabt, ganz abgesehen von den Rückenschmerzen, die ich schon gestern davon bekommen habe. Nun habe ich mich nachmittags von ½2 bis  ½4 mal richtig im Hof von der Sonne bescheinen lassen. Das hat mir ganz gut getan. Dann habe ich noch einen Rundgang durch den Garten gemacht, die Tomaten wieder ein bißchen angebunden, auch wieder drei Stück geerntet und im Vorbeigehen ein paar von den Erdbeeren, die sowieso raus müssen, herausgerissen.
Da ist mir aber doch der Schreck in die Glieder gefahren. Bei zwei Stöcken war je ein Engerling darunter und bei einem Stock gleich drei. Und was für große. Morgen will ich die Fläche gleich umgraben, da bin ich gespannt, wie viel ich da noch finde. Diese Tierchen liebe ich ja ganz besonders.  Sie sehen ja auch so appetitlich aus. 
Heute habe ich die ersten zwei Pfund Falläpfel zu Apfelmus gekocht. Ich habe es mit Süßstoff gesüßt und es hat ganz gut geschmeckt.  Da werde ich jetzt öfter welches kochen. Das verwenden wir nachher als Brotaufstrich.  Jetzt bekommen wir überhaupt öfter Tomaten. Morgen oder übermorgen sind wieder 4 bis 5 Stück reif. Hinterm Haus haben wir jetzt schon ziemlich viel Dahlien, während vorm Haus die Knospen noch nicht auf sind.  
Frau Steinmehl sagte jetzt mal zu mir, unsere Sachen ständen diesmal viel besser als ihre. Der Saumist sei also doch gut. Ihr Mann hätte keinen wollen, aber nun würden sie für nächstes Jahr doch welchen kaufen. 
Heute Abend habe ich die Bonboniere aufgemacht, die Du mir aus Göding geschickt hattest. Ich habe durch 4 geteilt und schicke Dir auch Deinen Teil, wenn ich einen passenden Karton rausgesucht habe. Laß Dir‘s gut schmecken. Mich freut‘s so, wenn Du auch etwas davon hast. Helga und Jörg bekommen ihren Teil zu Jörg‘s Geburtstag. 
Vor ein paar Tagen habe ich auf Wunsch der Kinder wieder mal die „Musik“ vom Speicher holen müssen. Jetzt werden wieder alle Platten durch gespielt. Aber es gefällt doch immer wieder, man bekommt es nicht gleich über.  Es ist jetzt ¼ 10 Uhr und ich gehe schlafen. Vom Nichtstun bin ich müd´. Ich will aber morgen mit frischen Kräften ans schaffen gehen. Gute Nacht, lieber Ernst. 



 Mein lieber Ernst!                                                                 29.Juli 1940

Ich habe heute mit Herrn Kuster gesprochen, er will mir für Dich und Kurt die Marken vom Deutschen Derby, vom braunen Band und auch die von Eupen Malmedy mit Sonderstempel besorgen. Er bestellt sie auch für sich. Ist es so recht? 
Von Kurt habe ich ja kein Geld mehr da, er muß mir´s halt später bezahlen. Teuer sind ja die Marken, die zwei ersten kosten pro Stück 2,50 M, die Letzeren pro Satz 1M. Ich werde doch bei Kurt anfragen, ob er bei späteren Marken wieder welche haben will, wenn sie so viel kosten.

Sonntag, 26. Juli 2015

Brief 39 vom 26./27.7.1940


Lieber Ernst!                                                     Konstanz, 26. Juli 40

Gestern Nachmittag habe ich für Dich und für Kurt die Marken von Eupen-Malmedy besorgt. Einmal ungestempelt, ein Randstück und heute schicke ich zwei Briefe an dich mit je einer Marke zu 6+4 und 12+8, da die Marken so auf einem Papier nicht mehr abgestempelt werden. Schreibe mir auch bitte, ob ich die Marke vom braunen Band in Berlin bestellen soll. Die Adresse habe ich mir auf der Post geben lassen. 
Heute früh sind wir auf den Bismarckturm gegangen und ich habe zwei Einkaufstaschen voll Lindenblüten gepflückt. Vielleicht gehen wir morgen früh noch mal, wenn das Wetter gut ist.
Heute tut mir erst mal das Genick vom raufgucken weh. Wir sind um 8 Uhr fort und waren um 11 Uhr wieder da. Ich habe aber auch in die Taschen hineingestopft was nur ging. 
Als wir heimkamen, war Dein lieber Brief vom 20.7. da, in dem Du den Empfang von 5 Päckchen und den Briefen von Köln bestätigst. 
Wer war die Kollegin, die Dir zum Geburtstag gratuliert hat? Woher wußte sie Deine Adresse?
Ich bin so froh, daß Du endlich von uns etwas bekommen hast.  Mit den Erdbeeren  werde ich es so machen, wie Du geschrieben hast. Wann muß ich die neuen Setzlinge setzen und wo? Die Erdbeeren bei den Johannisbeerbäumchen müssen doch auch raus? 
Deinen Brief aus Brüssel habe ich bekommen und sogar schon nach  zwei Tagen. Der Bahnbeamte hat ihn also gut besorgt. 
Von Kurt habe ich schon längere Zeit keine Post, das ist aber nicht so schlimm. Kurt schreibt ja sowieso selten. Gestern habe ich schon 1 ½ Pfund Stangenbohnen abnehmen können. Jetzt dauert es nicht mehr lange, dann muß ich welche sterilisieren. Salzbohnen mache ich auch ein, wenn es viele Bohnen gibt. Auch zwei rote Tomaten haben wir geerntet. Einige Gurken sind schon so groß wie meine Hand. Es wird dieses Jahr ziemlich viel geben, denn es ist noch alles voller Blüten. 
Am Sonntag über 8 Tagen hat Jörg nun Geburtstag. Ich kaufe ihm nun doch kein Fernlenkauto, denn die sind sehr empfindlich. Er bekommt dafür einen Wasserflieger, den er sich auch gewünscht hat. 
Mein lieber Ernst! Ich sende Dir nun recht herzliche Grüße und Küsse und bin immer Deine Annie.


 Mein lieber Mann!                                                Konstanz, 27.Juli 40. 

Heute früh ist kein Brief von Dir angekommen.
Wir sind um ½ 8 Uhr früh auf den Bismarckturm gegangen und ich habe nochmals eine Tasche voll Lindenblüten gepflückt. Es sind noch viel Lindenblüten da, aber leider für mich unerreichbar. Da müßtest Du da sein, daß Du auf den Baum kletterst. Ich bin ja froh, daß ich im Ganzen wenigstens 3 Taschen voll pflücken konnte, das ist doch besser als nichts. Unsere ganze Stube riecht jetzt nach Lindenblüten.
Es hatte die ganze Nacht geregnet, so daß ich ziemlich beim pflücken gewaschen worden bin. Das war aber ganz erfrischend. Nicht so schön war es, daß ich aus Versehen eine Wespe in die Hand bekommen habe. Die hatte so schön in der Blüte versteckt gesessen, daß ich sie gar nicht gesehen habe. Beim Stechen habe ich es aber gemerkt. Ich habe immer dran denken müssen, wie wir früher immer zusammen zum  pflücken gegangen sind. Das war auch fein. 
Vom Siegfried ist heute früh ein Brief gekommen aus Weimar. Ich muß ihm auch wieder mal schreiben, denn ich habe seinen Brief vom 13.7. auch noch nicht beantwortet. Seine Briefe schicke ich Dir dann mit.
Bei uns wird das Wetter nicht besser. Jeden Tag gibt es mal Regen. Ich schicke Dir heute mal ein Bild mit. Ist das Euer Beutewein? 
½ 4 Uhr. Nachdem ich gestern Deinen Brief vom 20.Juli erhielt, kam heute Dein lieber Brief vom 18. an, in dem Du noch auf Post wartest. Inzwischen hast Du ja welche erhalten. 
Ich habe nun aus Deinem Schreiben ersehen, daß Du jetzt ein Lokal gefunden hast, wo deutsch gesprochen wird und wo es Dir gefällt.  Nachdem Du dort soweit gut versorgt bist, Dein Auskommen hast und ziemlich ungebunden leben kannst, zweifle ich tatsächlich immer mehr, ob es Dir später wieder bei uns gefallen wird. Dort hast Du soweit Ruhe und freie Zeit, während man sich zu hause doch öfter mal über die Kinder ärgern muß. Du weißt ja, sie machen vielmals Lärm, wenn man Radio hören will usw. Na, wir werden ja sehen. Ich komme mir ja oftmals sehr vereinsamt vor, denn ich habe ja niemand, der mir näher steht.
Die Kinder sind wohl liebe Kerle, aber über vieles kann man doch nicht mit ihnen reden. Manchmal kommt es mir vor, als wärst Du für mich unerreichbar und es könnte nie mehr so werden, wie es vor Deiner Einberufung war. Ich glaube, ich habe großes Heimweh nach Dir, denn es tut im Herzen sehr weh. Du brauchst nicht immer etwas für mich zu kaufen, wenn Du mich nur recht lieb behältst. Das ist mein einziger Wunsch. 
Lieber Ernst! Sei recht herzlich gegrüßt und geküßt von uns allen, besonders aber von Deiner Annie.

Freitag, 24. Juli 2015

Brief 38 vom 24./25.7.1940



 Mein lieber Ernst!                                                  24.Juli 1940

Heute früh kam kein Brief von Dir. Das ist direkt eine Ausnahme und ich warte nun heute Nachmittag auf den Briefträger. 
Ich habe wieder ein bißchen im Garten geschafft. Die Roten Rüben habe ich auseinander gesetzt, dann habe ich noch das halbe Erbsenbeet umgegraben. Das wollte ich jetzt frei lassen für Winterspinat und Wintersalat. Ist das richtig? Ich weiß nicht, ob Du Dich noch erinnern kannst, daß zwischen dem Kraut eine einzelne Kartoffelstaude stand. Die habe ich heute herausgemacht, weil das Kraut sonst im Wachstum gehindert wird. Davon habe ich 4 Pfund Kartoffeln geerntet. Und was für Riesen. Ein paar haben einen Umfang von 28 bezw. 25 cm.  Das hat mich gefreut. Das Pfund Kartoffeln kostet jetzt doch noch 10 bis 12 Pfg.  Ein paar Tomaten werden auch rot. 1 Pfund Buschbohnen habe ich wieder holen können. Du glaubst gar nicht, was wir in der einen Reihe für riesige Möhren haben. Frau Steinmehl hat sie schon mit Erstaunen betrachtet. Sie haben auch eine gewaltige Stärke.  In der anderen Reihe sind längere Möhren, die aber noch nicht ganz ausgewachsen sind.  Es ist aber gerade recht so, da haben wir jetzt und später welche. In einigen Tagen muß ich wieder das Kraut nach Raupe absuchen, denn die Kohlweißlinge fliegen viel rum. Wir haben doch noch ein zweites Beet Erbsen. Die haben sich jetzt, nachdem sie anfänglich so windig aussahen, gut gemacht und tragen auch reichlich. In 2 Wochen werden sie ausgewachsen sein. Die Schoten fangen an, dick zu werden. 
Heute Nachmittag ist auch kein Brief von Dir gekommen.  Ich schicke heute die Hosenträger mit. Ein kleines Stück Schokolade lege ich dazu. Ich weiß nicht, ob Du dort auch Schokolade erhältst, und wenn, dann wird sie Dir trotzdem schmecken.  Ich habe heute Nachmittag noch ein bißchen gewaschen und nun ist es schon ¼ 5 Uhr. Da wird der Brief heute wieder ein bißchen kurz, da ich ihn doch noch auf die Post bringen will. Das nimmst Du mir bitte nicht übel. Mein lieber, guter Ernst! Sei recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Annie.


Lieber Ernst!                                                    Konstanz, 25. Juli 1940

 Heute erhielt ich Deinen lieben Brief vom 17.Juli.
Was heißt das, O.U., den 17. Juli? Bisher hast Du doch immer Lille geschrieben? 
Das war ja schon eine Enttäuschung für mich, daß Du wahrscheinlich doch nicht auf Urlaub kommst. Ich hatte mich schon sehr gefreut. Wollen wir aber froh sein, daß Du wenigstens einen Tag bei uns sein konntest. So haben wir uns doch noch mal gesehen, ehe Du dorthin gefahren bist.
Ich habe überhaupt vergessen, Dir zu schreiben, daß ich mich über die Anfertigung eines Anzuges für Dich freue. Sehr leid tut es mir, daß Du so von Schnaken geplagt wirst. Bei uns sind jetzt in den Zimmern noch keine zu spüren, aber sie werden schon noch kommen.  In St. Gallen ist jetzt schon der Kartoffelkäfer festgestellt worden, da müssen wir uns bald darauf gefaßt machen, daß er zu uns rüber kommt. In der Zeitung hat schon die Aufforderung gestanden, daß zwei Mal wöchentlich die Kartoffeln und Tomatenblätter abzusuchen sind. Das ist auch eine schöne Arbeit, aber immerhin besser, als wenn dieser Käfer uns alles weg frißt. 
Hört Ihr dort auch davon, wie frech die französischen Zeitungen, Minister usw. schon wieder werden. Daß sie behaupten, Frankreich wäre am Krieg schuldlos und daß sie eine schnellere Heimbeförderung usw. für die Flüchtlinge von uns Deutschen fordern. Denen geht es wahrscheinlich noch zu gut. Im vorigen Krieg haben sie überhaupt nicht danach gefragt, wie wir versorgt waren, im Gegenteil, sie haben uns hungern lassen. Alles was recht ist, aber die Franzosen sind doch ein hinterhältiges, falsches Volk. 
Lieber Ernst! Ist es Dir eigentlich nicht lästig, wenn ich so viel vom Garten schreibe? Ich möchte Dir nur gern immer zeigen, wie alles steht, damit Du Dir einen Begriff davon machen kannst. 
Im Allgemeinen geht ja ein Tag vorbei wie der andere. Essen, schaffen, schlafen.  Nur gut, daß es immer zu schaffen gibt. Ich bin so froh, daß ich immer liebe Briefe von Dir bekomme. Ach Ernst, ich meine oft, ich müßte Dich sehen und mit Dir reden können. Hinter aller Sehnsucht steht aber immer wieder das Wort: Es geht nicht! Nein, es geht nicht.  Nun will ich schließen, mein lieber, lieber Ernst! Sei recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Annie.

25.7.40. Lieber Ernst! Es ist jetzt 11 Uhr.

 Vor einer halben Stunde bin ich vom Garten gekommen, nachdem ich das Erdbeerbeet (die 5 Reihen) umgegraben habe. Ich habe gleich um 6 Uhr angefangen. ½ 8 Uhr sind die Kinder aufgestanden und wir haben gefrühstückt. Dann habe ich weitergegraben. Außer denen von gestern habe ich noch 14 Engerlinge ausgegraben. An der Längsseite der Erdbeeren kann ich noch nicht umgraben, da überall Rote Rüben dazwischen stehen.  Nun habe ich mich inzwischen gewaschen und umgezogen und fühle mich wieder frisch.
Nachdem ich gestern keinen Brief von Dir bekommen hatte, dachte ich, es käme heute früh einer. Es war aber wieder nichts. Mit dem Einkaufen warte ich heute bis der Briefträger am Nachmittag vorbei ist. Vielleicht ist dann etwas für mich dabei. 
¾ 3 Uhr. Jetzt kam Dein Brief vom 21., auch der an Helga. Ich danke Dir auch für das Taschentuch. 
Den Brief von dem Herrn Naumann wirst Du ja inzwischen erhalten haben.
Mit Herrn Kuster werde ich einmal wegen der Briefmarke reden. 
Helga hat sich sehr über Deinen Brief gefreut. Sie hat ihn Jörg eben vorgelesen. Sie schreibt Dir bald wieder. Heute ist gerade ein so schöner Tag, da sollen sie lieber draußen spielen. Jörg hat sich nun doch ein Auto gewünscht, kein Fernlenkauto. Mal sehen, ob ich was Nettes finde.
Ich freue mich, daß Du jemanden gefunden hast, der Deine Wäsche versorgt. Danach hatte ich Dich auch schon immer fragen wollen. 
Pralinen und Schokolade werde ich Dir also nicht mehr schicken, wenn Du dort welche bekommst, aber die aus dem mir geschenkten Karton nimmst du doch bitte noch. Du machst mir damit eine große Freude. 
An dem Gerede von Resi war insofern etwas wahres, als Deine Kameraden, die noch in G ö d i n g geblieben waren, nach Krakau gekommen sind. Inzwischen sind sie aber schon wieder nach Göding gekommen.
Frau Gloger hat es mir bei ihrem Hiersein erzählt. Resi hat mich durch Helga (sie ist vorbei gefahren) eingeladen, sie zu besuchen. Ich habe aber nicht viel Lust und meist auch keine Zeit. Ich stricke nämlich einen Pullover mit halben Ärmeln für mich, da nutze ich jede freie Minute dazu aus. 
Schreib mir bitte, ob es Dir wirklich nicht lächerlich vorkommt, wenn ich so viel von meiner Gartenarbeit schreibe. Ich will nämlich wirklich nicht damit prahlen. 
Nun, mein lieber, lieber Ernst! Sei recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Annie.


Donnerstag, 23. Juli 2015

Brief 37 vom 23.7.1940


Mein lieber Ernst!                                                  23.Juli1940

Heute erhielt ich Deinen lieben Brief vom 16.
Glaube mir, es tut mir selber weh, wenn ich immer wieder lese, daß Du noch keine Post von uns erhalten hast. Ich habe ja gemerkt, wie es ist, wenn man schon mal nur 8 Tage keine Post bekomm, geschweige denn drei Wochen lang. Ein Trost ist mir nur, daß Du jetzt, wo ich den Brief schreibe, doch Briefe erhalten haben wirst.  Die Zeitung von Dir habe ich auch erhalten. Das hätte ich auch nicht vermutet, daß ausgerechnet in einer Zeitung von Brüssel das Konzil zu sehen ist. Konstanz ist also doch nicht so unbekannt. 
Deine vier Päckchen habe ich also erhalten, wie ich Dir schon geschrieben habe. Es ist also alles gut angekommen. 
Über Deine Karte habe ich mich gefreut. Die Umgebung des Rathauses sieht ja nicht gerade vorteilhaft aus, oder täuscht das auf der Karte? Der Turm ist zwar groß, aber viel Sinn hat er ja nicht. Für Euch wird es ja erst einmal die Hauptsache sein, daß Ihr in anständigen Räumen schaffen könnt. Ich hoffe immer, daß Dir bei Fliegerangriffen nichts passiert und daß Du gesund wieder zu uns heim kommst. Wir sind bisher von Fliegerbesuch verschont geblieben.
Deine Hosenträger sende ich Dir mit. Ich habe sie noch ein bißchen gewaschen. Sollten sie bis heute Nachmittag noch nicht trocken sein, schicke ich sie Dir morgen. Du hast auch noch ein paar gute da. Wenn Du die noch brauchst, so schreibe mir.  Auch Briefpapier werde ich Dir wieder schicken, denn Deine Briefbogen werden wohl bald alle sei, wo Du so oft an mich schreibst. 
Unseren Kindern gebe ich wieder Küsse von Dir. Sie folgen soweit schon, aber Du weißt ja, Kinder, die immer brav sind, gibt es ja nicht.
Vor allem Jörg stellt öfter was an. Am Sonntag hat er einen Gummiring an einen Strick gebunden und damit herumgeschleudert. Dabei hat er innen auf dem Fensterbrett bei Frau Nußbaumer einen Blumentopf runter gerissen und die Blumen darin sind fast restlos kaputt. Frau Nußbaumer hat ihn extra innen hingestellt, damit nichts drankommt, da sie gerade diese Blume erst großgezogen hatte. Jörg habe ich gesagt, daß er sich entschuldigen muß, denn es war mir sehr peinlich. Ehe er sich aber dazu bequemt hat, habe ich ihn erst versohlen müssen. Ich habe ihm dann gesagt: „Was würdest Du denn machen, wenn Dir jemand in Deinem Gärtchen Blumen kaputt macht, meinst Du, Frau Nußbaumer ärgert sich nicht?“. Da hat er eine Antwort gegeben, die unserem Zornickel ähnlich sieht. Er sagte: „Da würde ich vor Zorn den ganzen Garten zertrampeln.“ Darauf habe ich ihm gesagt: „Siehst Du, wenn Du so einen Zorn haben würdest, kann ich wenigstens verlangen, daß Du Dich entschuldigst“, was er dann auch getan hat.  Hinterher kam aber sein Dickkopf gleich wieder zum Vorschein. Er sagte: „Nun gehe ich überhaupt nicht mit.“ (Wir wollten gerade in die Stadt gehen). Ich entgegnete ihm darauf, daß mir das gleich sei, er solle sich nur gleich ausziehen, daß er ins Bett geht. Als er nun sah, daß er nichts erreicht, hat er dann doch klein beigegeben.
Im Allgemeinen folgt er aber auch soweit und ich werde auch sonst mit ihm fertig. Im Notfalle gibt´s halt was hinten drauf, und davor hat er großen Respekt, denn ich schlage scheinbar nicht schlecht zu. Da ich ja nun selten zuschlage, tut diese Abreibung immer ihre Wirkung, denn hinterher folgt er wieder mal eine ganze Weile. 
Von den Eltern habe ich heute einen Brief bekommen. Sie werden Dir sicher davon einen Durchschlag mitgeschickt haben, wie sie das bei mir auch mit dem Brief an Dich getan haben. Wenn ich wieder Zeitungen bekomme, sende ich Dir wieder welche zu.
Soll ich eigentlich das Buch von Hans Fritsche bestellen? Du könntest es schließlich nach Deinem Urlaub mit hinnehmen. Schreib mir bitte Deine Ansicht. Die Buchhandlung muß das Buch nämlich erst bestellen.
Heute schaffe ich mal nichts im Garten, aber morgen muß ich noch die roten Rüben versetzen, damit sie sich entwickeln können. Eigentlich hätte ich es schon etwas früher machen sollen, aber, Du darfst mir nicht böse sein, ich hatte es tatsächlich vergessen. Siehst du, es ist doch richtig, Hochmut kommt vor den Fall. Da habe ich mir eingebildet, im Garten ist alles tadellos und jetzt habe ich doch die Hälfte vergessen. Na, es läßt sich ja noch ändern. 
Es ist heute wieder trübes Wetter. Früh scheint immer die Sonne und gegen acht Uhr wird es dann trüb. Die Tomaten könnten jetzt schon mal die Sonne vertragen. 
Ich sehe jetzt, daß die Hosenträger doch nicht trocken werden, da sende ich heute das Schreibpapier mit.  Ich schließe nun für heute. Bleib recht gesund und sein vielmals gegrüßt und geküßt von Deiner Annie.
Viele Grüße und Küsse von Deiner Helga. Sei 100 Mal gegrüßt und 100 mal geküßt aber ganz fest. Jörg 21.7.40.

Helga hatte die letzten Tage ein Gerstenkorn am linken Auge. Wir wollten‘s Dir nicht eher schreiben, damit Du Dir keine Sorgen machst. Heute ist es nun aufgegangen und der ganze Eiter ist raus. Jetzt ist Helga auch wieder froh, denn es hat die letzten Tage sehr weh getan.

Brief 36 vom 22.7.1940


Lieber Ernst!                                                              22.Juli 1940

Heute habe ich erst Deinen lieben Brief vom 15.7. erhalten. Die schönste Nachricht war ja, daß Du sicher Urlaub bekommen kannst. Lieber Ernst, sobald Du Urlaub bekommst, so fahre. Warte nicht erst bis zu meinem Geburtstag. Der Geburtstag ist nicht so wichtig, wenn Du nur da bist. Ich freue mich ja schon riesig. Du wirst diesen Brief nun wieder erst in einer Woche bekommen. Hoffentlich ist es da für die Entscheidung nicht zu spät.  Du hast ja viel für mich gekauft. Wenn Du auf Urlaub kommst, kann ich Dir ja den Dank persönlich abstatten. Vorläufig danke ich Dir jedenfalls recht, recht herzlich. 
Eigentlich wollte ich ja noch mehr schreiben, aber sei nicht böse, ich bekomme einfach meine Gedanken nicht zusammen, es schwirrt mir immer im Kopf herum, daß Du bald mal Urlaub bekommst. Ich freue mich einfach unbeschreiblich.  Ich beende  jetzt den Brief und schaffe ihn dann gleich weg, damit Du ihn bald erhältst.
Recht, recht viele Grüße und Küsse, lieber Ernst, von Deiner Annie.



Mein lieber Ernst!                                                        22.Juli 1940

Heute früh habe ich einen Brief an Dich abgesandt. Ich konnte da einfach nicht viel schreiben, denn ich war ganz zapplig, weil ich die Hoffnung haben kann, daß wir Dich bald mal wiedersehen. 
Heute Nachmittag kam nun Dein viertes Päckchen an mit einem blauseidenen Höschen und blauen Trikothemdchen. Ich muß schon die Verkleinerungssilbe „chen“ wählen, da die Sachen alle so nett und zierlich sind. Auch ein Paar Handschuhe waren dabei. Auch sie passen ausgezeichnet. Ich muß mich gerade wundern, wie Du die Größen so weißt.
Ich muß Dir nur immer wieder danken, daß Du so an mich denkst und mir so schöne Sachen besorgst.  Mir ist es jetzt wirklich eine große Beruhigung, daß Du jetzt Post von mir haben wirst, denn länger als 8 Tage werden die Briefe von hier nach dort auch nicht brauchen. Du wünschst Dir in Deinem Brief, daß ich immer an Dich denke. Diesen Wunsch habe ich schon erfüllt, ehe Du ihn ausgesprochen hast, denn ich denke immer an Dich. Du weißt ja gar nicht, wie lieb ich Dich habe.
Heute habe ich von einer Frau Brotmarken für zwei Dreipfundbrote bekommen. Da haben wir diese Woche fünf Brote und ¾ Pfund Mehl. Das ist doch fein, was? Jetzt bekommt ja Jörg auch ein Pfund Brot mehr pro Woche, d.h. ab nächster Woche, weil er jetzt 6 Jahre alt wird. Dafür bekommt er 1 ¼ l Milch weniger und kein Mondamin mehr, aber mehr Fleisch. Uns Erwachsenen ist 150g Brot gekürzt worden pro Woche zugunsten der Jugendlichen zwischen 14 und 20 Jahren. Die Kinder bekommen nächstes Mal ¼ statt 1/8 Kakao. Dafür kann man auch Schokolade nehmen. 
Lieber Ernst! Auf den Bildern von Köln siehst Du einfach prima aus. Ich habe sie immer noch neben mir auf dem Tisch liegen.  Da bist Du so natürlich getroffen und so lieb. Du bist eben mein liebster, bester Ernst. 
Als ich heute bei Tengelmann war, hat die Elli mit mir gesprochen. Sie schreibt sich doch mit dem Pfluger. Er hat ihr auch eine Aufnahme von sich geschickt. Elli sagte mir, daß die Mutter vom Pfluger, nachdem sie gehört hat, daß Leute auf die Büros kommen ins besetzte Gebiet, gleich zu allen Behörden in Konstanz gelaufen ist, um ihren Sohn vom Militärdienst für eine Bürostelle frei zu bekommen. Es ist aber nicht gelungen und da hat die Elli eine mächtige Freude. Sie sagte, für den Pfluger wäre es ganz gut, wenn er mal festen Dienst machen müßte, denn zu hause würde er viel zu sehr verwöhnt. Ein Mann müßte auch mal ein bißchen abgehärtet werden. Sie hat es ihm auch geschrieben. Die Mutter darf ja nicht wissen, daß sie sich schreiben, die würde sonst verrückt. Ich weiß nicht, ob‘s Dich interessiert, ich habe es Dir halt mal mitgeschrieben. Der Pfluger kommt also doch nicht so leicht von der Elli los. 
8 Uhr abends. Heute gegen Abend habe ich mich noch im Garten betätigt, ich habe wieder das ganze Kraut gehackt. Dann habe ich das Erbsenbeet frei gemacht und das halbe Beet umgegraben. Dann mußte ich aufhören, denn es fing an zu regnen. Ich habe heute sogar ein Lob von Herrn Zahn erhalten, denk mal an.  Man würde sehen, daß ich immer im Garten schaffe, denn es sähe überall so ordentlich aus. Es wäre gar nicht verunkrautet und es stände alles so gut da. Na, was sagst Du nun?
Von Herrn Zahn habe ich auch erfahren, daß Fritz Bautz in Colmar ist. Ach Ernst, ich freue mich schon so auf Dein Kommen. Wenn es noch ein Weilchen dauert, ist es nun doch nicht mehr so schlimm, wenn ich ganz genau weiß, daß Du doch kommst. Auf den Bildern von Köln siehst Du so natürlich aus, daß man direkt das Gefühl hat, im nächsten Augenblick würdest Du mit einem reden. Wir können uns gar nicht von den Bildern trennen. Wir bekommen direkt noch mehr Sehnsucht, Dich hier zu haben, Du lieber Ernst! Lach mich bitte nicht aus, daß ich Dich so lieb habe und so Sehnsucht nach Dir.

Brief 35 vom 21.7.1940


Mein lieber Ernst!                                                                 Sonntag, 21. Juli 1940

 Schon wieder ist eine Woche vorbei und ich hoffe, daß Du nun endlich Post von uns bekommen hast.
Wie wirst Du nun den heutigen Sonntag verbringen?  Wir wollten heute baden gehen, aber es wird wieder nichts werden, denn es ist sehr windig. Heute Nacht hat es geregnet und da ist es auch etwas kühl. Vielleicht gibt es wochentags einmal einen warmen Tag. 
Wir sind gestern Nachmittag in der Stadt gewesen. Da sind wir einmal mit der Fähre über den Rhein gefahren, denn ich haben den Kindern eine Freude machen wollen. Die Freude ist auch sehr groß gewesen. Am liebsten wären sie gar nicht wieder ausgestiegen.
Wir haben dann einen Brief und ein paar Zeitungen an Dich abgeschickt. Hinterher habe ich mich nach den Reden  von Hans Fritsche erkundigt. Die gibt es gebunden zu M 2, aber, das Buch wiegt über 250g, denn es hat über 190 Seiten. Da kann ich es also noch nicht schicken. 
Als wir heimkamen, war ein Päckchen von Dir da, mit einem wunderschönen Unterrock und einem Taschentuch. Ich danke Dir vielmals dafür, so was Schönes würde ich mir ja hier nicht kaufen. Das war wirklich eine Überraschung und ich habe mich riesig darüber gefreut. Du bist doch ein recht lieber Kerl. Anziehen tue ich ihn ja noch nicht, das wird alles aufgehoben, bis Du heimkommst. Denn nur für Dich möchte ich besonders schön sein. 
Jetzt, nachdem ich meine Figur so ziemlich wieder in Ordnung habe und der Bauch auch fast ganz verschwunden ist, habe ich auch wieder Freude an schöner Kleidung und nachdem ich mich gesundheitlich wohl fühle und nie mehr Rückenschmerzen gehabt habe, fühle ich mich gar nicht mehr alt, sondern ziemlich jung. Schließlich sind ja 29 Jahre auch noch kein Alter. 
Da Vater die ganze Woche nie oben war, habe ich die Kinder mal runter geschickt, ob er vielleicht nicht ganz gesund ist. Er hat aber nur viel Arbeit gehabt und kommt heute Abend rauf. 
Ich warte noch auf den Briefträger, ob ich heute auch was bekomme. Viel Hoffnung habe ich ja nicht, da ich gestern erst 3 Briefe und 1 Päckchen bekommen habe. 
Mein lieber Ernst! Ich muß Dir immer wieder danken, daß Du so oft an uns schreibst und immer an uns denkst.  Jetzt, um 12 Uhr ist im Westen der Himmel ganz schwarz und es donnert auch schon. Wir wollten nachher noch den Brief wegschaffen, da es mit dem baden doch nichts wird. Nun werden wir aber erst noch das Gewitter abwarten. 
Ich bin in der letzten Woche, seit Helga Ferien hat, doch recht faul geworden. Die letzten Tage bin ich immer erst so gegen 7 Uhr aufgestanden.  Einmal ist es sogar noch später geworden. Was sagst Du dazu? Jetzt will ich damit wieder aufhören und wieder um 6 Uhr aufstehen. Am schönsten läßt es sich nämlich doch am frühen Morgen schaffen. 
Jörg freut sich schon auf seinen Geburtstag.  Er hat sich ein Fernlenkauto gewünscht, das werde ich in den nächsten Tagen kaufen. Außerdem haben wir ja noch die Kaserne da. Das Auto kostet 1,50 oder 2. Das kann ich ja schon ausgeben. Außerdem werde ich ihm Obst kaufen und ein oder zwei Kuchen backen.  Dieses Mal bekommt Jörg auch andere Lebensmittelkarten, da er 6 Jahre wird. Da muß ich mich wieder etwas umstellen.  Jetzt kann ich erst mal nicht weiter über die Lebensmittelkarten schreiben, denn eben, um ¼ 1 Uhr kamen Deine lieben Päckchen mit den Nummern 1 und 2.
Aber Ernst, da findet man überhaupt keine Worte mehr. Du stattest mich ja fabelhaft aus. Das rosarote Hemdchen, Höschen und Unterrock ist fabelhaft. Ebenso die Taschentücher, Strümpfe und der schöne Kragen. Du hast Dir aber ganz große Ausgaben wegen mir gemacht. So aussprechen kann man den Dank gar nicht richtig, da sollte ich Dich da haben. Jedenfalls danke ich Dir recht, recht herzlich. Den mündlichen Dank werde ich Dir aussprechen, wenn Du wieder einmal bei uns bist. 
Gleichzeitig kam ein Brief von Herrn K.V.OberInsp. Johann Naumann. Ich sende ihn Dir mit. Dabei waren drei Bilder von Dir vor dem Rhein und vor dem Dom. Ich weiß nun nicht, ob die Bilder für uns oder für Dich bestimmt sind.  Vorläufig behalte ich sie einmal da. Du kannst mir ja entsprechend schreiben. Du siehst sehr gut darauf aus, vor allen Dingen auch sehr braun.  
Über Deine Käufe für mich muß ich Dir sagen, daß Du einen sehr guten Geschmack hast. So zarte Wäsche bin ich gar nicht gewöhnt, aber sie gefällt mir sehr gut. Wie schon gesagt, anziehen tue ich sie erst, wenn Du da bist.  Nun will ich schließen. Morgen schreibe ich ja wieder. Sei für heute recht, recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Annie, die Dich sehr lieb hat.        
Ich hab Dich auch ganz fest lieb, auch Jörg hat dich lieb. Deine Helga.


Brief 34 vom 19./20.7.1940


Lieber Ernst!                                           Konstanz, 19.7.40       ½ 2 Uhr               

Heute ist endlich einmal schönes Wetter und so habe ich im Garten gleich mal nach dem Rechten gesehen. Etwas Unkraut habe ich entfernen müssen, aber so schlimm war es nicht, da ich immer hinterher bin. Ich habe wieder 1 Pfund Buschbohnen abnehmen können. Der Salat an dem schrägen Stück ist jetzt alle, dafür habe ich jetzt noch Kraut hingesetzt. Vorhin habe ich die Brombeeren wieder angebunden. Die treiben ja, daß einem Angst und Bange wird. Beim Apfelbaum drückt‘s die Zweige ganz runter. Bei dem Wäscheplatz kann man die Äpfel mit der Hand greifen. Die Zwiebeln sind schon sehr groß. Muß man da jetzt den Lauch abknicken? Die erste Dahlie ist auch aufgegangen, eine dunkelrote. Vorhin habe ich wieder ½ Pfund Himbeeren abgemacht.  die haben wir gegessen. Wir essen jetzt meist Erzeugnisse aus unserem Garten. Morgen gibt´s Bohnen, am Sonntag Erbsen und Möhren und am Montag Kohlrabi, am Dienstag gibt´s wahrscheinlich Salatgemüse (Salat wie Spinat gemacht). Bei den Setzlingen stehen nämlich noch Salate, nur keine großen Köpfe. Ab nächste Woche will ich sehen, daß ich möglichst jede Woche ½ Pfund Zucker wegtun kann, damit ich ein bißchen Brombeermarmelade kochen kann. Marmelade ist doch notwendiger als Kompott. Wir trinken jetzt jeden Abend Kaffee, um den Zucker zu sparen. Kaffee und Milch haben wir ja genug.
3 Uhr. Eben ist Frau Gloger wieder fortgefahren. Sie hat mir die Holzschuhe gebracht. Gestickte sind es nicht, aber sonst sind sie sehr schön. Es ist ein geblümter Stoff.
Aber an etwas hat es gehapert. Wir haben Zoll zahlen müssen. Auf meinen Anteil entfallen 4,40Mk, also fast soviel, wie die Schuhe kosten. Das läßt sich nicht ändern. Ich bin jetzt froh, daß ich sie habe. Sie sind vorn geschlossen.  Da kann ich sie auch ohne Strümpfe anziehen, was mich freut. Sie sehen wirklich sehr schön aus, der Grund ist weiß mit bunten Blumenkränzchen. 
Frau Glober hat bei Ricks nach unserer Adresse gefragt. Sie kennt mich auch, sie war früher in der Expedition im Neuwerk. Frau Glober  sagte, Du sollst froh sein, daß Du nicht mehr in Hradisch bist, dort wär‘s miserabel, vor allem das Essen. Herr Glober hat geschrieben, daß sie wahrscheinlich in 14 Tagen nach hause kämen. Ich weiß ja nicht, ob‘s wahr ist, daß sie kommen.  Sie freut sich jedenfalls schon sehr. 
Ein Brief ist heute nicht gekommen. Ich schließe deshalb und fahre nun in die Stadt. Die Schuhe weihe ich gleich ein. Sei nun vielmals herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Annie.


 Mein lieber, lieber Ernst!                 20.Juli 1940

 Heute kamen Deine drei lieben Briefe vom 10., 12. und 14. Juli an. Als Du die Briefe geschrieben hast, wartetest Du schon auf Post von mir, derweil hatte ich ja überhaupt noch keinen Brief von Dir. Der erste kam ja am 13. erst an. Du armer Kerl tust mir ja so leid, daß Du so lange warten mußtest, denn ich habe auch gemerkt, wie man wartet, wenn man längere Zeit keine Briefe bekommt und Dir geht es ja noch viel schlimmer. Nun will ich Deine Briefe beantworten.
Ich danke Dir für die Beschreibungen von dort. Das interessiert mich alles sehr. Solche Zustände, daß man jahrelang mitten in der Stadt zerschossene oder verfallene Häuser stehen läßt, gibt‘s bei uns doch nicht. Bei uns beginnt gleich der Aufbau. 
Hoffentlich hat das Fräulein bei Dir keine anderen Absichten damit, daß sie so besorgt ist, denn Deutschfreundlichkeit wird es wohl kaum sein. 
Ich habe feststellen müssen, daß Du Dein Mittagessen in ganz erlauchter Gesellschaft einnimmst. Aber das glaube ich gern, daß Du Dich da gleich dran gewöhnt hast. 
Ich danke Dir schon im Voraus für Deine lieben Päckchen. Ich werde genau darauf achten, wie alles ankommt.  Wie wir den Sonntag verbracht haben, hast du ja aus meinen früheren Briefen ersehen. Jetzt ist es die ersten Tage wieder schön und vielleicht ergibt sich die Gelegenheit, daß wir wieder mal baden können im See. 
Ich habe gestern die neuen Holzschuhe zu meinem hellen Kleid angehabt und habe gesehen, daß ich auch sehr nett aussehen kann, wenn ich nette Sachen zum anziehen habe. Schön lustig sind die Schuhe. 
Ich sende Dir in den nächsten Tagen immer ein paar Zeitungen mit und nach den Reden von Hans Fritsche werde ich mich erkundigen. 
Wenn wir hier manchmal so französische Zeitungsstimmen lesen oder im Radio hören, bekommt man den Eindruck, als ob die Franzosen unsere Anständigkeit ausnutzen würden. Daß da nicht viel von Dankbarkeit der Bevölkerung zu spüren ist, glaube ich danach gern. Das kann ich mir gar nicht vorstellen, daß jemand sich schön anziehen, anmalen und schmutzige Strümpfe oder zerrissene dazu anziehen kann. Das sieht man ja hier höchst selten und dann sind sie im Ganzen schmuddlig. Dafür sind wir aber auch Deutsche, die im Allgemeinen mehr auf Ordnung halten. 
Sehr interessiert hat mich auch Deine Schilderung über die Franzosen im Allgemeinen. Wie stolz bin ich immer wieder, daß wir Deutsche sind. Wenn es auch einzelne unverbesserliche gibt, so ist doch die Mehrzahl einsatzfreudig. Das sieht man auch immer wieder hier bei den Sammlungen. Alle geben, nur einzelne, meist geschminkte und übermodern angezogene Dämchen fühlen sich nicht verpflichtet, ihr Opfer für unsere Verwundeten zu geben. Das sind aber nur die, die nur für ihr eigenes Ich leben. Eigentliche Not gibt es ja bei uns gar nicht, denn wer es notwendig hat, wird doch reichlich unterstützt. 
Heute Nachmittag mache ich mal einen faulen Nachmittag. Die Treppe habe ich schon geputzt, gebacken habe ich auch schon und heute Nachmittag gehe ich mit den Kindern in die Stadt und kaufe ein und hole die Lebensmittelkarten. Dabei frage ich gleich nach den Reden von Fritsche.
Heute haben die Kinder für morgen nochmals 3 Pfund Erbsen abgemacht. Jetzt ist die eine Reihe bez. das eine Beet fertig. Es hat 11 ½ Pfund gegeben.  Du glaubst gar nicht, wie die Gurken blühen und wie sie sich ranken. Nach der einen Seite sind sie schon in dem kleinen Erbsenbeet und auf der anderen Seite wollen sie schon zu den Tomaten. Die Tomaten sind auch groß und es hängen richtige Trauben dran. Da lacht einem der Herz im Leibe. Wenn sie erst rot sind, da werden wir aber essen. Heute gibt´s bei uns Buschbohnen und ich muß jetzt auch mit dem Kochen anfangen, aber erst wollte ich doch an Dich schreiben, denn ich habe mich so sehr über Deine lieben Briefe gefreut. 
Um nochmals auf meine Schuhe zurück zu kommen. Herr Gloger hat doch für sein Mädel auch ein Paar dazugelegt, da hat es doch über zwei Pfund gewogen. Hätte er jedes Paar extra als Feldpostpäckchen geschickt, ich glaube, wir hätten keinen Zoll zahlen brauchen. Meinst du nicht auch? 
Nun will ich aber schließen. Ich hoffe, daß Du heute, am 20. auch einen Brief von mir erhalten hast. Sei nun recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Annie.  
Lieber Vater! Heute haben wir Drei Briefe von Dir bekommen. Heute Mittag haben wir Buschbohnen, das schmeckt mir. Bubele hat jetzt grad Bohnenkraut raufgeholt. Mutterle hat Jörg heut die Haar geschnitten.  Viele Grüße und Küsse von Deiner Helga.   Jörg20.7.40

Brief 33 vom 16./17./18.7.1940


16.7.                                                                                                                                             

 Gestern Abend hat es ein schweres Gewitter gegeben, eigentlich sind es drei gewesen. Seitdem hat es geregnet bis heute Mittag und auch heute Vormittag hat es gedonnert und geblitzt.
Ich bin froh, daß ich gestern noch das Kraut gehackt habe. Außerdem haben wir gestern die erste rote Tomate geerntet. Sie war vor den anderen ein Stück voraus. Ich habe auch das erste ½ Pfund Buschbohnen abgenommen.  Langsam werden auch die Äpfel groß. Himbeeren haben wir auch im Ganzen ca. 1 ½ Pfund geerntet, die haben wir aber so gegessen.
Ich freue mich immer wieder riesig über Deine lieben Briefe und lese sie öfter durch. Heute Abend werde ich sie wahrscheinlich auch Vater vorlesen, was aber für mich allein bestimmt ist, auch die Grüße und Küsse lese ich nicht mit vor. 
Soll ich Dir eigentlich das weiße Hemd und die lange Unterhose zuschicken, die ich gewaschen habe? Die braune Färbung bei den Socken ist nicht ganz weggegangen, das ist von den Stiefeln. 
Von Kurt kam heute ein Brief aus Hradisch zurück, ebenso habe ich einen Brief von Siegfried aus Apolda erhalten. Ich beantworte ihn und sende ihn Dir dann mit.  Nun schließe ich für heute.
Sei recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Annie.


Lieber Ernst!           Konstanz, 17.7.40

Da ich am Montag gleich drei Briefe bekommen habe, sind natürlich gestern und heute keine gekommen. Du wirst ja heute immer noch auf Post von uns warten, denn so schnell geht die Beförderung ja nicht. Dir wird es auch eigenartig vorkommen, wenn Du drei Wochen lang kein Lebenszeichen von uns erhältst.
Ich denke immer an Dich und ich möchte Dir auch heute nochmals danken für Deinen ausführlichen Brief.  Heute wird es ein ziemlich kurzer Brief, denn es ist schon ziemlich spät und ich will ihn noch auf die Post bringen.
Ich habe vormittags etwas gewaschen, dann habe ich Heidelbeeren in zwei Flaschen eingekocht. Ich habe drei Pfund sehr schöne gekauft, da braucht man nicht viel Zucker dazu. Nachher will ich noch Rhabarber in Flaschen einmachen, da brauche ich überhaupt keinen Zucker. 
Es regnet auch heute wieder fast den ganzen Tag. Jetzt dürfte es auch wieder mal schön werden.
Du sagtest doch bei Deinem Hiersein, Du wolltest Nanni auch ein Bild von Dir senden. Darf ich Dir‘s da schicken, denn ich schreibe mich doch mit Nanni nicht. 
Lieber Ernst! Die Engländer drohen doch mit Gasangriffen. Hast Du da eigentlich dort eine Gasmaske.  Sieh Dich nur vor, denn so Giftgaswunden sind ja schrecklich. 
Nun will ich schließen. Sei nicht böse, daß ich heute nur so wenig geschrieben habe. Nimm recht herzliche Grüße und Küsse von Deiner Annie.


 Mein lieber Ernst!          Konstanz, 18.Juli 40

Eben kam Dein lieber Brief vom 11.7. und ich will ihn gleich wieder beantworten. Als mir Jörg den Brief brachte, sagte er ganz enttäuscht: nichts vom Vaterle. Er ist durch den gelben Umschlag getäuscht worden. 
Aus Deinem Brief ersehe ich auch diesmal, daß es Dir in Bezug auf das Essen nicht schlecht geht. Das freut mich, so brauche ich mir deshalb also keine Sorge zu machen. 
Ich habe es mir in der letzten Zeit auch schon überlegt, daß Du wahrscheinlich wegen Deiner Meldung nach Polen dorthin berufen worden bist. Du schreibst: „Vielleicht habe ich das Glück, mit nach England zu kommen.“ Wäre Dir das so recht? Da wärst Du noch weiter von uns entfernt und wer weiß, wann Du da überhaupt mal wieder heim könntest. Denn ich glaube, die Verwaltung wird noch dort bleiben, wenn die Mehrzahl der Soldaten schon wieder in der Heimat ist. Na, ich will mir nicht schon vorher das Herz schwer machen. Es kommt doch alles wie es soll. 
Du schreibst: „Die Vorspeise, bestehend aus Pilzen und Kartoffelbrei . . .“ Da habe ich doch lachen müssen. Was bei Euch Vorspeise ist, ist bei uns das ganze Mittagessen, und sogar ein gutes.  Ernst, Ernst, wie wird es Dir ergehen, wenn Du mal wieder heimkommst? Ich glaube, Du rückst gleich wieder ab. 
Na, hör mal, Du! Wenn Du schreibst, ich würde in meiner Neugierde ja ganz ungenießbar, wenn Du Andeutungen machst, daß du mir etwas gekauft hast, so ist das ja allerhand. Wenn ich Dich hier hätte, würde ich Dich mal fest an den Haaren raufen. Ich glaube, mit meinem „erzieherischen Einfluß“, wie Du im Anfang Deines Briefes schreibst, ist es doch nicht so weit her, Du wirst schon wieder übermütig. Jetzt wirst Du sicher sagen, das ist nun der Dank, daß ich was gekauft habe. Aber Du wirst sicher auch einsehen, erst muß die Strafpredigt kommen und nun möchte ich Dir danken für Deine Liebe, daß Du immer an mich denkst und sogar auch dort etwas für mich kaufst.
Ach Ernst, manchmal kann ich‘s gar nicht begreifen, daß Du so weit von uns fort bist. Ich habe oft rechte Sehnsucht nach Dir. 
Die Schuhe von Herrn Gloger habe ich noch nicht erhalten. Ich schreibe Dir gleich, wenn sie kommen.
Heute Nachmittag gehen wir in die Wochenschau. 
Im Garten ist soweit alles in Ordnung. Ich kann jetzt nicht so viel drin schaffen, weil es immer regnet. Ich habe wieder 4 Pfund Erbsen geerntet. Ich wollte Vater welche davon geben, aber er ißt sie nicht gern. Jetzt sollte mal ein bißchen gutes Wetter kommen.
Lieber Ernst! Schreibe mir doch bitte auch mal, wann Du früh mit arbeiten anfängst, wann Du zu Mittag ißt, wann Du mit Arbeiten aufhörst und wann Du Abendbrot ißt, damit ich immer mit meinen Gedanken dabei sein kann. 
Da Helga jetzt Ferien hat, bin ich heute früh auch faul gewesen und bin erst ½ 8 Uhr aufgestanden. Was sagst Du zu so viel Faulheit. Um diese Zeit wirst Du schon lange aufgestanden sein. 
Warst du mal dort im Hallenbad und wie ist es? Da hast Du ja Deinen Badeanzug gleich benutzen können. 
Was hast du gesagt, daß ich mir das Kostüm gekauft habe? Die richtige Freude macht´s mir ja erst, wenn Du‘s sehen könntest. 
Beim Kaufen habe ich mich ja riesig gefreut, aber nun habe ich gar keine Lust es anzuziehen, da Du nicht da bist. Wenn du da bist, ziehe ich es mit großem Stolz an, denn darin werde ich Dir sicher gefallen. 
Nun lieber Ernst, muß ich Schluß machen.  Wir müssen noch essen und spätestens ¾ 2 Uhr müssen wir im Kino sein. Ich nehme diesen Brief gleich wieder mit auf die Post.  Sei nun recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Annie.     Jörg. 18.7.40   Lieber Vater! Ich danke Dir für die Küsse die Du uns von der lieben Mutter immer geben läßt, du bist halt mein allerliebster von der Welt. Sei herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Helga. 

Donnerstag, 16. Juli 2015

Brief 32 vom 15./16.7.1940


Lieber Ernst!                                                                     Konstanz, 15.7.40. 

Heute erhielten wir Deinen lieben Brief vom 7.7.
Das freut mich aber, daß es Dir so gut geht. Es ist Dir zu gönnen, denn hier bei uns hast ja nicht viel Geld für Dich verwenden können. Jetzt wirst Du dafür entschädigt. Hoffentlich gefällt es Dir später wieder daheim, denn ich habe schon mehrere Fälle gehört, einer davon bei den Leuten über uns, daß die Männer daheim dann ziemlich unzufrieden sind, da sie doch dann nicht die Freiheiten haben, an die sie sich schon gewöhnt haben.  Aber ich will Dich nicht mit anderen vergleiche, denn wir haben uns ja früher noch mehr einschränken müssen, und haben es auch getan, ohne uns das Leben gegenseitig zu verbittern. Freue Dich nur jetzt darüber, daß Dir‘s gut geht. 
Ganz so nobel wie Du essen wir ja nun nicht, aber wir sind noch immer gut satt geworden. Das ist ja die Hauptsache. 
Das kleine Taschenwörterbuch, um das Du in Deinem Brief bittest, habe ich Dir bereits mit dem vorigen Brief von mir geschickt. Jetzt habe ich auch das Englisch-Deutsche Wörterbuch herausgesucht, aber ich kann es Dir leider nicht schicken, da es über 1 Pfund wiegt und ich nur 250g (Höchstgewicht 275g) Päckchen schicken darf, die mit der Briefpost gehen.  Halt, da fällt mir ein, Du schreibst von einem roten und gelben englischen Buch. Das Wörterbuch ist aber blau, Du wirst die kleinen Bücher mit den Geschichten meinen, die ich auf dem Speicher habe, ich will mal nachsehen.  Ich habe sie gefunden und schicke sie Dir mit.  Ich bin froh, daß Du dort erfahren hast, daß die Briefe lange unterwegs sind, da glaubst Du doch wenigstens nicht, daß ich nicht schreibe.  Ich schicke Dir heute verschiedene Briefe, Abschriften und einen Artikel mit, der Dich sicher interessieren wird.  Helga ist heute mit der Spielschar nach St. Kathrinen zu einem ganztägigen Ausflug. Da hat sie sich riesig drauf gefreut, als wenn sie eine Weltreise machen wollte. 
Ich habe heute 177Mk, statt 172, bekommen. Ich weiß nun nicht, ob das die Erhöhung ist, da Du in eine höhere Altersklasse gekommen bist, da ich den Gehaltszettel noch nicht erhalten habe. 
Nun lieber Ernst, schließe ich für heute. Sei recht herzlich und innig gegrüßt und geküßt von Deiner Annie.


 Mein lieber, lieber Ernst!                                                    Konstanz, 16. Juli 40.

Du bist doch ein Prachtkerl! Heute früh kam Dein Brief vom 7.7.  Den Antwortbrief habe ich vorhin auf die Post geschafft und als ich heim komme, sind Deine beiden lieben Briefe vom 8. (der ganz lange) und 9.7. da. Da war ich doch sprachlos. Hast Du Dich aber angestrengt. Dafür würde ich Dir am liebsten lauter Küsse geben.
Ich habe mich sehr über Deine Schilderungen gefreut, denn Deine Erlebnisse interessieren mich doch auch und so habe ich doch ein bißchen  teil an Deinem Leben. 
Ich glaube auch, daß die Höflichkeit der Franzosen nur Tünche ist, sonst hätten sie mit gefangenen deutschen Soldaten nicht so grausam und sadistisch sein können, denn an den Mißhandlungen haben sich ja auch Frauen und Kinder beteiligt  . Wie ich schon verschiedentlich im Radio gehört habe, haben sie an Grausamkeit teilweise sogar die Polen übertroffen. Man sieht es ja auch, wie Du selbst schreibst, an dem Besuch bezw. Nichtbesuch der Gräber. Die Umbildung der französischen Regierung ist ja auch so eine Komödie. 
Daß Du, wie Du schreibst, das Geld nicht verjubelst, das weiß ich. Wenn Du Dir allerlei anschaffst, so ist das ja fein von Dir. Wenn Du Dir ein Paar Hemden anschaffen kannst, so würde mich das sehr freuen, denn Du weißt ja, darin bist Du ja nicht so gut versorgt. Was Du Dir alles angeschafft hast, ist prima und ich freue mich darüber sehr. Du schreibst, wenn ich Geld brauche, soll ich es Dir schreiben. Na weißt Du, das mache ich nun doch nicht gleich. Ich bekomme ja Dein Gehalt und wir kommen damit aus. Außerdem freue ich mich, wenn Du mal ein bißchen Geld für Dich hast. Es hat mir sowieso immer leid getan, daß ich Dir so wenig geben konnte, aber weißt es ja, daß es nicht anders ging. 
Du schreibst, daß Du etwas Schönes für mich besorgt hast.  Ein bißchen neugierig bin ich ja schon, aber Du weißt ja, Neugier ist keine große Schwäche von mir und so habe ich vor allem eine große, stille Freude, daß ich etwas Schönes von Dir erhalten soll und daß Du an mich gedacht hast. Ich kann Dir ja jetzt leider keine großen Freuden bereiten, denn ich kann Dir nur durch mein Schreiben zeigen, daß ich immer mit großer Liebe an Dich denke. 
Wenn Du die Briefe aus Köln erhältst, wirst Du Dich vielleicht wundern, daß ich so Angst gehabt habe, daß Du uns vergessen und nicht mehr so lieb haben könntest. Sei mir bitte nicht bös deshalb. Ich habe mich tatsächlich so vereinsamt gefühlt und Du kennst mich ja, zeitweise habe ich manchmal so schwere Gedanken. Ich war damals ganz verzweifelt. Das ist aber jetzt wieder vorbei. Ich muß ja auch ganz festes Vertrauen zu Dir haben, denn aus Deinen Briefen ersehe ich ja, daß Du auch mit großer Liebe an uns hängst. Du weißt ja, der Gedanke, daß ich Dich verlieren könnte, bringt mich bald um. Als Du noch da warst, hast du mir ja immer geholfen, die trüben Gedanken zu vertreiben, aber jetzt muß ich den Kampf selber ausfechten und das ist schwer. Doch mach Dir keine Sorge, ich habe es jetzt wieder überwunden und schaue fröhlich in die Welt. 
Das glaube ich schon, daß Du dich nicht zum Säufer ausbildest. Du hast ja auch an Deinem Großvater gesehen, wie schlimm das ist, wenn jemand im Übermaß trinkt. Außerdem hast Du ja einen starken Willen und weißt, wie weit Du gehen kannst.
Da habe ich nun doch eine zu hohe Meinung von Dir, daß ich Dir so etwas zutrauen würde.  Ich habe mich auch gefreut, daß ich auch meinem Äußeren nach als deutsche Frau angesehen werde, denn eine deutsche Frau zu sein, ist doch ein Grund stolz zu sein. 
So lange Briefe erwarte ich auch nicht immer, ich bin schon so froh, wenn ich ein Lebenszeichen von Dir erhalte. Aber daß ich einmal einen so langen erhalten habe, macht mir doch große Freude. 
Heute früh war ein Mann vom Amt da. Er ist mit Fragebogen ´rumgefahren. Es handelt sich um das Gehalt, weil da ein Teil vom Staat bezahlt wird. Er hat wissen wollen, ob ich verdiene, ob ein Nebenverdienst vorhanden ist usw. Ich soll Dich recht herzlich grüßen. Meinst Du, ich komme auf den Namen. Er ist mir einfach entfallen. Es ist der mit seinem „Brüder“ aus dem Elsaß. Der Name liegt mir auf der Zunge und ich komme einfach nicht drauf. Du wirst schon wissen, wen ich meine. 
Eben ist Helga heimgekommen. Es ist nach 5 Uhr. Es hat ihr sehr gut gefallen und sie ist ganz glücklich, daß sie sich hat eine Limonade kaufen können.  Von 40 Pfennig hat sich mir 15 Pfennig wieder mitgebracht. Wie schnell doch ein Kind froh ist.
Ich hatte Dir im vorigen Brief geschrieben, daß sie mit der Spielschar nach St. Kathrinen gegangen ist. 
Lieber Ernst! Nun fall nicht um, wenn ich Dir sage, daß ich auch unter die Kauflustigen gegangen bin. Ich habe mir ein Kostüm mit einer netten Bluse dazu und einen Rock für alle Tage gekauft. Das Kostüm ist dunkelblau, ein wunderschöner Stoff und eine prima Machart. Es kleidet mich, das kann ich ohne Übertreibung sagen, vorzüglich. Ich bekomme das Kostüm am Donnerstag, denn wenn man es anprobiert, ist eine Schneiderin dabei, die alles genau absteckt; Knopflöcher, Knöpfe und Länge werden erst nach Maß fertiggemacht, damit es richtig paßt.  Erschrick nun nicht, wenn ich Dir sage, daß ich für die Sachen 73Mk, ausgegeben habe.
Wenn´s geht, photografiere ich mich mal im Kostüm. Bei der Anprobe habe ich gesehen, daß ich doch wieder Form bekomme. Das freut mich sehr. Vielleicht findest Du, wenn Du wiederkommst, eine ganz nette Frau vor. Ich habe mich sehr gefreut, daß ich mir einmal so etwas Schönes anschaffen konnte.  

Brief 31 vom 13./14.7.1940


Mein lieber Ernst!                                                             Konstanz, 13.7.40.                

 Nun ist, wie vorigen Samstag, für mich Feierabend, nachdem wir 3 gebadet haben. Ehe ich bade sind dann immer die Kinder im Bett und lesen noch ein bißchen. Nachdem ich gebadet habe, beten wir zusammen und dann müssen sie schlafen. 
Ich habe heute fünf Päckchen an Dich abgeschickt. Leider mußte ich auf der Post nochmals drei auspacken, da sie zu schwer waren. Die Grenze ist 275 g. Dadurch sind sie vielleicht nicht mehr so sorgfältig eingepackt. Sei mir bitte deshalb nicht böse. In dem Kleingebäck für Dich ist Johannismarmelade von unseren eigenen Johannisbeeren. 
Ich schicke Dir morgen das kleine Taschenwörterbuch mit. Solltest Du es nicht brauchen können, schickst Du mir‘s bei Gelegenheit wieder mit zurück. Ich habe nur gedacht, vielleicht tut‘s Dir doch gute Dienste, weil man‘s überall mitnehmen kann. 
Morgen werde ich auch an Kurt schreiben. Ich hatte die letzte Zeit, als ich keine Nachricht von Dir hatte, gar keine Lust dazu. Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, daß ich nun weiß, daß Du gut dort angekommen bist. Helga sagte heute, wo wir wieder einen Brief vom Vaterle haben, schmeckt mir das Essen gleich viel besser. Ich habe sie heute auch recht von Dir abgeküßt. 
Nun will ich Dir noch vom Garten berichten. Nächste Woche, vielleicht Donnerstag oder Freitag, kann ich schon Buschbohnen holen. Die Gurken blühen gewaltig. Ich habe heute schon die erste winzige Gurke entdeckt. Und das Kraut wächst. Das macht auch, weil‘s öfter regnet. Tomaten hängen viele an den Stöcken, ein paar färben sich schon gelblich. Für morgen habe ich wieder Erbsen  und Möhren geholt. Ich gebe den Kindern auch öfter die Erbsen roh. Sie dürfen sie sich sogar selber pflücken. Das ist für sie eine große Freude und gesund ist es auch. Ich esse auch öfter mal welche, auch mal Möhren. 
Von Siegfried habe ich auch eine Karte erhalten, ich weiß aber nicht, ob aus Belgien oder Frankreich.  Helga hat nun sieben Wochen Ferien. Da hat sie ja Zeit zum Ausruhen. Mit besonderer Freude sagte sie mir heute gleich, daß sie nichts aufhaben, daß sie also gleich runter könnte.  Ach, Ernst, wie bin ich glücklich, daß ich einen Brief von Dir bekommen habe.

14.7.                                                                             ¾ 11 Uhr Lieber Ernst!

 Da Helga am Freitag mit der Spielschar doch nicht im Lazarett war, habe ich Helga und Jörg heute früh mit den Stachelbeeren und ein paar Blumen ins Krankenhaus geschickt. Sie sind auch zu zwei Soldaten vorgelassen worden, die sich sehr gefreut haben. Vor allen Dingen hat sich Helga mit den Soldaten unterhalten, Jörg war, wie die Schwester gesagt haben soll, schüchtern. Der eine Soldat hat unseren Beiden viele Bilder von seiner kleinen Tochter, die ein Jahr alt ist, gezeigt und hat Helga versprochen, daß er ihr schreibt, wenn er wieder zu hause ist. Helga hat mir gesagt, ich sollte Dir doch bitte alles schreiben, so richtig könnte sie es nicht. Beide haben von den Soldaten eine Rolle Fruchtdrops bekommen.
Die Schwester hat gesagt, sie sollen es nehmen, sonst ärgern sich die Soldaten. Vorhin sind sie eben ganz stolz wieder gekommen. 
Soeben kam ein Zeitungspäckchen von den Eltern. Ich soll ihnen und Siegfried Deine Adresse mitteilen, was ich heute Nachmittag gleich tue. Wir schaffen heute Nachmittag auch den Brief an Dich fort. 
½ 3 Uhr.                Nun ist Nachmittag und wir gehen in die Stadt, um diesen Brief fortzubringen. Du sollst doch nicht so lange auf Nachricht warten, nachdem Du sowieso wirst fast drei Wochen kein Lebenszeichen von uns erhalten haben.   Lieber Ernst! Ich grüße und küsse Dich viele, viele Mal, Deine Annie. 

Sonntag, 12. Juli 2015

Brief 30 vom 11./12. und 13.7.1940


Mein lieber Ernst!                                                                         11.7.         

 Heute früh wieder kein Brief von Dir. Ich bin schon ganz unruhig.
Ein Brief von Herrn Gloger kam an. Er würde mir die Schuhe so bald als möglich besorgen. Sie sind noch in Hradisch. Das Gerede von Resi war also Unsinn. Vielleicht sind die aus Göding fortgekommen.
Übrigens soll, wie mir Helga sagte, Fritz nach dem Elsaß kommen. Ingrid hat es gesagt. Die Bemerkung von Resi, jetzt machte sie den Garten auch bald selber, würde dadurch klar. Ich hatte es anders aufgefaßt, daß Fritz nicht viel im Garten mit tut. Vielleicht wollte sie es mir vorher nicht sagen, weil sie vorher von Dir auch nichts gewußt haben. Mir ist es gleich und ich frage auch nicht danach. Die Adresse ist: Austraße 56. Wenn Du ja mal schreiben willst.
¼ 4 Uhr.                 Heute Nachmittag auch kein Brief von Dir. Ich glaube bestimmt, daß Du geschrieben hast und nun ist Dein Schreiben so lange unterwegs.  Da wirst Du auch auf Nachricht von uns warten und bekommst so lange nichts.  Hoffentlich bist du mir deshalb nicht böse, denn ich kann ja nichts dafür. 
Heute habe ich Stachelbeeren abgemacht. 8 ½ Pfund unterer Hochstamm (4 Pfund schon vorher) 9 Pfund oberer Busch, 9 unterer Busch. Vom oberen Hochstamm habe ich noch keine abgemacht, da sie noch nicht ganz reif sind. Ich koche davon Marmelade, soweit der Zucker reicht. Die anderen sterilisiere ich. Ein paar Pfund gebe ich Vater.  Wenn Helga morgen mit der Spielschar zu den Verwundeten geht, sollen sie Obst oder Blumen mitbringen. Ich gebe ihr da ein paar reife Stachelbeeren mit. Die schmecken gut. Wir haben heute auch schon gefuttert.
Lieber Ernst! Ich habe jetzt nur eine Sehnsucht, ein Lebenszeichen von Dir zu erhalten. Die Unruhe treibt mich dauernd hin und her, ich habe zu nichts rechte Lust. Wenn ich nur wüßte, ob Du gesund nach Lille gekommen bist. 

12.7.                                                                                          ¾ 12 Uhr

Ein Brief ist heute auch nicht gekommen. 
Bis jetzt habe ich für Marmelade 8 ½ Pfund Stachelbeeren abgeknipst. Da tun mir schon ein bißchen die Fingerspitzen weh. Heute Nachmittag kommen noch mal 4 - 5 Pfund an die Reihe, dazu langt der Zucker noch.  Gestern Abend hat es ein schweres Gewitter gegeben mit viel Regen, der hat nur so gepeitscht. Da habe ich heute früh, nachdem ich die Kohlrabi von dem schrägen Stück geholt habe, gleich umgegraben und noch Kraut gesetzt. Wenn alles etwas wird, können wir ziemlich Sauerkraut einmachen. 
Ach, lieber Ernst. Ich wage schon gar nicht mehr auf einen Brief zu hoffen. Aber was vermag der Verstand gegen das Herz. Ich will nicht mehr so warten, aber wenn die Zeit kommt, wo der Briefträger kommen muß, bekomme ich mächtiges Herzklopfen und ich lauf doch immer hin und her und warte. Die Enttäuschung ist dann natürlich immer groß.  Heute Nacht habe ich eine ganze Weile munter gelegen und habe an Dich gedacht. Das ist der Krieg für uns Frauen zu hause, daß wir um unser Liebstes bangen. Ich habe es bis jetzt immer gut gehabt, da ich immer Nachricht von Dir hatte.
Es ist vielleicht gut, daß ich diese Sorge auch kennen lerne; wenn ich auch das Leben nicht von der leichten Seite nehme, so lerne ich doch die Sorgen der anderen Frauen verstehen, die manchmal schon länger keine Nachricht haben. Ich merke jetzt ganz besonders, wie mein Herz an Dir hängt und wie ich mit ganzer Seele bei Dir bin. Es ist gut, daß ich unsere Kinder habe, sind sie doch ein Stück von Dir, Zeugen von Deiner, von unserer Liebe. 

13.7.                                                                                                ¾ 10 Uhr   
Lieber, lieber Ernst! 
Ein Brief, ein Brief, ein Brief von Dir. Ich bin ganz aus dem Häuschen. Ich lasse jetzt alles stehen und liegen und mache ein paar Plätzchen für Dich fertig. Jetzt hat die Welt ein ganz anderes Gesicht.  Nun, lieber Ernst, schließe ich den Brief gleich, damit er so schnell als möglich fortkommt.  Sei vielmals herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Annie.  Jörg habe ich vor Freude schon abgeküßt, Helga ist in der Schule.  Da Du nur eine Feldpostnummer hast und im Westen bist, dürfen, soviel ich weiß, nur Päckchen bis 250g geschickt werden. So kann ich Dir den Magenbitter vom Marinesturm noch nicht schicken. Ich erkundige mich noch auf der Post genau und schaue evtl., ob ich zwei kleinere Flaschen bekomme.  Vivil und Fruchtbrot ist auch vom Marinesturm. Es war auch etwas Kleingebäck dabei, aber das ist ganz zerbrochen, so daß ich es nicht extra mitschicke. Ich schreibe morgen wieder einen Brief.