Mein lieber Mann! Konstanz, 3.6.40
Es ist jetzt ¾ 11 Uhr und ich will schlafen gehen.
Vorher will ich aber noch an Dich schreiben. Ich habe heute
Nachmittag den vorigen Brief an Dich weggeschafft und dann habe ich eingekauft.
Nachher haben wir Abendbrot gegessen und hinterher bin ich noch in den Garten
und habe die Kartoffeln gehäufelt, sie sind in den letzten Tagen so sehr
gewachsen.
Ich habe jetzt alle gehäufelt drüben im Garten und hinterm
Haus, bis auf einige Reihen bei den Brombeeren, die sind noch etwas klein, sie
haben eben ziemlich viel Schatten. In ein paar Tagen sind sie auch soweit.
Jetzt ist der Garten mal wieder soweit fertig. In den nächsten Tagen stecke ich
bei den halbhohen Bohnen das Reisig. Morgen muß ich wieder zum Zahnarzt. Nun will ich schlafen gehen. Gute Nacht,
lieber Ernst.
4.6.
Lieber Ernst!
Nun ist schon wieder der halbe Tag herum.
Ich war heute früh beim Zahnarzt. Der Zahn ist immer noch
nicht fertig, ich muß nächsten Dienstag wieder hinkommen.
Ich habe vorm Haus zwischen den Dahlien Gretel im Busch
gesät. Ich dachte schon, sie kommen gar nicht, jetzt wachsen sie aber doch
noch. Ich habe auch wieder die kleinen Setzlinge nachgesehen. Sie sind alle
ganz schön gewachsen. Das Rotkraut ist noch am weitesten zurück. Weißkraut und
Kohlrabi sind am größten.
Ich habe mich sehr gefreut, daß Dir die Bilder von den
Kindern gefallen haben. Ich habe sie ja auch nur wegen Dir gemacht, damit Du
Deine Freude daran haben sollst.
Ich würde gern jeden Tag etwas tun, um Dir Freude zu
bereiten.
Ich habe Dir noch 3 bunte Taschentücher gekauft, die
schmutzen nicht so leicht. Ich schicke sie Dir einzeln mit. Gefallen sie Dir?
Rote oder blaue wollte ich nicht gern nehmen.
Es sind nur noch 4 Wochen bis zu Deinem Geburtstag. Schreibe
mir doch bitte Deinen Wunsch, denn Päckchen gehen solange, da muß man‘s
beizeiten wegschicken. Ich würde Dir gern etwas schenken.
Ich habe wieder ein paar Aufnahmen gemacht, damit Du immer
etwas von zu hause hast. Unsere Banausen sind ja wieder ganz gut getroffen und
mit dem anderen mußt Du eben vorlieb nehmen.
Ich nehme jetzt Jörg auf‘s Rad und fahre mit ihm auf die
Post. Jetzt laß mich für heute
schließen.
Sei herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Annie.
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