Mittwoch, 3. Juni 2015

Brief 11 vom 3./4.6.1940


Mein lieber Mann!                                                                  Konstanz, 3.6.40                                

Es ist jetzt ¾ 11 Uhr und ich will schlafen gehen.
Vorher will ich aber noch an Dich schreiben. Ich habe heute Nachmittag den vorigen Brief an Dich weggeschafft und dann habe ich eingekauft. Nachher haben wir Abendbrot gegessen und hinterher bin ich noch in den Garten und habe die Kartoffeln gehäufelt, sie sind in den letzten Tagen so sehr gewachsen.
Ich habe jetzt alle gehäufelt drüben im Garten und hinterm Haus, bis auf einige Reihen bei den Brombeeren, die sind noch etwas klein, sie haben eben ziemlich viel Schatten. In ein paar Tagen sind sie auch soweit. Jetzt ist der Garten mal wieder soweit fertig. In den nächsten Tagen stecke ich bei den halbhohen Bohnen das Reisig. Morgen muß ich wieder zum Zahnarzt.  Nun will ich schlafen gehen. Gute Nacht, lieber Ernst.

4.6.               Lieber Ernst!
          
Nun ist schon wieder der halbe Tag herum.
Ich war heute früh beim Zahnarzt. Der Zahn ist immer noch nicht fertig, ich muß nächsten Dienstag wieder hinkommen. 
Ich habe vorm Haus zwischen den Dahlien Gretel im Busch gesät. Ich dachte schon, sie kommen gar nicht, jetzt wachsen sie aber doch noch. Ich habe auch wieder die kleinen Setzlinge nachgesehen. Sie sind alle ganz schön gewachsen. Das Rotkraut ist noch am weitesten zurück. Weißkraut und Kohlrabi sind am größten. 
Ich habe mich sehr gefreut, daß Dir die Bilder von den Kindern gefallen haben. Ich habe sie ja auch nur wegen Dir gemacht, damit Du Deine Freude daran haben sollst.
Ich würde gern jeden Tag etwas tun, um Dir Freude zu bereiten. 
Ich habe Dir noch 3 bunte Taschentücher gekauft, die schmutzen nicht so leicht. Ich schicke sie Dir einzeln mit. Gefallen sie Dir? Rote oder blaue wollte ich nicht gern nehmen. 
Es sind nur noch 4 Wochen bis zu Deinem Geburtstag. Schreibe mir doch bitte Deinen Wunsch, denn Päckchen gehen solange, da muß man‘s beizeiten wegschicken. Ich würde Dir gern etwas schenken. 
Ich habe wieder ein paar Aufnahmen gemacht, damit Du immer etwas von zu hause hast. Unsere Banausen sind ja wieder ganz gut getroffen und mit dem anderen mußt Du eben vorlieb nehmen. 
Ich nehme jetzt Jörg auf‘s Rad und fahre mit ihm auf die Post.  Jetzt laß mich für heute schließen.
Sei herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Annie.

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