Dienstag, 13. Februar 2018

Brief 516 vom 12./13.02.1943


Mein liebster Ernst!                                                   Konstanz, 12.2.1943

Gestern habe ich es doch einmal gepackt und bin zeitig ins Bett gegangen. Fein habe ich ausschlafen können. Am Vormittag bin ich heute in die Stadt gefahren. Vor allen Dingen habe ich die Danksagung bei der Zeitung aufgegeben. Es sind viele Karten gekommen, und es würde viel Arbeit machen, sie alle einzeln zu beantworten. So ist es besser. Man konnte mir aber nicht genau versprechen, ob sie morgen in die Zeitung kommt. Sonst am Montag.
Ich bin dann zurück gefahren und habe Verschiedenes eingekauft. Vor allem habe ich mich auf dem Hindenburgplatz nach Fisch angestellt. Es gab pro Person 1 Dose norwegische Sprotten in Öl und Tomaten.
Am Nachmittag war ich daheim und habe gebacken, etwas Kleingebäck zum Aufheben, damit ich immer etwas da habe. Die Kinder waren beim Turnen. Erst wollte sich Jörg ja wieder drücken, aber dann haben sie den Richard überredet, dass er auch mit Turnen geht. Da sind sie dann zu Dritt losgezogen. Wenn Jörg weiß, dass der Richard nicht spielen kann, wenn er turnen gehen muss, ist es natürlich gleich was anderes. Da ist das Turnen wieder schön.
Gestern waren wir wieder Schwimmen. Das war fein. Nur kam mir das Wasser gestern ziemlich kühl vor. Da habe ich mich zum Schluss nochmals unter die heiße Dusche gestellt, bis ich ganz durchwärmt war.

                                                                                                            13.2.1943
Bevor ich nachher fortfahre, will ich noch fertig schreiben. Die Danksagung ist heute doch in der Zeitung drin. Ich will sehen, dass ich nochmal eine Zeitung bekomme, dann schneide ich Dir die Danksagung raus und schicke sie mit.
Heute Nacht hat es ganz schlimm gestürmt und geregnet. Wenn dieses Wetter an die Ostfront kommt, so erschwert das die Kampfhandlungen  auch wieder sehr. Was doch Soldaten alles aushalten müssen. Die Kämpfe müssen ja jetzt furchtbar schwer sein.
Nun muss ich leider schon mit schreiben aufhören. Ich muss schnell in die Stadt fahren, damit ich bis 9 Uhr, wo Jörg in die Schule muss, wieder daheim bin. Der Installateur hatte mir vorgestern versprochen, gestern Morgen würden sie den Drücker für das Klosett wieder bringen. Aber nichts war´s. Da muss ich nun auch heute den ganzen Vormittag wieder daheim bleiben. Für heute Nachmittag haben mich die Kinder gebeten, dass ich nochmals mit ihnen in den Film „Die große Nummer“ gehe. Leider bekomme ich nachmittags keine Zeitung und kein Fleisch mehr, sonst brauchte ich jetzt gar nicht wegfahren. Aber zum Sonntag wollen wir doch ein wenig Fleisch haben.
Lass mich nun schließen, mein lieber Ernst.
Nimm ganz viele Grüße und Küsse von Deiner Annie.

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