Mein lieber, lieber Ernst! Konstanz, 13.1.41 abends
Auch am Nachmittag war mein Hoffen auf
einen Brief von Dir vergeblich. Ach, wenn doch morgen einer käme, ich meine
manchmal, ich kann es gar nicht mehr erwarten. Hoffentlich bist Du gesund und
munter.
Als ich heute mit den Kindern in die Stadt
ging, traf ich Resi. Im Laufe des Gesprächs erwähnte ich dann, es hätte Dir jemand
gesagt, sie gingen nach Colmar. Da war sie ganz empört. Sie dächten gar nicht
daran. Er wäre doch hier auch als Inspektor und mehr könnte er dort auch nicht
sein usw.
Jetzt weiß ich doch tatsächlich nicht, wer
gelogen hat. Was meinst Du? Sie hat mich auch soundso viele Male wieder
eingeladen, sie doch zu besuchen. Ich habe gesagt, ich hätte so viel zu tun,
daß ich schlecht fort käme.
Ich gehe heute wieder etwas zeitiger
schlafen. Erstens bin ich von gestern noch müd´ und außerdem kann es ja sein,
daß wir wieder gestört werden. Gute Nacht Du bester Schatz, wach auch ganz
gesund wieder auf.
Lieber, lieber Ernst! 14.1.
Heute früh hatte ich nun eine große Freude.
Deine lieben 2 Briefe vom 3. und 5.1. kamen an. Leider habe ich daraus ersehen,
daß Du, lieber Kerl, gleich einen Unfall hattest. Der verstauchte und geprellte
Arm wird Dich sicher ziemliche Schmerzen verursachen und langwierig sind diese
Sachen ja noch dazu. Das weißt Du ja aus Erfahrung. Das Dumme ist noch dazu,
daß Du ja den Arm auch nicht schonen kannst, wenn Du so viel zu arbeiten hast.
Ich wünsche Dir recht, recht gute Besserung, und daß Du nicht so viel Schmerzen
hast. Ich würde sie Dir gern abnehmen, wenn ich nur könnte.
Nach Deinem Brief zu urteilen, mangelt es
Dir nicht an Arbeit. Zu wohl wird es Dir dabei nicht, ganz abgesehen von Deinem
Arm. Was hast Du in den drei Päckchen vom Amt usw. bekommen? Du wirst
vielleicht denken, ich bin sehr neugierig geworden. Du brauchst mir darauf auch
nicht antworten, ehe Dein Arm nicht geheilt ist, denn Du sollst Dich nicht
extra wegen mir rumquälen und besonders viel schreiben. Hat Dir der Böhmann von
sich aus ein Päckchen geschickt? Da
hast Du recht, wenn auch der Urlaub
schnell vorbei geht, so waren wir doch wenigstens diese Tage zusammen. Darüber
bin ich immer wieder froh. Heute bin ich besonders froh auch darüber, daß ich
wenigstens Briefe von dir bekommen habe. Am allerschönsten wird es sein, wenn
du wieder einmal für immer nach hause kommst.
Dort liegt also jetzt auch Schnee. Bei uns
ist es auch immer gleich kalt und Schnee liegt noch immer. Nachdem gestern
klares Wetter war, ist es heute ganz neblig und dadurch so feucht und
unfreundlich. Da bleibt man am besten zu hause, wenn man nichts draußen zu
besorgen hat. Zum Schlittenfahren ist es auch nichts. Die Kinder haben mich
schon gebeten, ich soll gegen Abend mit ihnen Mensch ärgere dich nicht spielen.
Sie freuen sich schon drauf.
Morgen Vormittag gehe ich Geld holen. Wenn
ich die Krankenkasse bezahle, hole ich gleich einen Zahnschein für Helga mit
und gehe auch gleich mit ihr zum Beck. Da kann sie dann den ausgefüllten Schein
mit in die Schule nehmen. Schreibe mir bitte auch, was ich Dir für Geld
schicken soll und kann. 35,-Mk. hast Du ja noch vom Urlaub hier liegen.
Ich schicke Dir noch einen Artikel über
den Maler Hans Dieter mit. Vielleicht
interessiert er Dich.
Nun wünsche ich Dir recht gute Besserung
für Deinen Arm und grüße und küsse Dich recht herzlich Deine Annie.
Lieber
Vater! Ich tät mich fest freuen, wenn Dein Arm bald wieder gesund würde. Viele
Grüße und Küsse von Deiner Helga und Jörg.
Mein liebster Ernst! Konstanz, den 14.1.41 abends
Ein paar kurze Zeilen will ich noch an
Dich schreiben, bevor ich schlafen gehe. Besonders denke ich immer daran, was
wohl Dein Arm macht. Ob er wohl schon wieder ein bißchen besser ist?
Hoffentlich hast Du nicht so viel schmerzen.
Du schreibst in Deinem Brief vom 3.1., daß
Du ziemlich zu tun hast, bis Du das Gebäck, welches du von den verschiedenen
Stellen geschickt bekommen hast, gegessen hast. Nun habe ich Dir ja am Samstag
auch welches geschickt. Magst Du das nun nicht? Bis Du es bekommst, sind ja
seit Deinem Brief bald drei Wochen verflossen, da wirst du das andere Gebäck
doch sicher bald aufgegessen haben?
Heute Abend habe ich mit den Kindern noch
Mensch ärgere Dich nicht gespielt. Das macht ihnen viel Freude und sie sind mit
Begeisterung dabei. Vor allem das
Rausschmeißen macht ihnen Spaß. Da sind sie jedes Mal ganz aus dem Häuschen.
Wie ich Dir schon schrieb, wollen wir morgen
mit Helga zum Zahnarzt. Davon ist sie ja nun weniger begeistert. Aber mit
Freude muß ich feststellen, daß sie doch keine Angst vorm Zahnarzt hat. Bei
Jörg lasse ich auch gleich mit nachsehen.
Ich möchte Dich noch etwas fragen. Du
sagtest doch bei Deinem Hiersein, ich sollte doch die Radiozeitung abbestellen.
Hättest Du nun was dagegen, wenn ich dafür für mich die N.S.-Frauenwarte
bestellen würde? Es ist da auch ein Schnittmusterbogen mit dabei. Schreibe mir
bitte Deine Meinung darüber.
Nun will ich schlafen gehen. Gute Nacht,
lieber, guter Ernst!
Wach ganz gesund wieder auf oder werde,
wenn Dein Arm noch schlimm ist, recht bald wieder gesund!
Lieber Schatz 15.1 1/2 9 Uhr
Wir gehen jetzt in die Stadt und nehmen
den Brief gleich mit. Es sind heute wieder 10 Grad Kälte. Da habe ich meine
hohen, schweren Schuhe angezogen. Die halten wenigstens warm. In den anderen
habe ich doch immer kalte Füße. Hier sieht man jetzt auch viele Frauen und
Mädchen mit ganz schweren Schuhen. Es laufen sogar viele im Trainingsanzug,
aber das mag ich nun nicht.
Nun will ich für heute schließen.
Sei recht herzlich gegrüßt und geküßt von
Deiner Annie. Und recht gute Besserung.
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