Donnerstag, 23. März 2017

Brief 292 vom 19.03.1942


Konstanz, 19.3.42               
Mein liebster Ernst !

Heute ist schon bald der Nachmittag vorbei, bis ich zum schreiben komme. Ich habe heute tüchtig geschafft. Am Vormittag habe ich die Wäsche, die ich in den vergangenen Tagen gewaschen habe, gebügelt. Auch die Trainingsanzüge, die ich nun bis zum nächsten Winter versorge. So kalt wird es ja schon nicht mehr werden, dass man sie braucht. Am Nachmittag habe ich mich an die Kinderschuhe gemacht. Die hohen Schuhe von Helga und Jörg habe ich genäht und neue Eisen drauf geschlagen. Bei den halben Schuhen von Jörg, wo die Sohlen durch waren, habe ich Stücke aufgesetzt und bei den älteren hohen Schuhen habe ich eine neue Spitze aufgenagelt. Endlich habe ich die neuen schwarzen Schuhe so hergerichtet, dass er sie nicht mehr so schnell schief treten kann. Das war allerhand Arbeit und mir tut jetzt die rechte Hand ganz weh. Darum geht es jetzt auch mit dem Schreiben nicht ganz recht. Ich bin aber froh, dass nun wieder alles in Ordnung und gebrauchsfertig ist.
Bei uns ist jetzt richtiges Aprilwetter, mal Regen, mal Sonnenschein. Vorhin haben wir sogar das erste Gewitter dieses Jahres gehabt.
Jörg hat heute in der Schule den Film „Der Hase und der Igel“ gesehen. Er kam ganz begeistert heim. Da Helga den Film doch auch schon sah, wurde gleich verglichen, ob es auch bestimmt dasselbe war. Immer neues wurde erzählt, was besonders gefallen hat. Den neuen Stundenplan hat Jörg heute auch gebracht. Er hat Schule:
Mo 11:55-12:45, Di 11-12:45, Mi 9:50-12:45, Do 8:55-12:45, Fr 9:50-12:45, Sa 11-12:45.
Ich will mich jetzt fertig machen, um den Brief noch fortzubringen. Ich fahre noch beim Photografen vorbei und will sehen, ob ich das Bild von mir bekomme. Ich würde es dann mitschicken. Die Filme von deinen Kameraden habe ich dem gestrigen Brief beigefügt.
Nun grüße und küsse ich dich für heute recht herzlich, Deine Annie.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen