Konstanz,
19.3.42
Mein liebster Ernst !
Heute ist schon bald der Nachmittag vorbei, bis ich zum
schreiben komme. Ich habe heute tüchtig geschafft. Am Vormittag habe ich die
Wäsche, die ich in den vergangenen Tagen gewaschen habe, gebügelt. Auch die Trainingsanzüge,
die ich nun bis zum nächsten Winter versorge. So kalt wird es ja schon nicht
mehr werden, dass man sie braucht. Am Nachmittag habe ich mich an die
Kinderschuhe gemacht. Die hohen Schuhe von Helga und Jörg habe ich genäht und
neue Eisen drauf geschlagen. Bei den halben Schuhen von Jörg, wo die Sohlen
durch waren, habe ich Stücke aufgesetzt und bei den älteren hohen Schuhen habe
ich eine neue Spitze aufgenagelt. Endlich habe ich die neuen schwarzen Schuhe
so hergerichtet, dass er sie nicht mehr so schnell schief treten kann. Das war
allerhand Arbeit und mir tut jetzt die rechte Hand ganz weh. Darum geht es
jetzt auch mit dem Schreiben nicht ganz recht. Ich bin aber froh, dass nun
wieder alles in Ordnung und gebrauchsfertig ist.
Bei uns ist jetzt richtiges Aprilwetter, mal Regen, mal
Sonnenschein. Vorhin haben wir sogar das erste Gewitter dieses Jahres gehabt.
Jörg hat heute in der Schule den Film „Der Hase und der
Igel“ gesehen. Er kam ganz begeistert heim. Da Helga den Film doch auch schon
sah, wurde gleich verglichen, ob es auch bestimmt dasselbe war. Immer neues
wurde erzählt, was besonders gefallen hat. Den neuen Stundenplan hat Jörg heute
auch gebracht. Er hat Schule:
Mo 11:55-12:45, Di 11-12:45, Mi 9:50-12:45, Do 8:55-12:45,
Fr 9:50-12:45, Sa 11-12:45.
Ich will mich jetzt fertig machen, um den Brief noch
fortzubringen. Ich fahre noch beim Photografen vorbei und will sehen, ob ich
das Bild von mir bekomme. Ich würde es dann mitschicken. Die Filme von deinen
Kameraden habe ich dem gestrigen Brief beigefügt.
Nun grüße und küsse ich dich für heute recht herzlich, Deine
Annie.
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