Mein lieber
Ernst! Konstanz,
5.8.40
Heute kommen nun
unsere Soldaten nach hause. Unsere Kinder sind schon ganz außerm Häuschen. Wir
haben sie gerade noch ein bißchen rausgeschickt, sonst kann ich gar nicht
schreiben. Ihre Begeisterung klingt aber bis hier herein. Die Soldaten kommen
aber erst in ca. 2 Stunden. Die Fenster sind überall schön geschmückt. Ein Brief ist heute früh wieder nicht von
Dir gekommen. Ich weiß nun nicht, ob der Briefträger heute Nachmittag kommt,
weil auch alle Geschäfte geschlossen sind.
½ 7 Uhr. Nun haben
wir den Einmarsch erlebt. Die Menschen sind nur so nach Wollmatingen zu
geströmt, mit Körben voll Blumen. Es sind viele Wagen mit Pferden gekommen,
alles Beutewagen. Wir haben unsere Fenster auch geschmückt. Vater ist heute schon heraufgekommen, damit
er sich mit Siegfried unterhalten kann.
Wenn morgen schönes Wetter ist, wollen wir nach der Mainau und hinterher
zum baden. Abends will Siegfried mit
mir nochmals ins Kino. Das Programm lege ich Dir bei. Soeben ist der Besuch der Mainau wegen Zeitmangel aufgegeben
worden. Wir wollen also nur zum baden gehen.
Gestern waren wir in dem Film „Fahrt ins Leben.“ Er war wirklich sehr
schön. Hinterher hat mich Siegfried noch ins Cafe eingeladne, da haben wir noch
je zwei Stück Torte gegessen.
Lieber Ernst! Ich
habe heute wieder keinen Brief von Dir bekommen. Ich warte sehr darauf.
Vielleicht kommt doch morgen wieder ein lieber Gruß von Dir. Ich hätte sehr den
Wunsch, daß Du auch hier wärst.
Lieber Ernst! Ich
schließe für heute. Sei recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner
Annie.
Lieber Ernst! Nun habe ich schon zwei Tage hier zugebracht und es geht
nun bald wieder fort. Ich habe mir nun gestern erlaubt, die gnädige Frau ins
Kino und ins Kaffee einzuladen und hoffe, daß Du mir deshalb nicht böse bist.
Wir werden nun den morgigen Tag noch recht ausnutzen und vielleicht nochmals
morgen ins Kino gehen wo ein Artistenfilm gegeben wird, denn übermorgen geht es
ja schon wieder weg. Ich hoffe Dich gesund und wünsche Dir baldige Beförderung
zum K.V. Inspektor. In der Hoffnung, daß Du bald wieder mal nach Haus kommst
grüße ich Dich Dein Schwager Siegfried.
Lieber Ernst! Da ich hier bin, will ich Dir auch einige Zeilen dazu
schreiben. Heute haben wir um 3 Uhr Schluß gemacht mit arbeiten, da aus
Frankreich viele Soldaten zurückgekommen sind. Sonst ist alles beim alten.
Gesund sind wir alle, was wir von Dir auch hoffen. Herzliche Grüße sendet Dein
Vater.
Mein lieber Ernst! Konstanz, 6.8.40
Gestern schrieb ich Dir, daß wir baden gehen
und der Besuch der Mainau wegen Zeitmangel aufgegeben wird. Nun ist es doch
anders gekommen. Heute Nacht kam ein Gewitter und als wir heute früh
aufwachten, regnete es noch. Es hört dann wohl auf, aber trüb blieb es doch. Da
haben wir aufs baden verzichtet und sind nach der Mainau gegangen. Erst haben
wir noch auf den Briefträger gewartet, denn nachdem ich drei Tage keinen Brief
von Dir bekommen hatte, hoffte ich, daß heute einer kommt. Ich wurde auch nicht enttäuscht, denn ich
erhielt Deinen lieben Brief vom 30. und 31. Juli, beide am 1.August
abgestempelt. Ich beantworte sie Dir ausführlich wahrscheinlich übermorgen.
Heute will ich Dir
erst einmal den Tagesverlauf schildern. 1/2 11 Uhr sind wir fort. Wir sind über
St. Kathrinen nach der Mainau gelaufen. Da es für jeden 15 Pfennig kostete,
sind wir auch hinein gegangen und haben uns die Rosen angesehen. Wir sind noch durch
den Park gelaufen, bis 13.10 Uhr das Schiff kam. Da sind wir nach Meersburg
gefahren und haben uns nochmals alles angesehen. Später sind wir mit der Fähre
nach Staad und von da mit dem Omnibus nach der Marktstätte gefahren. Wir haben
die Kinokarten geholt, Siegfried hat sich seinen Zug rausgesucht; er fährt 16.57
Uhr, also mit demselben Zug wie Du. Dann sind wir heim gegangen, haben nun
gegessen und gehen ca. ½ 8 Uhr ins Kino. Vater will ½ 8 Uhr da sein.
Gestern Abend haben
wir, Vater, Siegfried und ich, zusammen gesessen und uns unterhalten. Dabei
haben wir eine Flasche Rotwein, französischen, getrunken. Jörg hat doch von
Vater und Siegfried je 2 Mk. zum
Geburtstag bekommen. Da werde ich ihm für den Winter einen Trainingsanzug
kaufen. Ist es Dir recht?
Lieber Ernst! Ich
schreibe Dir jeden Tag. Wenn Du die Briefe nicht richtig erhältst, so liegt es
nicht an mir und Du darfst mir nicht böse sein. Du siehst ja, ich bekomme jetzt
manchmal auch drei Tage lang keine Post, trotzdem Du immer schreibst. Ich schließe nun für heute, sonst wird es zu
spät. Sei recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Annie.
Lieber Ernst! Heute kamen Deine Briefe an und ich bekam Deinen Brief an
mich zu Gesicht, ehe ich ihn durch die Post erhalte. Ich werde ihn vom Zug aus
beantworten. Jetzt wollen wir noch ins Kino gehen, denn morgen ist der Traum
aus. Bleib gesund und sei herzlich gegrüßt von Deinem Schwager Siegfried
Michel.
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