Mein
liebster Ernst! Konstanz, den
8.1.42
Ich erhielt Deinen lieben Brief vom 3.1. und danke Dir vielmals
dafür.
Wie ich aus ihm lese, habt Ihr dort kein Winterwetter wie wir. Bei uns ist dieses Jahr der Schnee beständig, denn auch heute liegt noch welcher und die Kinder sind wieder draußen. Heute aber nicht mehr mit den Schlitten, sondern mit Ski aus Holz von einem Waschfaß, das wir immer im Vorraum liegen gehabt haben, das aber morsch war. Die oberen Stücke sind ja noch gut. Damit kamen die Kinder vorhin an, ich sollte ihnen doch Ski machen. Mit Fahrradgummi habe ich dann diese Dinger zustande gebracht. Schön ist ja anders, aber es macht ihnen doch Spaß. Was man doch nicht noch alles lernen muß.
Schule haben die Kinder ja noch nicht, wie ich Dir schon schrieb. Die haben wirklich ein faules Leben, nur lernen sie eben nicht viel dabei, das ist nicht gut. Später müssen sie es dann im Galopp nachholen.
Ich glaube auch, daß das Wohnen in freier Lage viel zu ihrer guten Entwicklung beigetragen hat. Sie haben ja immer frische Luft, viel Sonne und viel Platz zum Tummeln.
Ich habe mich wirklich gefreut, daß ich wieder ein paar Mark auf die Sparkasse schaffen konnte. Man hat doch immer das Gefühl, einen gewissen Rückhalt zu haben.
Wir können also bei Deinem Urlaub auch mit einem neuen Radioapparat rechnen. Das ist fein. Aber unseren alten geben wir doch nicht weg. Der ist so zuverlässig, denn er hat bisher noch nicht versagt. Wenigstens während des Krieges möchte ich ihn noch behalten, da man Reparaturen immer so lange nicht gemacht bekommt, hat man ihn immer noch in Reserve. Hoffentlich haben wir mit dem neuen genau so Glück wie mit dem alten.
Ich hatte einmal an Dich geschrieben, Du hättest doch den Ahnenpaß noch dort. Das ist ja gar nicht der Fall. Du hast ihn scheinbar bei Deinem letzten Urlaub wieder mitgebracht, denn ich fand ihn gestern in der Tischschublade in der Stube. Er lag ganz hinten drin, drum hatte ich ihn nie gesehen. Ich glaube aber, ich werde ihn Dir wohl gar nicht erst noch hinschicken, vielleicht kannst du ihn nach Deinem Urlaub mitnehmen. Andernfalls schreibst Du mir bitte.
Ich schicke Dir heute einen Artikel vom Hödinger Tobel mit, der Dich sicher auch interessieren wird. Mir hat er gut gefallen.
Von Elsa erhielt ich heute einen Brief. Gerhard liegt seit 31.12. in einem Lazarett in Rouen. Er muß sich seine Krampfadern operieren lassen.
Die Kinder können die Ankunft der Kokosnuß gar nicht erwarten. Sie sind jedes Mal beleidigt, wenn der Briefträger das Päckchen nicht bringt. Das wird ein schönes Theater geben, wenn sie wirklich ankommt.
Gerade war Jörg da. Es ist doch ein Bengel. Kaum hat er die Skier ausprobiert, da fährt er schon ein Stück den Weberbuckel runter. Hingefallen ist er zwar schon öfter, aber das macht ihm nichts aus.
Nun laß mich für heute wieder schließen. Sei recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Anni.
Wie ich aus ihm lese, habt Ihr dort kein Winterwetter wie wir. Bei uns ist dieses Jahr der Schnee beständig, denn auch heute liegt noch welcher und die Kinder sind wieder draußen. Heute aber nicht mehr mit den Schlitten, sondern mit Ski aus Holz von einem Waschfaß, das wir immer im Vorraum liegen gehabt haben, das aber morsch war. Die oberen Stücke sind ja noch gut. Damit kamen die Kinder vorhin an, ich sollte ihnen doch Ski machen. Mit Fahrradgummi habe ich dann diese Dinger zustande gebracht. Schön ist ja anders, aber es macht ihnen doch Spaß. Was man doch nicht noch alles lernen muß.
Schule haben die Kinder ja noch nicht, wie ich Dir schon schrieb. Die haben wirklich ein faules Leben, nur lernen sie eben nicht viel dabei, das ist nicht gut. Später müssen sie es dann im Galopp nachholen.
Ich glaube auch, daß das Wohnen in freier Lage viel zu ihrer guten Entwicklung beigetragen hat. Sie haben ja immer frische Luft, viel Sonne und viel Platz zum Tummeln.
Ich habe mich wirklich gefreut, daß ich wieder ein paar Mark auf die Sparkasse schaffen konnte. Man hat doch immer das Gefühl, einen gewissen Rückhalt zu haben.
Wir können also bei Deinem Urlaub auch mit einem neuen Radioapparat rechnen. Das ist fein. Aber unseren alten geben wir doch nicht weg. Der ist so zuverlässig, denn er hat bisher noch nicht versagt. Wenigstens während des Krieges möchte ich ihn noch behalten, da man Reparaturen immer so lange nicht gemacht bekommt, hat man ihn immer noch in Reserve. Hoffentlich haben wir mit dem neuen genau so Glück wie mit dem alten.
Ich hatte einmal an Dich geschrieben, Du hättest doch den Ahnenpaß noch dort. Das ist ja gar nicht der Fall. Du hast ihn scheinbar bei Deinem letzten Urlaub wieder mitgebracht, denn ich fand ihn gestern in der Tischschublade in der Stube. Er lag ganz hinten drin, drum hatte ich ihn nie gesehen. Ich glaube aber, ich werde ihn Dir wohl gar nicht erst noch hinschicken, vielleicht kannst du ihn nach Deinem Urlaub mitnehmen. Andernfalls schreibst Du mir bitte.
Ich schicke Dir heute einen Artikel vom Hödinger Tobel mit, der Dich sicher auch interessieren wird. Mir hat er gut gefallen.
Von Elsa erhielt ich heute einen Brief. Gerhard liegt seit 31.12. in einem Lazarett in Rouen. Er muß sich seine Krampfadern operieren lassen.
Die Kinder können die Ankunft der Kokosnuß gar nicht erwarten. Sie sind jedes Mal beleidigt, wenn der Briefträger das Päckchen nicht bringt. Das wird ein schönes Theater geben, wenn sie wirklich ankommt.
Gerade war Jörg da. Es ist doch ein Bengel. Kaum hat er die Skier ausprobiert, da fährt er schon ein Stück den Weberbuckel runter. Hingefallen ist er zwar schon öfter, aber das macht ihm nichts aus.
Nun laß mich für heute wieder schließen. Sei recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Anni.
Mein
liebster Ernst! Konstanz, den
9.1.42
Heute ist wieder einmal die Zeit so kurz, daß sie mir nirgends zureicht. Darum schreibe ich gleich mit der Maschine. Ich war heute Morgen schon unterwegs und habe die Lebensmittelkarten besorgt. Auch angemeldet habe ich sie gleich und dabei noch verschiedenes besorgt, damit ich morgen nicht noch einmal fort muß. Ich habe ziemlich bei der Fahrerei gefroren, denn wir hatten heute 7 Grad Kälte. Aber zum laufen dauert es zu lange und der Omnibus fährt nur noch ganz früh, wenn die Leute zur Arbeit fahren und dann von 11 ½ - 2 und von ½ 6 - ½ 8. Aber ich habe ja gleich wieder eine schöne warme Küche vorgefunden, so daß ich bald wieder aufgewärmt war.
Als ich heim kam, stand Helga schon beim Frieden und sagte mir, daß 2 Päckchen von Dir angekommen sind. Wir haben sie dann gleich ausgepackt. Als ich das eine Päckchen vom Tisch nahm, hatten die Kinder noch Deinen lieben Brief vom 5.1. darunter versteckt. Sie wollten mich damit überraschen. Es ist ihnen auch geglückt.
Nun kam beim Auspacken die Kokosnuß zum Vorschein. Über das Aussehen waren sie ganz verdutzt. Und bis wir das Ding auf hatten. Dann kam noch eine Enttäuschung. Sie hatte gedacht, die schmeckt süß. Damit war es ja nichts. Aber ich habe dem abgeholfen und habe eine Art Kokosflocken gemacht. Die essen sie nun gern.
Bist Du mir böse, wenn ich Dir schreibe, dass ich nichts davon essen kann? Ich weiß nicht, ob ich Dir schon einmal davon erzählt habe, daß ich sie mir so über gegessen habe. Bei uns in Leipzig gab es die Nuß doch immer streifenweise zu kaufen und wir haben meinen Vater immer damit gequält. Da hat er einmal eine Ganze mitgebracht und ich habe mich so darüber gestürzt, dass ich sie nachher überhaupt nicht mehr sehen konnte. Lange Zeit wurde es mir beim sehen direkt schlecht. Das ist ja jetzt nicht mehr der Fall und ich dachte auch, dass ich sie essen könnte, aber es geht nicht. Es tut mir so leid, da Du sie doch extra schickt hast.
Die Schale der Nuß hat sich Jörg ja gleich wieder angeeignet. Vorhin hat er sie einmal mit hinaus genommen, da haben alle Kinder gestaunt, keiner wußte, was das sei. Da kannst Du Dir den Stolz von Jörg vorstellen, daß er so ein Wunderding besitzt.
Über die Apfelsinen bzw. Mandarinen, die Äpfel und die Bonbons haben wir uns sehr gefreut. Leider sind 2 von den Mandarinen schlecht geworden bzw. zerquetscht, aber die anderen sind gut angekommen. Wir danken Dir für alles und Du sollst, wenn Du, hoffentlich recht bald, auf Urlaub kommst, viele Küsse dafür bekommen.
Nun
zu Deinem lieben Brief vom 5.1.Wie Du aus meinen vorhergehenden Briefen ersehen
hast, bekomme ich jetzt wieder etwas regelmäßiger Post von Dir. Der Briefträger
hat heute schon zu den Kindern gesagt, wir bekämen ja fast immer Post.
Die Kinder sind absolut nicht böse, daß wir zusammen ins Kino gegangen sind. Aber ich muß doch immer bremsen, denn seit wir nun in letzter Zeit ein paar mal fort warten, guckt Helga schon jede Woche das Filmprogramm nach, ob filme gespielt werden, bei denen Kinder mit können. Jedes Mal fragt sie, ob wir nicht wieder einmal gehen. Sie meint fast, das muß einfach sein. Das wollen wir ihr aber gar nicht so angewöhnen.
Die Kinder wollten Dir auch schon wieder einmal schreiben. Sie nehmen es sich jeden Tag vor, aber wenn sie dann aufstehen und der Schnee lockt draußen so, da möchten sie doch gar zu gern raus und sie haben gar keine Ruhe zum schreiben. Du nimmst es ihnen doch sicher nicht übel, denn gezwungenermaßen sollen sie Dir nicht schreiben, da kommt gar nichts Richtiges dabei heraus.
So, mein lieber Ernst, jetzt will ich weiter schaffen. Ich muß noch bügeln und wenn es mir langt, will ich auch noch backen. Manchmal möchte man die Zeit direkt dehnen können. Aber lieber nicht, dann dauert es ja noch länger, bis zu wieder einmal heim kommst.
Sei nun recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Anni.
Die Kinder sind absolut nicht böse, daß wir zusammen ins Kino gegangen sind. Aber ich muß doch immer bremsen, denn seit wir nun in letzter Zeit ein paar mal fort warten, guckt Helga schon jede Woche das Filmprogramm nach, ob filme gespielt werden, bei denen Kinder mit können. Jedes Mal fragt sie, ob wir nicht wieder einmal gehen. Sie meint fast, das muß einfach sein. Das wollen wir ihr aber gar nicht so angewöhnen.
Die Kinder wollten Dir auch schon wieder einmal schreiben. Sie nehmen es sich jeden Tag vor, aber wenn sie dann aufstehen und der Schnee lockt draußen so, da möchten sie doch gar zu gern raus und sie haben gar keine Ruhe zum schreiben. Du nimmst es ihnen doch sicher nicht übel, denn gezwungenermaßen sollen sie Dir nicht schreiben, da kommt gar nichts Richtiges dabei heraus.
So, mein lieber Ernst, jetzt will ich weiter schaffen. Ich muß noch bügeln und wenn es mir langt, will ich auch noch backen. Manchmal möchte man die Zeit direkt dehnen können. Aber lieber nicht, dann dauert es ja noch länger, bis zu wieder einmal heim kommst.
Sei nun recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Anni.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen