Mein
liebster Ernst! Konstanz, 22.11.41
Vielen
Dank für Deinen lieben Brief vom 17.11. mit den Zeitungen. Da habe ich wieder
etwas zu lesen.
Es
freut mich, daß Ihr jetzt wieder besseres Essen bekommt. Es bekommt ja auch
viel besser, wenn man es mit Appetit essen kann. Wir hatten jetzt auch einmal
Gräupchen. Vater hatte sie uns gebracht. Sie waren ganz gut. Nur mein
Lieblingsessen ist es nicht.
Ich
weiß nicht, ob wir ein Fernglas gebrauchen können. Ich selber brauche ja keins.
Das muß ich Dir schon überlassen zu entscheiden, ob wir eins kaufen wollen. Bei
einem Radioapparat ist ja die Frage des Transportes. So ein Apparat ist ja
ziemlich empfindlich und wichtig ist ja, ob man hier Ersatzteile dazu bekommen
kann.
Die
Frick`s schicken ja Kurt öfter was. Er steht ja mit der Frau auf Du und Du. Im
letzten Brief schrieb sie, daß sie wieder ein Päckchen nach Frankreich richtet,
da er ja nur noch kurze Zeit in Konstanz ist. Bei den Leuten geht es scheinbar
nicht so knapp zu. Ich habe Kurt gebeten, einen Gruß von Dir auszurichten.
Die
mit gesandten Briefmarken hebe ich auf. Ich gehe wahrscheinlich in nächster
Zeit einmal zum Kuster und frage, was es für neue Marken gibt. Ich muß nur erst
wieder Geld haben. Diesen Monat habe ich zu viele Ausgaben gehabt.
Da
Du von den 30 Pfg. Marken, die ich Dir geschickt hatte, wieder welche abgeben
mußtest, wirst Du wohl nicht mehr viel haben. Ich schicke Dir deshalb wieder 5
Stück mit. Ich habe Dir auch heute ein Päckchen mit Verpackungsmaterial
geschickt, da Du ja dort schwer welches bekommst.
Ich
komme erst heute Abend zum schreiben. Helga ist nämlich wieder ein bißchen
krank. Sie hat Fieber, ist sehr heiser und muß Essen wieder brechen. Dabei ist
ihr schwindlig. Vor ein paar Tagen sagte mir Helga, daß die Ingrid krank war.
Wahrscheinlich hat sie sich angesteckt. 2 -3 Tage wird Helga wahrscheinlich
zuhause bleiben müssen. Sorgen brauchst Du Dir keine zu machen.
Heute
Nachmittag habe ich ihr wieder ein bißchen Märchen vorlesen müssen. Das mag sie
zu gern.
Heute
ist Kurt und Vater da. Damit wir nochmals einen Abend alle zusammen sind. Du
fehlst aber sehr. Kurt hat schon manchmal während seines Urlaubs gesagt, daß er
Dich sehr vermißt. Es sei ihm immer so, als fehle hier bei uns etwas.
Nun
schließe ich wieder für heute. Vater und Kurt werden noch einen Gruß beifügen.
Sei
wieder herzlich gegrüßt und geküßt con Deiner Anni.
Lieber Ernst! Wir
sitzen alle Drei beisammen, Anni, Kurt und meine Wenigkeit. Kurt muß ja am
Montag wieder weg. Bei mir geht es so weit gut. Arbeit hat man genügend. Seit 1
1/2 Woche bin ich in der HIAG, da hat die Firma noch was eingerichtet, weil es
dort zu klein war und habe jetzt nicht mehr so weit. Hoffentlich bist Du
gesund, was bei mir auch der Fall ist. Herzliche Grüße Dein Vater.
Bevor ich nun
wieder in den „Schoß“ meiner Kompanie zurück kehre, will ich Dir noch einen
Gruß aus unserem Konstanz senden. In meinem nächsten Brief werde ich Dir von
meinem Urlaub berichten. Für heute grüßt Dich herzlich Dein Bruder Kurt.
Mein
lieber Ernst! Konstanz, den 23.11.41
Heute
bekam ich keinen Brief von Dir. Ich kann Dir heute auch nur ein paar kurze
Zeilen schreiben. Ich habe heute nämlich noch so viel zu tun. Helga liegt noch
auf dem Liegestuhl. Es ist noch nicht sehr viel besser geworden, aber das
Fieber hat etwas nachgelassen.
Sie
freut sich schon so, daß ich ihr nachher etwas vorlese, es ist ihr sonst doch
zu langweilig. Außerdem muß ich heute noch die Strümpfe für Kurt stopfen. Ich
habe sie erst gewaschen und da es jetzt so schwer trocknet, sind sie erst jetzt
trocken geworden. Morgen fährt Kurt ja nun wieder weg, da möchten sie fertig
sein.
Jörg
hat sich heute seine Eisenbahn in der Stube aufgebaut und spielt schon die
ganze Zeit. Vorhin hat auch Kurt mitspielen müssen.
Helga
wollte Dir eigentlich schon gestern einen Brief schreiben. Da wollten Beide
ihre Wunschzettel beilegen. Da sie ja nun nicht schreiben kann, soll ich die
Wunschzettel Dir heute mitschicken. Schreiben will sie, sobald sie wieder ganz
gesund ist.
Gestern
Abend war Vater und Kurt da, wie Du ja auch aus dem vorhergehenden Brief
ersehen hast. Vater hatte eine Flasche Wehrmutwein mitgebracht, die wir
zusammen getrunken haben. Dann hat Vater, wie Dir damals, auch Kurt etwas Geld
zugesteckt. Heute setzt er sich noch hin, um für ihn einen Kuchen zu backen und
morgen Mittag kommt er schnell noch einmal zu uns, um sich von Kurt zu
verabschieden.
Vater
hat von 12 - 1 Mittagspause. In den nächsten Tagen will er mir noch etwas Mehl
mitbringen, da ihm Kurt von den Fricks welches mitgebracht hat.
Nun
will ich für heute schließen. Nimm mit den kurzen Zeilen vorlieb.
Sei
recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Anni.
Die
Testamentabschrift, die ich vorgestern erhielt, schicke ich Dir anbei mit zu.
Bei Jörg`s Wunschzettel heißt es: Ein Auto, Soldaten, einen feinen Tannenbaum.
Das „einen feinen“ hat er mit viel Stolz geschrieben, da er es schon in der
Schule gelernt hat.
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