Mein
liebster Ernst! Konstanz, den
10.11.41
Heute
erhielt ich Deine beiden lieben Briefe vom 6.11. Ich habe mich wieder sehr
gefreut, denn ich habe wieder ziemlich viel zu lesen gehabt.
In
Lille warst Du also inzwischen wieder und ich glaube, es hat Dich nicht einmal
viel gekostet. Aber wenn der Mann aus Konstanz so viel Geld ausgeben kann,
warum sollst Du Dich da nicht einladen lassen. Er würde es sicher auch so
verbrauchen. Graser ist wohl auch ganz froh, wenn Du wieder einmal kommst, oder
hat er auch wieder gute Kameraden gefunden?
Weißt
Du, Stiefel für 75,- oder 100,-Mark zu kaufen wäre aber Unsinn. Das ist richtiger
Wucher. 30,- ist dagegen ja direkt billig.
Ist
das Jagdgewehr dann Dein Eigentum, wenn Du es vom Graser bekommst? Jörg wäre ja
sicher über das Luftgewehr nicht böse, aber ich denke, wenn Du es mitbringen
kannst, wir heben es ihm noch eine Weile auf. Er ist noch zu klein.
Das
Päckchen mit den Pastillen hast Du also erhalten. Dann werden sicher auch die
anderen Päckchen angekommen sein. Vielleicht hast Du nur vergessen, es mir zu
schreiben.
Im
Garten war es mir wirklich eine
Erleichterung, daß Du das Kartoffelstück schon ziemlich aufgelockert hattest.
Es war dann halb so schwer. Das Rückenweh ist schon lange wieder vorbei. Das
„rübergerückt“ ist wirklich von Deinem Vater schon abgefärbt. Man merkt es zum
Schluß nicht einmal mehr.
Wenn
ich nachher in die Stadt fahre, besorge ich gleich noch Briefmarken, die ich
Dir dann mitschicke.
Du
Ernst, meinst Du nicht, wir lassen es mit meinem Mantel sein? Ich glaube, die
verlangen jetzt auch ziemliche Preise und so notwendig brauche ich ja den
Mantel nicht. Wenn ich mit Dir einmal fortgehe, habe ich den Pelzmantel wenn
wir so Sonntag in den Wald gehen, habe ich den guten Mantel von Mama. Für
Wochentage auf`s Rad habe ich den alten Mantel, und den Lodenmantel von Mama,
den ich mir jetzt in den nächsten Tagen zu Recht machen werde. Für`s Frühjahr
habe ich dann wieder den leichteren Mantel von Mama. Es sind ja alles noch gute
Stücke und es ist schade, sie nur im Schrank hängen zu haben. Viel komme ich
sonntags ja sowieso nicht fort, so daß die Sachen ja jetzt nicht abgetragen
werden. Schreibe mir bitte einmal Deine Meinung.
Für
die Zeitungen brauche ich kein Porto bezahlen. Ich glaube, Du kannst auch immer
Deinen Brief von dem Tag mit einlegen, denn die Zeitungen sind fast immer noch
eher da wie die Briefe. Nur mußt Du den Brief zwischen die Zeitungen legen, da
die Umschläge manchmal am Rand etwas verletzt sind. Da könnte er evtl. sonst
herausfallen.
O
Kerle, was hast Du gleich wieder für einen Verdacht. So unverschämt bin ich ja
gar nicht, daß ich immer ganz lange Briefe verlange, wenn Du OvD hast. Wie ich
Dir gestern schon schrieb, bin ich auch mit kurzen Briefen froh. Da bin ich
doch bescheiden, findest Du nicht auch? Es ist fein, daß Du noch ein Paar
Hausschuhe bekommen hast. Die werden ja nicht schlecht und ich werde sie mir
einstweilen aufheben. Auch für die anderen Schuhe danke ich Dir. Jetzt bin ich
ja versorgt und brauche nicht gleich wieder welche. Unseren
Bezugsscheinsstellen falle ich also auch darin nicht zur Last.
Bist
Du da mit Deinem Geld ausgekommen? Ich schreibe Dir ja schon, wenn Du noch
etwas brauchst, mußt Du es mir mitteilen. Ich nehme es nachher vom
Weihnachtsgeld.
Eingekleidet
bist Du auch wieder neu. Da wirst Du froh sein. Das war doch schon Deine Sorge
im Urlaub.
Der
Brief an die Kinder kam heute an. Das war eine große Freude. Antworten wird Dir
Helga selber wieder.
Meine
Jacke habe ich heute übrigens fertig gestrickt. Nachher will ich mir noch
schöne Knöpfe dazu kaufen. Ich freue mich, daß ich`s geschafft habe.
Zeitungen
habe ich heute übrigens auch bekommen. Auch dafür möchte ich Dir auch danken.
Ich habe jetzt immer viel zu danken, für alles liebe, was Du für uns besorgst
und tust. Du lieber Kerl.
Eben
erhalte ich von Siegfried einen Brief. Er hat Dir am gleichen Tage auch
geschrieben, wie er mir mitteilt. Er schreibt, daß sich Papa vorgenommen hat,
nächstes Jahr mit Erna den Urlaub bei uns zu verbringen, wenn bis dahin nichts
Kleines unterwegs wär. Ich glaube, er wäre froh darüber. Ausführlicher brauche
ich Dir ja sicher den Brief nicht zu erzählen, denn Siegfried wird an dich wahrscheinlich
fast dasselbe geschrieben haben.
Jetzt
habe ich nun schon an 3 Leute Briefe zu beantworten, an Nanni, Siegfried und
Elsa. So muß ich mich wieder einmal abends hinsetzten. Briefe bekommen ist ganz
schön, nur das Antworten nicht, außer an Dich.
Ich
habe heute mit der Schreibmaschine geschrieben, da es da schneller geht. Ich
habe nämlich heute ziemlich viel zu tun gehabt und es eilt mir ein bißchen, da
ich noch in die Stadt muß. Du nimmst doch auch einmal mit so einem Brief
vorlieb.
Sei
nun für heute wieder recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Anni.
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