Montag, 21. November 2016

Brief 241 vom 20./21.11.1941


Mein liebster Ernst!                                                                           Konstanz, 20.11.41                          

Ein Brief ist heute zwar nicht gekommen. Dafür aber die Päckchen 19 und 20. Nun weiß ich ja, was in dem Päckchen 19 war. Ich hatte gar nicht gedacht, daß Du mir die Seife zuschicken wolltest. Ich meinte, Du hättest sie für Dich dort besorgt. Die Zahnpasta werden wir auch einmal probieren. Der Käse ist auch noch gut angekommen. Er wird bald gegessen. Ich danke Dir für alles recht sehr.
Von Tante Agnes bekam ich heute einen Brief. Sie schreibt ganz nett. Ich werde ihr bald antworten. und schicke Dir den Brief mal mit.
Am Vormittag habe ich mir den Lodenmantel von Mama hergerichtet. Er sieht noch ganz ordentlich aus und wird mir im Winter auf dem Rad sicher gute Dienste leisten.
Auf dem Tisch geht es bei uns heute ziemlich eng zu. Kurt schreibt mit der Schreibmaschine, Helga macht Schulaufgaben und ich schreibe an Dich. Ich habe mich ein bißchen an die Seite gequetscht. In die Stube mag ich mich nicht setzen, da ist es zu kühl.
Nanni hatte mir doch mal geschrieben. Ich sollte ihr ja nun wohl wieder schreiben. Soll ich sie mit Tante Nanni oder Frau Taupitz anreden? Oder würdest Du vielleicht antworten, wenn ich Dir den Brief zuschicke.
Heute stand in der Zeitung wieder was vom Eisernen Sparen. Ich schicke Dir den Artikel wieder mit. Ich glaube, da steht nun das Wichtigste drin.
Da Du bei den Kindern nach dem Wunschzettel gefragt hast, haben Beide nun einen geschrieben. Du wirst ihn in den nächsten Tagen bekommen. Jörg sagte heute: „Weißt Du ich schreibe einen Wunschzettel. Wenn Vaterle nicht weiß, was er uns schenken soll und er sieht den Zettel, da kommt er gleich auf Verschiedenes, was er schenken kann.“
Lieber Ernst, ich habe heute gar keine richtige Ruhe zum Schreiben. Helga fragt mich öfter wegen ihren Schulaufgaben und Jörg, der vorhin gerade nach hause kam will jetzt auch schreiben. Da will ich Platz machen.
Sei für heute wieder recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Anni.

Mein liebster Ernst! Konstanz,                                                                       21.11.41

Heute Abend komme ich erst zum Schreiben, um Dir auf Deinen lieben Brief vom 15.11. zu antworten. Ich habe heute wieder viel zu tun gehabt und bin ganz müde. Ich bin froh, daß übermorgen Sonntag ist, da werde ich mich wieder einmal richtig ausruhen.
Kurt wohnt bei Paula. Er kann schon nicht gut anders, da er ja voriges Mal auch dort war. Am Montag 16,57 Uhr fährt er wieder ab. Er fährt über Stuttgart und Metz. Viel Erholung hat er ja nicht gehabt, er rennt die ganze Zeit herum. Er möchte es jedem recht machen und kommt dabei selber zu kurz.
Ich bin wirklich froh, daß der Garten jetzt fertig ist, trotzdem ich gern im Garten schaffe. Aber bei diesem Wetter ist es kein Vergnügen mehr. Im Sommer ist man ja gern draußen und man ist auch froh, wenn man ernten kann. Ich habe fast nie Gemüse kaufen müssen, nur im zeitigen Frühjahr, wo es im Garten noch nichts gab.
Trotzdem ich im Garten jetzt nichts mehr zu tun habe, ist die Arbeit doch nicht weniger geworden. Im Gegenteil, mir reicht die Zeit gar nicht aus. Da habe ich zu nähen, auszubessern und zu stopfen. Das sind Sachen, die viel Zeit beanspruchen und zum Schluß hat man doch das Gefühl, nichts Wesentliches geschafft zu haben. Müde wird man dabei aber doch.
Mit seidenen Tüchern bin ich jetzt wirklich versorgt. Aber das macht nichts. Die kann man immer gebrauchen. Es sieht doch immer schön aus. Es sind ja auch 4 verschiedene Farben.
Vater ist ganz froh, daß er nicht mehr so zur Arbeit hat. So ein ruhiges Arbeiten wie in der Stadt hat er da ja nicht mehr. Aber trotzdem gefällt es ihm gut. Zum essen kommt er scheinbar mittags aber nicht, denn er sagte, es lange ihm gerade zu ein paar Bissen. Die Pause ist wahrscheinlich nicht so lange, ich habe ihn wirklich noch gar nicht gefragt.
Du, Ernst, wenn es Dir recht ist und wenn es möglich ist, so schicke mir doch für meinen Vater zu Weihnachten ein paar Zigarren. Ich würde ihm dann diese mit etwas Gebäck, oder einem Buch, je nachdem, zuschicken. An Siegfried und auch an Kurt kann ich ja kein Gebäck zu Weihnachten schicken, da ich nicht so viel Mehl habe. Soll ich ihnen sonst irgendetwas schicken und was? Und an Erna? Vielleicht schreibe ich auch nur, oder was meinst du?
Da die Kinder auch schon ziemlich weihnachtlich gestimmt sind, schickt Dir Jörg heute ein Bild mit. Das obere Wort hat ihm Helga vorschreiben müssen, das untere hat er schon selber in der Schule gelernt. Helga und Jörg haben auch schon in der Stube zusammen beraten, was sie mir schenken wollen. Als sie herauskamen sagten sie, sie hätten viele Sachen, aber ich könnte mir auch etwas noch wünschen. Ob ich nicht etwas notwendig zum backen brauchte. Das dürfte ich mir wünschen. Es handelt sich da um einen Backpinsel, den ich schon noch gebrauchen kann.  
Ich schicke Dir heute einmal eine Karte mit, die mir so gut gefallen hat, daß ich sie gekauft habe. Ich dachte, sie würde Dich sicher auch freuen.
Nun will ich wieder schließen. Sei wieder recht herzlich und recht oft gegrüßt und geküßt von Deiner Anni.


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