Mein
liebster Ernst! Konstanz, 14.11.41
Vorhin
erhielt ich Deinen lieben Brief vom 11.11. Ich danke Dir vielmals dafür.
Für
die Päckchen, die Du wieder fertig machen willst, habe ich Dir ja Briefmarken
geschickt. Wenn Du wieder welche brauchst, so schreibe mir.
Du
hast ja jetzt noch mancherlei zu besorgen. Was wir in Deinem Urlaub
aufgeschrieben haben und war ich Dir gestern schrieb. Aber ich glaube, Ernst,
dann hören wir mal mit kaufen auf. Ich weiß nicht mehr wohin damit. Für die
nächsten Jahre haben wir ja alles, was wir brauchen, und bis dahin wird auch
der Krieg zu Ende sein und man kann wieder richtig kaufen, was man braucht.
Kurt
hatte an Nanni geschrieben, daß meine Mutter gestorben ist.
Siegfried
schrieb in dem Brief an mich, daß Erna mir schreiben würde, was sie sich als
Hochzeitsgeschenk wünschen.
Ein
Lönsburg hast Du nicht geschickt. Du wolltest es nach Deinem Urlaub
herschicken, aber bis jetzt ist es nicht gekommen.
Kurt
hat sich in Frankreich ein Fernglas für 62,- gekauft. Er verkauft es jetzt an
Kurt Hagenauer und will ich noch ein besseres besorgen.
Kurt
sagte mir, ich sollte Dir schreiben, daß es in Paris Phillips-Altstromgeräte
für 83,- gäbe. Aber das kommt ja wohl für uns nicht in Frage.
In
dem Paket an Vater von der Frau Frick war Brot, Zucker und Fett. Vater ist sehr
froh darüber. Vorhin ist von der Frau an Kurt wieder ein Paket gekommen. Ich
weiß natürlich nicht, was drin ist. Die Leute müssen Kurt doch ziemlich ins
Herz geschlossen habe, denn sie schicken ihm alle 14 Tage ein Päckchen. Heute
sind die Kinder geimpft worden. Jetzt tut es ihnen ein bißchen weh. Aber sie
haben jetzt direkt einen Stolz.
Gestern
Nachmittag ist Kurt nur auf einen Sprung oben gewesen, da er zum baden wollte.
Gestern Abend waren Vater und Kurt da. Erst hat Kurt an seinem Ahnenpaß
geschrieben. Aber Vater wollte sich doch auch ein bißchen mit ihm unterhalten.
Da hat er dann aufgehört. Aber viel redet Kurt ja nicht. Man muß bald jedes
Wort aus ihm herausziehen. Nach 10 Uhr sind dann Beide fortgegangen.
Einen
Cognac kann ich Kurt nicht anbieten. Er sagt, er hätte in Frankreich mal einen
Rausch gehabt, als er über 1/2 Flasche Cognac ausgetrunken hat. Das sei so
ekelhaft gewesen, daß er überhaupt keinen mehr anrührt.
Nun
ist es gerade Zeit, daß ich den Brief fortbringe, wenn er 1/2 5 Uhr noch mit
fort soll. Sei für heute wieder recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner
Anni.
Mein
liebster Ernst! Konstanz , 15.11.41
Heute
erhielt ich Deinen lieben Brief vom 12.11. Ich danke Dir sehr dafür.
Du
mußt entschuldigen, daß ich das Geld, das Du noch hier hast, ganz vergessen
habe, sonst hätte ich es Dir schon mitgeschickt. Es sind noch 8,-. Nun kann ich
sie Dir ja nicht mehr senden, da ich ja vor einigen Tagen noch 25,- abgeschickt
habe. Ich hebe sie also noch auf. Über das Geld herrscht doch jetzt Klarheit?
Von der Zusatzversicherung habe ich Dir 25,- geschickt, 40,- liegen noch hier
für Dich bereit, 21,17 habe ich mir genommen.
Wenn
Du nicht gleich alles bekommst, was Du besorgen willst, so ist das ja nicht
weiter schlimm. So ganz eilig ist es ja meist nicht.
Die
Zeitungen habe ich heute auch erhalten. Ich habe auch schon kurz hineingesehen,
aber viel Zeit hatte ich noch nicht, da ich mit Nähen angefangen habe. Aus
alten Pullovern von Mama mache ich den Kindern neue. Den für Jörg habe ich
fertig. Für die Schule und zum spielen ist er noch sehr gut.
Wegen
K-Papier mußt Du nicht rum rennen. Ich habe inzwischen wieder eins bekommen.
Ich schrieb Dir nur darum, weil ich dachte, es wäre dort leichter zu
beschaffen. Ich werde nächste Woche wieder zusehen, daß ich irgendwo wieder
eins bekomme. Also, nicht wahr, rumlaufen tust Du deshalb nicht.
Die
Sache mit den 2 Leuten dort ist ja zum Zusehen ganz interessant. Jetzt geht es
dem einen so, wie er es Dir nach Deinem Urlaub gemacht hat. Schaden kann es ihm
ja nicht. Gestern sind die Kinder geimpft worden. Bei Helga ist die Impfstelle
rot und angeschwollen, bei Jörg ist keine Veränderung bis jetzt eingetreten.
Bei Helga in der Klasse sind die Kinder aufgeschrieben worden, bei denen die
Impfstelle rot und angeschwollen ist. Warum, weiß ich nicht.
Kurt
ist heute Nachmittag nach Meersburg gefahren. Er trifft sich dort mit einem
Mädel aus Singen, die ein paar Tage in Meersburg zu Besuch ist. Wie Kurt sie
kennen gelernt hat, weiß ich nicht. Er sagte, er will erst sehen, wie das Mädel
ist, er will nicht wieder die Katze im Sack
kaufen.
Morgen
früh will Kurt wahrscheinlich mit den Kindern ein Stück spazieren gehen. Es
kommt natürlich auch auf`s Wetter an.
Ich
hatte mich doch mit den Kindern zum Röntgen gemeldet. Es werden Reihenuntersuchungen
durchgeführt. Gestern kam nun der Bescheid, daß die Untersuchungen am Dienstag
durchgeführt werden. Wer innerhalb 3 Wochen keinen Bescheid bekommt, ist
gesund. Hoffentlich auch wir.
Dora
hat heute auch geschrieben. Sie bedankt sich für den Kaffee und fragt nach dem
Preis. Aber für das, was ich ihr geschickt habe, verlange ich kein Geld. Es war
ja nicht so viel und sie hat ja den Kindern auch schon manches geschickt. Ich soll
Dich von Dora auch vielmals grüßen.
Bei
Helga`s Schule ist der Stacheldraht wieder weggekommen. Wenigstens nach der
Straßenseite schon. Es wird drin auch fest geputzt. Ich bin gespannt, ob es
wieder Schule oder Lazarett wird.
Nun
laß mich für heute wieder schließen, mein lieber Mann, und sei recht herzlich
gegrüßt und geküßt von Deiner Anni.
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