23. Oktober
Nun ist es schon
Mittwoch. Vergangene Woche bist Du nachmittags weggefahren. Hoffentlich
vergehen die kommenden Wochen schnell, damit Dein nächster Urlaub rascher heran
kommt, denn dieser leuchtet als glückliche Verheißung über den kommenden
Wochen. Vielleicht kommt heute von Dir
ein Brief. Ich werde es ja sehen, wenn ich vom Zahnarzt wiederkomme, ich muß um
10 Uhr dort sein. Da wird es Zeit, daß ich mich fertig mache. Sei nun recht herzlich gegrüßt und geküßt,
mein lieber Mann, von Deiner Annie.
Mein lieber Ernst!
Konstanz, 23.Oktober 40.
Nun ist der Mittwoch bald vorbei. Vor einer Woche habe ich
gewartet, bis Du in Stuttgart warst. Inzwischen habe ich ja aus Deinem ersten
Brief ersehen, daß Du dort gut angekommen bist. Weitere Nachricht habe ich von
Dir noch nicht erhalten. Ich habe mir schon überlegt, ob Du wohl den ersten
Brief jemand mitgegeben hast, da er mit einem so großen Vorsprung vor den
anderen (denn Du wirst doch am nächsten Tag wieder geschrieben haben) angekommen
und außerdem in Freiburg am 20. abgestempelt ist.
Frau Nußbaumer hatte
mir gestern gesagt, daß Luftschutzvollübung sei. Es hat sich nun
herausgestellt, daß diese nur für die Laienhelferinnen ist. So habe ich heute
Abend Zeit, mich auszuruhen.
Ich habe heute Nachmittag das gestern begonnene Stück im
Garten drüben umgegraben. Dann habe ich das Weißkraut raus gemacht, die Kinder
haben mir dabei geholfen, und haben auch dieses Stück noch umgegraben. Jetzt
habe ich mich schon wieder an die Arbeit gewöhnt, ich habe nicht ein bißchen
Rückenweh und bin auch nicht kaputt. Das Kraut lasse ich bis Sonntag ablagern
und hole es dann ein. Im Großen und Ganzen
bin ich jetzt drüben mit dem Garten fertig. Rotkraut und Wirsing lasse ich
sowieso so lange als möglich draußen, wenn´s nicht zu kalt wird, evtl. ganz.
Schwarzwurzel lasse ich auch noch eine Weile draußen, ebenso rote Rüben und
Möhren. Ich muß erst im Keller ein bißchen Platz bekommen. Nun werde ich mich
an den Garten hinterm Haus machen. Ich bin gerade so schön drin.
Beim Zahnarzt war ich heute früh. Es hat wieder ziemlich weh
getan, trotz der Einlage. Ich bin knapp um eine Nervbehandlung rum gekommen.
Jetzt hat er den Zahn fertig gemacht. Es ist doch gut, wenn man gleich zum
Zahnarzt geht.
Den Kindern habe ich heute noch je eine Trainingshose
gekauft, damit sie wechseln können. Die Jacken halten immer viel länger. Ich habe sie jetzt schon gekauft, weil
gerade einzelne vorrätig waren, was selten vorkommt, weil meist nur ganze
Anzüge verkauft werden. Ich schenke sie den Kindern aber erst zu Weihnachten.
Sonst kaufe ich ihnen hier ja nichts weiter zum anziehen.
Mir besorge ich noch einen Bezugschein für Filzschuhe. Die
Bezugscheinstelle ist aber nur nachmittags auf und liegt so abseits, daß ich es
immer wieder hinausgeschoben habe. Ich den nächsten Tagen fahr ich aber doch
mal hin, sonst überrascht mich erst noch die Kälte.
Siegfried hat mir von einer Besichtigung der Feengrotte in
Saalfeld eine Karte geschickt. Er bittet mich, ich soll ihm bald mal wieder
schreiben. Da werde ich mich doch bald mal zu einem Brief aufraffen müssen,
nachdem ich ihm gestern nur eine Karte geschrieben habe. Ich habe inzwischen
drei Stück von ihm bekommen.
Heute Abend ist ein Volkskonzert im Radio. Da höre ich gern
zu. Es werden u.a. Märsche und bekannte Lieder gespielt. Jetzt spielen sie
gerade „An der Weser“.
Jetzt muß man ja schon wieder zeitig Licht machen. Da haben
mich die Kinder gebeten, ich möchte doch wieder öfter die Kerze anbrennen. Das
wär so gemütlich. Da hast Du doch schon früher manchmal lachen müssen, wenn wir
bei Kerzenlicht beieinander gesessen sind.
Mein lieber Ernst! Ich gehe nun schlafen. Morgen muß Helga
um 8 Uhr in die Schule, da kann ich nicht so faulenzen wie die letzten Tage, wo
ich, und die Kinder natürlich auch, ersten gegen ½ 8 Uhr aufgestanden sind. Da
haben wir früh immer kein Licht gebraucht. Gute Nacht, mein lieber Ernst.
Lieber, lieber, lieber
Vater! Jetzt bin ich aufgestanden und habe mich fertig gemacht und jetzt
schreibe ich Dir noch einen kleinen Brief. Weißt Du lieber, lieber, lieber
Vater ich kann nicht so viel jetzt schreiben. Viele Grüße und Küsse von Deiner
Helga. Jörg Rosche.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen