Mein liebsterErnst! Konstanz,
29.11.42
Ich bin heute immer noch unruhig, ob Dich wohl meine Briefe
erreichten. Es wäre ja schlimm, wenn Du die ganze Zeit keine Post erhalten
haben solltest. Aber ich kann nicht glauben, dass die Nummer nicht richtig ist.
Ich hoffe immer wieder, dass Du auch die Päckchen richtig erhältst.
Wir waren heute auf der Messe. Es war aber tatsächlich gar
nichts los. Einige Buden, die meisten mit Kurzwaren und Lederschuhbänder. Dann
noch einige Buden mit Schmuck und Wäsche. Das war alles. Keine einzige
Spielzeugbude, und das ist doch für die Kinder die Hauptsache. Auf dem Döbele
stehen ganze 2 Buden, eine mit Honigkuchen und eine, die Lose verkauft. Da man
nun gar nichts zum Spielen kaufen konnte, habe ich wenigstens einen Honigkuchen
geholt, den wir dann zuhause gegessen haben. Nochmals brauchen wir tatsächlich
nicht auf die Messe zu gehen.
Wir sind dann langsam Heim gegangen, denn man bekam kalte
Füße. Am schönsten ist es doch immer daheim. Da kann man sich´s gemütlich
machen. Vorhin haben wir Abendbrot gegessen und nun sitzen Helga und ich beim
Schreiben und Jörg spielt mit dem Kugelspiel. Dafür haben wir uns die
Tischlampe geholt, die alles noch heimeliger macht und das Radio spielt.
Vielleicht kannst Du Dir alles so ungefähr vorstellen.
Geschafft habe ich heute nicht viel und werde wahrscheinlich
auch nachher nur noch ein wenig lesen. Ich hoffe nur, dass Du auch einen
halbwegs guten Sonntag verlebt und vor allen Dingen auch schon Post von mir
erhalten hast. Es wird mich sehr freuen, wenn ich die Bestätigung dafür von Dir
erhalte. Dann werde ich auch wieder ruhiger sein.
Heute ist der erste Advent. Aber man merkt nicht viel davon,
außer dass die Kinder schon die Adventskalender hervorgeholt haben. Einen Kranz
haben wir dieses Jahr nicht gemacht, denn wir hatten tatsächlich noch nicht die
Zeit, genügen Tannenreisig zu holen und ich muss offen sagen, ich habe auch gar
nicht die richtige Lust zu einem Adventskranz. Es wird auch so gehen. Die
Hauptsache, dass es ein erträgliches Weihnachtsfest gibt. Und da will ich ja
sehen, dass ich den Kindern ein schönes Fest bereite, denn sie sollen daran
schöne Erinnerungen haben. Richtig schön wird es ja erst sein, wenn Du wieder
einmal hier bist. Das ist bestimmt. Jetzt müssen wir uns eben so durchbeißen.
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