Mein liebsterMann! Konstanz, 6.12.42
Ich beginne heute spät mit schreiben, es ist gleich ¼ 11
Uhr. Vielleicht werde ich nicht mehr ganz fertig, (ich bin nämlich schon sehr
müde) da schreibe ich gleich morgen früh weiter.
Am Nachmittag waren wir im Theater. Es war wirklich sehr
schön und Helga hat ihre Sache auch gut gemacht. Nur aufgeregt war sie heute
Abend. Sie hat Dir noch einen Brief geschrieben, aber die Schrift ist dermaßen
scheußlich, dass sie ihn nicht schicken kann und auch selbst nicht will. Sie
schreibt ihn morgen, wenn sie wieder ruhiger ist, nochmals.
Vorhin ¼ 9 Uhr, gerade als die Kinder sich ausziehen
wollten, war Fliegeralarm. Es hat bis ¼ 10 Uhr gedauert. Dann haben sich die
Kinder fertig gemacht und lagen ¾ 10 im Bett. Ich musste mich erst noch ein
bisschen ausruhen, denn ich hatte Kopfweh.
Am Nachmittag erhielt ich Deine beiden lieben Briefe vom 22.
Und 23.11 Ich danke Dir sehr dafür.
7.12.
Bis hier her bin ich gestern mit dem Schreiben nur gekommen,
dann fielen mir immer die Augen zu und es ging nicht mehr. Aber heute früh will
ich Dir nun gleich Deine Briefe beantworten.
Wie ich lese, wartest Du so auf das Beamtengesetz. Es tut
mir sehr leid, dass ich es Dir noch nicht schicken konnte, aber wie ich Dir
schrieb, wird es neu verlegt und ist erst nach einiger Zeit zu haben. Da wirst
Du in der ganzen Angelegenheit wohl vorläufig gar nichts unternehmen können.
Ich bin schon erstaunt, dass Ihr dort sogar Torte umsonst
bekommt, und scheinbar sogar noch gute. Lass es Dir nur schmecken. Und wenn
sonst die Verpflegung auch gut ist, wie Du schreibst, so ist das nur zu
begrüßen.
Briefe hast Du auch von mir bekommen. Da brauche ich also
nicht zu befürchten, dass sie zurückkommen, wie es mit dem ersten geschah. Das
hatte mir einen tüchtigen Schreck eingejagt. Ich sah schon alles wieder hier
landen. Weil nun auf Deinem Brief auch der Stempel 00220 war, meinte ich, sie
hätten inzwischen die Nummer wieder geändert und Dir nur noch nichts davon
gesagt. Jetzt ist ja alles gut, und ich bin froh.
Von Schnee haben wir bisher wenig gemerkt. Es war aber in
den letzten Tagen auch nicht mehr so sehr kalt, wie einige Zeit. Erkältet habe
ich mich trotzdem ein bisschen, ich weiß nicht, vom Bad oder von der Wäsche.
Ich habe so eine Art ukrainische Krankheit. Das ist ziemlich unangenehm. Ich
hoffe, dass es bald wieder vorbei geht.
Der Dr. Thomas ist doch eigentlich der Beste Deiner
Kameraden gewesen. Und er schreibt Dir auch immer wieder. Ich glaube, dass Du
Dich sicher darüber freust.
Mit Urlaub haben sie es ja im Westen doch noch besser
gehabt, aber wir wollen froh sein, dass Du jetzt Urlaub haben konntest, denn
andere haben es ja noch viel schlimmer.
Gerade erhielt ich Deinen lieben Brief vom 20.11, der von
der Feldpostprüfstelle geöffnet worden ist, und den großen Brief mit
Durchschlagpapier. Scheinbar gehen meine Briefe jetzt wieder laufend bei Dir
ein, was mich sehr freut. Sie sind eigentlich nicht einmal so sehr lange
unterwegs.
Du hast Recht, wenn Du schreibst, dass wir mit unseren
Kindern bis jetzt zufrieden sein können. Sie sind eine fröhliche Gesellschaft.
Dass sich beide öfter händeln müssen, das ist ja nicht nur bei ihnen so. Die
Hauptsache ist, dass man hinterher ist und keine Unart durchgehen lässt und
einen festen Willen ihnen gegenüber hat.
Den Brief an Papa hast Du schön geschrieben. Da wird er
sicher zufrieden sein. Du hast ihm ja sogar alles Gute für seine Ehe gewünscht.
Da legt er bestimmt besonderen Wert darauf.
Heute werde ich die Päckchen für Leipzig ganz fertig machen.
Es ist drin:
Für Erna 1 Brettchen, 1 Glasuntersetzer, 1 Tuch, 1
Stopfpilz, 1 Tüte Gebäck und für Siegfried Zigaretten. Für Papa Zigaretten, 1
Tüte Gebäck, für seine Frau habe ich keine weiteren Taschentücher gekauft,
sondern nur aus einem kleinen Rest eine runde Tasche fürs Taschentuch gehäkelt,
wie ich sie mal von Frau Lämmel bekommen habe. Das kostet mir nichts, macht
nicht viel Arbeit und sieht doch nicht so schäbig aus. Die Form habe ich Dir
hier aufgezeichnet. Weißt Du, wenn ich gar nichts für die Frau schicke, ist
Papa beleidigt, und ich habe genug von dem Zank.
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