Mein liebsterErnst! Konstanz,
1. Dez. 1942
Mein Waschtag ist beendet. Aufhängen habe ich noch nicht
alles können, ich mag über Nacht die Bettwäsche nicht aufgehängt lassen. Helga
hat mir sogar beim Waschen geholfen und hat die Wischtücher gebürstet. Ja, wir
haben schon eine große Tochter. Jörg war auch eine Weile bei mir im Waschhaus
und hat in der Badewanne seine Schiffe fahren lassen. Das hat ihm natürlich
gefallen. Gegen ½ 5 Uhr war ich mit waschen fertig und wir sind rauf gegangen.
Da habe ich erst wieder eingeheizt, damit man sich auch wohlfühlen kann. Helga
war inzwischen bei der Theaterprobe und kam ¼ 6 Uhr heim. Wir haben dann
Abendbrot gegessen und sitzen jetzt alle drei beim Schreiben. Helga hatte damit
ja schon zu Mittag angefangen.
Da Helga am Donnerstag wieder Probe hat, gehen wir sicher
morgen zum Baden. Wir gehen sonst lieber am Donnerstag, weil Du doch an diesem
Tage uns mit Deinen Gedanken im Bad suchst. Aber es lässt sich dieses Mal eben
nicht machen.
Am Morgen habe ich 50.-Mk. auf die Kasse geschafft. Wir
haben jetzt 528.-Mk. Was auf den Büchern der Kinder ist, haben sie ja selbst
geschrieben.
Gestern Abend habe ich noch Granatsplitter gemacht, als die
Kinder im Bett waren. Ich will sie doch zum Nikolaus damit überraschen. Erst
dachte ich, ich könnte ihnen gar nichts geben, aber dann fiel mir ein, dass ich
doch Granatsplitter machen könnte. Haferflocken hatte ich gerade noch da. So
ist es doch für sie schöner.
Post habe ich von Dir auch heute nicht bekommen, aber ich
warte jeden Tag drauf. Lange kann es jetzt doch nicht mehr dauern, bis wieder
regelmäßig Post eintrifft.
Die Zeitungen für Dich von der vergangenen Woche habe ich
heute erhalten. Morgen schicke ich sie mit fort. Sie kommen diesmal etwas spät,
aber ich konnte sie nicht eher bekommen.
Gestern hatte ich Helga mit auf´s Rad genommen, um sie in
die Schule zu fahren. Da bin ich wieder angehalten worden, weil Helga zu groß
ist. Es ist dies das zweite Mal, wo ich ohne Strafe davon gekommen bin. Aber
jetzt darf ich sie nicht mehr mitnehmen, sonst habe ich doch mal Pech. Der
liebe Mann sagte mir gestern: „Da müssen Sie dem Mädel eben ein eigenes Rad
kaufen.“ Da habe ich ihm aber direkt ins Gesicht gesagt: „Das ist leicht
gesagt, aber erst mal eins kriegen“.
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