Mein lieberMann! Konstanz, 7.12.42
Heute Morgen habe ich Dir ja schon etwas geschrieben. Es ist
eigentlich nicht mehr viel zu berichten. In der Hauptsache habe ich heute
gestopft. Am Nachmittag bin ich noch schnell in die Stadt gefahren und habe
eingekauft. Als ich heim kam, war Helga schon von der Schule da und auch Jörg
war in der Küche. Erst war er im Vorraum beim Spielen mit dem Richard und
seinem Schulfreund Karl, den er bestellt hatte. Es war heute kein schönes
Wetter, bei Tag war leichter, am Abend dicker Nebel. Man ist froh, wenn man
daheim ist. Wir haben bald Abendbrot gegessen als ich daheim war, dann hat
Helga an Dich geschrieben und Jörg hat mir Wolle aufwickeln geholfen. Ich habe
einen weißen Unterrock aufgetrennt, den Mama gestrickt hat, da ich ihn doch
nicht hätte verwenden können. So habe ich wieder einen Wollvorrat da. Nachher
hat Jörg noch ein Bisschen auf meinem Schoß gelegen, denn wenn er auch schon
groß ist, Zärtlichkeit kann er doch vertragen.
Später haben wir dann mit der Mundharmonika Weihnachtslieder
gespielt. Das gefällt den Kindern sehr. Nun liegen sie schon längere Zeit im
Bett.
In dieser Woche haben wir jeden Nachmittag was vor. Morgen
geht es nähen, die Kinder wollen mit; am Mittwoch zum Zahnarzt, Helga und ich
haben was kaputt und bei Jörg lasse ich nachsehen; am Donnerstag geht es baden,
am Freitag haben die Kinder turnen und am Samstag sollen sie mit dem Großvater
in die Stadt gehen. Das ist doch ein großes Programm.
Vorhin war Vater da. Er hat aber Augen gemacht, als die Tür
am Schränkchen dran war. Er wollte erst was aussetzen und meinte, er hätte sie
von der anderen Seite dran machen wollen, aber ich konnte ihm gleich beweisen,
dass das nicht wahr ist. Dann schaute er, ob ich die Bänder eingelassen hatte,
das war aber auch geschehen. Da hat er es dann aufgegeben.
8.12.42
Guten Morgen liebster Mann!
Zwar, so spät stehst Du ja auch nicht auf, es ist nämlich
schon Vormittag. Ich bin gerade mit Reparieren von Schuhe fertig. D.h., alle
sind es noch nicht, aber auf die restlichen 2 Paare müssen ganze Sohlen. Dazu
bin ich heute noch nicht gekommen. Ich habe nur auf drei Paar Flecken
draufgesetzt. Mit ganzen Sohlen muss man sparsam sein, die kommen nur drauf, wenn
es unbedingt nötig ist.
Vorhin erhielt ich Deinen lieben Brief vom 24. Du armer
Kerl, kriegst Du jetzt auch Kopfweh. Ich kenne das und weiß, dass man da keine
rechte Lust zum Schreiben hat. Deshalb danke ich Dir auch, dass Du mir trotzdem
einen Gruß geschickt hast.
Den Brief von und an Nannie habe ich noch nicht gelesen, ich
will lieber erst fertig schreiben, damit der Brief noch rechtzeitig fort kommt.
Von dem einen Theater hast Du also genug. Das glaube ich
gern, lieber kein Theater, als eine Vorstellung, bei der man in jeder Beziehung
enttäuscht ist.
In unserer Zeitung stand heute der beiliegende Artikel über
die Weihnachtsaufführung von „KdF“. Helga sagte, ich sollte ihn Dir mitschicken
und das unterstreichen, wo sie mitgespielt hat. Das habe ich auch getan.
Nun lass mich schließen, ich muss noch ans Mittagessen
denken. Wenn unsere Lauser heimkommen, haben sie Hunger.
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