Mein
lieber, lieber Ernst! 13.2.42
Ich
habe Dir gestern gar nicht geschrieben. Ich hatte Deinen Brief vom 7. bekommen
und war doch sehr erschrocken. Ich war zum schreiben viel zu aufgeregt. Weißt
Du, ich lebe schon die ganzen Tage in einer Spannung, da ich immer meinte,
vielleicht kommst Du doch einmal unverhofft. Als ich nun gestern den Brief
erhielt, da konnte ich überhaupt keinen klagen Gedanken mehr fassen. Ich habe
mit Ungeduld auf Deinen nächsten Brief gewartet, der nun heute eintraf und der mich sehr erleichtert
hat. Du bist also wieder gesund. Wie froh bin ich darüber. Es muß doch für Dich
eigentümlich gewesen sein, als Dir Deine Kameraden nur so mit Abstand
begegneten. Das ist ja nun wieder vorbei und ich hoffe nur, daß Du auch weiterhin
gesund bleibst.
Ein
paar Tage wirst Du ja vergeblich auf einen Brief von mir gewartet haben. Aber
da ich ja bestimmt mit Deinem Kommen rechnete, habe ich einige Tage nicht
geschrieben.
Wenn
Nanni Dir schreibt, Du sollst wegen des verlorenen Päckchens von dort aus was
unternehmen, so ist das schon richtig. Ich hatte mich früher, als ein Päckchen
so lange unterwegs war, auch bei der Post erkundigt, was ich tun müßte, wenn es
verloren gegangen sei. Da sagte man mir, ich könnte gar nichts tun, das müßte
der Absender veranlassen.
Siegfried
hat mir von seiner Adressenänderung noch nichts geschrieben. Ich habe vor ein
paar Tagen einen Brief noch an seine alte Adresse geschrieben.
Ich
muß Dir ja direkt zum Rottenführer gratulieren. Die haben sich ja schwer
angestrengt und abgesetzt haben sie sich, nicht zum sagen.
Ich
würde mich ja sehr freuen, wenn die Sperre tatsächlich in den nächsten Tagen
aufgehoben würde und Du bald heimkommen könntest. Aber damit rechnen tue ich
mal vorläufig nicht. Es kann ja noch so viel dazwischen kommen.
Mit
11 Grad hast du es ja tatsächlich nicht sehr warm dort. Da verfriert man ja
halb. So um die 20 Grad sollte es doch mindestens sein. Da ist es gerade
gemütlich.
Ich
will heute mit den Kindern in den Märchenfilm „Der Froschkönig“ gehen. Gestern
hatte ich ja noch keine Lust dazu, aber nachdem es mir heute etwas leichter ums
Herz geworden ist, will ich auch den Kindern gern den Gefallen tun.
Denk
Dir, die Kinder haben doch solch schöne Schieferkästen. Die gefallen ihnen aber
nicht mehr und sie haben gebettelt, bis ich ihnen unsere alten Schieferkästen
die ich wieder aufgefrischt habe, gegeben habe. Jetzt sind sie zufrieden. Bei
Deinem Kasten waren doch auf dem Deckel verschiedene Holzstücke raus. Da habe
ich neue eingefügt. Es sieht gar nicht schlecht aus.
Ich
danke Dir nun auch noch für das Schreibpapier und die Zeitungen, die Du mir
geschickt hast. Mit Schreibpapier komme ich wenigstens nicht in Verlegenheit,
was sonst leicht passieren könnte, wenn ich es kaufen müßte. Denn mein
Verbrauch ist ja ziemlich groß.
Laß
mich nun wieder schließen. Sei recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner
Anni.
Ich
freue mich sehr, daß Du wieder gesund bist.
Mein
liebster Ernst! Konstanz, 14.2.42
Da
die Kinder jetzt gerade in die Stadt gehen, um sich ein Abzeichen zu kaufen und
gleichzeitig für mich etwas einzukaufen, gebe ich ihnen diesen kurzen Gruß an
dich mit. Zum Brief schreiben bin ich heute beim besten Willen nicht gekommen.
Am Morgen kamen die 2 Pakete von Papa mit verschiedner Wäsche, die ich
teilweise auch nur versorgen mußte. Vieles kann ich so verwenden, einen Teil
muß ich für Helga umarbeiten.
Von
Dir kam heute Dein lieber Brief vom 9.2., für den ich Dir herzlich danke und
den ich Dir morgen mit beantworten werde.
Vorhin
habe ich gerade gebacken und die Treppe geputzt. Nun liegt mir noch ziemlich
viel Arbeit da, so daß ich Dich bitte, mit diesen kurzen Zeilen vorlieb zu
nehmen.
Sei
für heute recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Anni.
Mein
liebster Ernst! Konstanz, 15.2.42
Heute
möchte ich Dir Deinen lieben Brief vom 9., den ich gestern erhielt, und den vom
11., der heute ankam, beantworten.
Die
Vorfreude auf den Urlaub ist mir ja sonst immer recht lieb, aber nachdem es
jetzt schon öfter nichts geworden ist, ist es vielleicht am besten so, wie Du
schreibst, daß Du ohne Ankündigung einfach hier ankommst.
Die
Marke vom Bauverein hat mein Vater nur erhalten und eingereicht. Es ist
komisch, aber ich hatte von Anfang an immer die Meinung, daß ich sie finden
würde. Darum habe ich auch jedes einzelne Wäschestück genau untersucht.
Ja,
die Zähne haben wir wieder in Ordnung bringen lassen. Aber an dem plombierten
Zahn habe ich doch ab und zu noch Schmerzen, vor allen Dingen, wenn ich mal
Kopfweh habe. Kaltes oder warmes Wasser kann ich aber an den Zahn bringen, das
macht gar nichts. Kaputt kann also nichts mehr sein, das hätte der Zahnarzt ja
auch gesehen. Ich weiß nicht, von was es kommt.
Mit
dem neuen Rodelschlitten sind die Kinder, besonders Jörg, schon öfter gefahren.
Er hat ihn sich ja gleich angeeignet.
Auf
den Brief vom 7. hast Du ja nicht so lange warten müssen, wie ich erst meinte.
Das freut mich.
Ich
weiß genau, daß Du mir den Urlaub nicht gern abgeschrieben hast. Da brauchst Du
Dir keine Gedanken zu machen. Du kannst ja schließlich auch nichts dafür und
Dir wär´s sicher auch lieber gewesen, Du hättest fahren können.
Ja,
ich glaube schon daß es für Kurt nicht leicht ist, jetzt nach dem Osten zu
kommen. Kurt schrieb doch vorher, daß er wohl eine Schreibpause eintreten
lassen wird. Hoffentlich dehnt er sie nicht zu lange aus, denn Vater wartet ja
jeden Tag auf ein Lebenszeichen von ihm. Er macht sich eben auch Sorge.
Wir
sind heute zu hause geblieben. Ich habe noch verschiedenes zu stopfen und
auszubessern. Die Kinder haben sich auch die Zeit vertrieben. Sie haben
Hochzeit gespielt. Helga mit einem langen Leinenrock von Mama und ein Stück Gardine als Schleier, war eine
nette Braut. Das Bärle hat (Stoff)Blumen streuen müssen. Zur Hochzeitsfeier gab
es heute Nachmittag Kuchen und Kaffee.
Am
Vormittag haben Beide etwas Schulaufgaben gemacht, damit sie morgen auf alle
Fälle alles fertig haben, wenn ja die Schule anfangen sollte. Ich glaube es
zwar nicht.
Helga
und Jörg sind doch gestern Nachmittag noch in die Stadt gegangen. 1/2 8 Uhr
waren sie endlich wieder da. Sie sind so lange umher gelaufen, bis sie endlich
noch ein Abzeichen bekommen haben. Auf der Marktstätte hat der S.A.-Musikzug
gespielt. Da haben sie auch noch ein Weilchen zugehört. Es ist jetzt tatsächlich
bald so, daß man nach den Abzeichen laufen muß.
Nun
laß mich wieder schließen. Ich hoffe doch, daß Du bald einmal auf Urlaub kommen
kannst. Die Hoffnung gebe ich jedenfalls noch nicht auf.
Sei
recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Anni.
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