Montag, 25. Mai 2015

Brief 5 vom 25.05.1940 (bin mir der Reihenfolge der Abschnitte nicht ganz sicher)



  Mein lieber Ernst!         25.Mai 1940

Gestern Abend habe ich den Brief mit den Photografien weggeschickt. Hoffentlich freust Du Dich darüber.
Ich habe jetzt einige Wollappen herausgesucht: Ich weiß nur nicht, ob Du sie brauchen kannst, ob es die richtigen sind. Auch Dextro-Energen lege ich bei. Ich habe mich so gefreut, daß Du Dir mal was gewünscht hast. In der Zeitung war heute eine Karte von Frankreich, Belgien usw. Ich weiß nicht, ob Ihr dort eine habt. Vielleicht interessiert es Dich aber, und so lege ich sie auch bei. 
Gestern Abend kam Vater und er war ganz überrascht, daß Kurt da war. Er hat sich natürlich sehr gefreut. Kurt schläft einstweilen bei Paula. Sie hatte es ihm schon früher angeboten. Kurt ist jetzt gerade da und zieht sich um. Ich habe ihm vorhin gerade noch die Strümpfe gestopft und die Hosen  gebügelt, die er zurückgeschickt hatte, denn die anderen Sachen hat er ja alle eingepackt. Den Kofferschlüssel brauchst  Du jetzt nicht extra zurückzuschicken, denn Kurt hat noch einen. 
Lieber Ernst, das war jetzt ein Unsinn, wir haben  gerade zusammen gesprochen. Kurt braucht ja den Koffer auch wieder, wenn er wieder eingezogen wird und so mußt  Du also den Schlüssel schon zurückschicken.  Heute wird es nun ein kürzerer Brief. Ich will jetzt meine   Lebensmittelkarten holen und da nehme ich das Päckchen gleich mit.  Ich wünsche, daß Du bis morgen, Sonntag, wenigstens die erste Post von uns erhältst.  Sei nun vielmals herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Annie.   Viele Grüße und Küsse von Deiner Helga.  Jörg.  

25.5.40 Lieber Ernst!

 Wie Dir Anni schon mitgeteilt hat, bin ich seit gestern wieder in Konstanz. Hoffentlich werde ich bald wieder eingezogen, wie mir gestern auf dem Wehrmeldeamt gesagt wurde, käme ich schon in den nächsten Tagen wieder weg, und zwar zu einer motorisierten Einheit. Den schwierigsten Teil der Rekrutenzeit habe ich ja nun hinter mir, ich hatte in Th. einen ganz ekelhaften Kerl von Korporalschaftsführer. Nun beiß nur die Zähne tüchtig aufeinander und sei herzlich von Deinem Bruder gegrüßt. Kurt. 

Lieber Ernst! 

Eigentlich wollte ich erst heute Abend schreiben, aber ich bringe es doch nicht fertig, ich muß Dir am Sonntagvormittag einen recht herzlichen Gruß zurufen.
Das ist nun schon der 2. Sonntag, wo Du nicht daheim bist. Ob Du heute wenigstens Nachricht von uns hast. Das ist mein größter Wunsch. 
Heute früh habe ich die Gurken gegossen und auch die Tomaten. Diese sind schon wieder so gewachsen, daß ich sie höher binden  und die überflüssigen Zweige wegschneiden mußte. Ein paar Blüten haben sie auch schon. Die Erbsen, die Du gesteckt hast, ehe Du fort mußtest, kommen jetzt auch schon gut heraus. Bei den halbhohen Bohnen bricht jetzt auch die Erde auf. 

Lieber Ernst!
An den Sonntagen, da habe ich besondere Sehnsucht nach Dir, nach den Waldspaziergängen mit Dir. Wenn Du so mit den Kindern herumgetollt hast, das waren doch immer so schöne Tage. Eigentlich jeder Weg und jeder Wald weckt die Erinnerung an unsere gemeinsamen Fahrten und Gänge. 
Manchmal meine ich, Du müßtest gerade hereinkommen und mit uns fortgehen. Na, wir werden diese Zeit auch überstehen und hoffen, daß wir noch oft miteinander laufen und sprechen können. Einstweilen tun wir mal unsere Pflicht. 
Wie haben Dir die Bilder gefallen? Auf dem einen hat doch Jörg sein richtiges freches, fröhliches Lachen. Ich wollte Dir mit den Bildern gern eine Freude machen. 
Ich schließe jetzt den einen Brief. Kurt will Dir auch noch was schreiben, denn den Brief sollst Du ganz allein von Deiner Dich liebenden und grüßenden, küssenden Annie erhalten.

Mein lieber Mann !        Konstanz, 25.5.40                                                                                                  

Es ist jetzt Abend. Ich bin zwar noch nicht fertig mit Schaffen, aber diese Pause will ich gleich benutzen, Dir einige Zeilen zu schreiben. 
Ich war heute Nachmittag eine Weile im Garten und habe heute die unteren Reihen Kartoffeln, beim Rhabarber, gehackt. Auch im Garten hinterm Haus habe ich 3 Reihen gehackt. Die anderen sind noch zu klein. Ich habe auch wieder Unkraut rausgeholt. Das wächst ja immer. Jetzt kommt aber alles  raus. Ich will heute Abend noch Hornspäne ins Wasser tun und damit morgen früh die Gurken gießen. Es wächst  jetzt  alles, daß es eine wahre Freude ist. Jetzt höre ich für heute mit schreiben auf und will mich noch ein bißchen an die  Arbeit machen. 

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