Mein lieber Mann!
24.5.40 ¾ 4 Uhr
Eben komme ich heim.
Ich wollte den Brief an Dich wegschaffen, konnte aber die Bilder noch nicht
erhalten. Sie werden erst ½ 7 Uhr fertig. Da fahre ich nachher nochmals hin.
Wie ich jetzt heim komme, liegt Dein lieber Brief im Kasten.
Da habe ich mich aber gefreut.
Auch von Elsa ist ein Brief da, ich habe ihn aber noch gar
nicht aufgemacht, sondern will Dir erst antworten.
Ich danke Dir vielmals, daß Du mir so ausführlich
geschrieben hast.
Wenn Du aber keine Zeit haben solltest, bin ich auch mit
einem kurzen Gruß zufrieden. Euer Tagesablauf ist ja ziemlich streng.
Um 5 Uhr früh schlafe ich noch. Ich stehe so auf wie früher.
Ich nehme abends Dein Bild immer mit ans Bett, damit ich Dich nochmals ansehen
kann, ehe ich das Licht ausmache. Dabei muß ich dann immer an das: „Mach die
Funzel aus“ denken und muß in der Erinnerung immer wieder lachen.
Es wird Dir sicher auch gut tun, das Füße abbürsten, denn es
erfrischt doch. Die Dextropur-Energen Tabletten
besorge ich heute noch. Ich schaue auch nach Wollappen nach und sende Dir
beides morgen oder übermorgen. Wegen
den Kindern brauchst Du Dir wirklich keine Sorgen zu machen.
Augenblicklich folgt Jörg ziemlich gut und auch sonst ist
mir deswegen nicht angst, ich werde schon mit ihm fertig. Hoffentlich macht Dir das Impfen keine
großen Beschwerden. Meine Gedanken sind immer bei Dir. Heute, als ich gerade mit dem oberen Stück
Kartoffelfeld fertig war mit Hacken, kam, wie ich ja schon schrieb, Kurt. Er
hat sich in Th. die ganzen Füße aufgeschunden, daß sie geeitert haben.
Im Lazarett beim Schneiden und Verbinden haben sie seine
Füße nochmals untersucht und gesagt, daß er unmöglich bei der Infanterie bleiben kann. Das andere habe ich Dir ja
schon geschrieben.
Meine Eltern haben sich über Siegfrieds Brief auch noch mal
mit Kurt unterhalten und der hat ihnen nochmals dasselbe gesagt, was wir
geschrieben hatten.
Ich habe ja heute an Siegfried geschrieben und zwar im
versöhnlichen Sinne, denn es hat ja keinen Zweck, sich deshalb gegenseitig zu
ärgern.
Kurt war nur kurze Zeit bei uns. Er ist dann zu Paula,
Deinem Vater und ins Geschäft.
Er will wahrscheinlich die Tage, wo er hier ist, schaffen,
damit er ein bißchen Geld auf die Hand bekommt. Er ist ziemlich
abgebrannt.
Lieber Ernst! Laß mich jetzt schließen. Ich bin ganz
glücklich, daß ich wieder Nachricht von Dir habe. Viele herzliche Grüße und
Küsse von Deiner Annie.
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