Lieber, lieber
Ernst! 30.7.44 Sonntag
In dieser Nacht
konnten wir einmal durchschlafen. Das ist direkt ein Genuß. Gegen Morgen gab es
ein Gewitter und es hat nur so gegossen. Das hat alles tüchtig durchgeweicht.
Am morgen bin ich zuerst mal in den Garten gegangen und habe Bohnen geholt.
Zuerst habe ich bei den Buschbohnen nachgesehen. Da gab es noch nicht so viel,
da ich die meisten doch hatte nachstupfen müssen. Ich schaue noch mal nach den
Stangenbohnen, da hängen bei der einen Sorte schon schöne Bohnen dran. Ich habe
eine ganze Tasche voll gepflückt. Einen Teil hat Jörg zu Vater runter gebracht.
Später sind wir in die Wochenschau gegangen. Heimzu sind wir gelaufen, da es
erst nach ½ 12 war. Bis 12 Uhr zum Zug hätten wir zu lange warten müssen. Die
Kinder hatten mich schon lange um ein Eis gebeten. Heute habe ich ihnen nun
Geld gegeben und sie sind ins Cafe‘ Müller gegangen, so sie auch welches
bekamen. Ich bin einstweilen heim gegangen und habe Essen gekocht. Am
Nachmittag kam Ingrid und die Kinder haben zusammen gespielt. Ich bin dden
Nachmittag über bei Resi gewesen. Sie muß ja im Bett liegen. Ich habe ihr
verschiedenes zum lesen mitgenommen. Während meines Dortseins haben wir uns
unterhalten und ich habe dabei gestrickt. Wir haben uns schon besprochen, wenn
wir uns zum arbeiten melden müssen, dann wollen wir sehen, ob wir zusammen wo
hinkommen. Von Dir haben wir auch gesprochen, wie es Dir wohl geht und wo Du
bist. Wenn ich nur erst wieder mal Nachricht von Dir hätte. Ich wäre so sehr froh. Vielleicht dauert es
doch nicht mehr gar so lange. Wenn Du nur gesund bleibst. Das ist mein großer
Wunsch. Ich denke ja immer an Dich, mein lieber Mann und grüße und küsse Dich
auch heute wieder herzlich und fest Deine Annie.
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