Mein liebster Ernst! Konstanz, 16.4.41
Schon wieder ist ein Tag vergangen, seit
Du fort bist. Während ich hier schreibe, bist Du nun schon bei einer Prüfungsarbeit.
Meine Gedanken sind immer bei Dir und wünschen Dir gutes Gelingen. Ich werde
auch die ganze Woche fest an Dich denken.
Als wir Dich gestern zur Bahn gebracht
hatten , haben wir zuerst Resie gesehen, der es auch sehr schwer angekommen
ist, daß Fritz wieder fort ist. Hinterher sind wir zur Sparkasse gegangen,
mußten aber mit langer Nase wieder abziehen, da die Überweisung von der Stadt
noch nicht vorgenommen worden war. Nicht nur für uns, sondern für alle bei der Stadt Beschäftigten. Das
ist durch die Osterfeiertage gekommen. Ich bin dann am Nachmittag nochmals hingefahren
und habe dann das Geld bekommen. Der Gehaltszettel sieht so aus.
Zuschuß für Dich 120,-
Gehalt 281,58 =
401,58
Einkommenssteuer 1,20
Bürgersteuer 2,--
Miete 37,70
Angestellt.Vers. 6,-
Arbeitsfront 3,80
Zusatzversicherung 6,85
57,55 = 344.03 Arbeitgeberanteil 11,48 = 355,51
Der Zuschuß für Dich ist bis Ende April
bezahlt.
Ich habe mir ausgerechnet:
Vom 21. Februar bis 23. April sind es 62
Tage x 4 Mark = 248,-
Erhalten hast Du 1 x 160,- Mk
1 x 120,- = 280,-
Abgezogen hatten sie voriges Mal 15,- waren es noch 265,-.
Es sind also 17,- Mk zuviel.
Die werden sicherlich nächstes Mal
abgezogen. Diese Mal ist die Abrechnung
eingetroffen, bevor ich das Geld hatte. Zur Krankenkasse konnte ich gestern
nicht gehen, da ich ja kein Geld hatte am Morgen und Nachmittag war zu. Ich
gehe nun heute vorbei und frage gleich wegen Deinem Zahn.
Eigentlich wollten wir heute in den Wald
gehen, aber es regnet fest, so daß das nichts wird. Es war gut, daß wir am
Montag so viel Tee gepflückt haben. Ich freue mich sehr.
Ich schaffe übrigens 80,- auf die Sparkasse
dieses Mal und für die Kinder jeweils 2,-. Da haben wir schon wieder ein
bißchen aufgeholt.
Ich habe mir gestern noch verschiedene
Sachen für den Haushalt angeschafft. Auch ein Sieb habe ich dieses Mal
bekommen.
Nachher schreibe ich noch die Geburtstagskarte
für meine Mutter. Apfelsinen habe ich noch nicht bekommen können. Ich will es
heute noch einmal versuchen. Gestern kam auch eine Osterkarte von Paul und
Alice und von Elsa Legler. Ich muß mich wieder hinsetzen, um alles zu
beantworten.
Wie wir schon ausgemacht haben, brauchst
Du die Briefe nicht beantworten. Ich denke nur, daß es vielleicht eine kleine
Entspannung für Dich ist, wenn wir Dir ein paar Mal schreiben.
Sei nun recht oft und herzlich gegrüßt und
geküßt von Deiner Annie.
Mein lieber Ernst! Konstanz, 17.4.41
Zwei Tage
bist Du nun schon bei den Prüfungsarbeiten. Hoffentlich fällt es Dir
nicht gar so schwer. Meine Gedanken sind immer bei Dir und ich wünschte mit
Dir, daß schon alles vorbei wäre.
Ich bin gestern auf der Krankenkasse
gewesen. Du kannst Deinen Zahn erst hier machen lassen. Herr Uhink verrechnet
es dann mit, als wenn Du noch versichert wärst. Den Beitrag habe ich noch nicht
gezahlt, weil ich damit warten soll, bis das genaue Datum bekannt ist, an dem
Du wieder zum Militär mußt. Ich habe wieder einen Zettel zu Fräulein Bucher
bringen lassen. Dabei habe ich sie gleich gefragt, ob der Zuschuß bis Ente
April gezahlt ist. Es ist also der Fall und die zuviel gezahlten ca. 32,-
werden beim nächsten Gehalt mit abgezogen. Die voriges Mal abgezogenen 14,4o
sind dieses Mal schon mit gezahlt worden und zwar dadurch, daß sie statt 15,60
Einkommenssteuer mit Kriegszuschlag, 1,20 berechnet haben.
Am Samstag kommt die Führer-Sondermarke
heraus. Kaufst Du sie Dir selbst oder soll ich sie 4 x besorgen? 2x für Dich
und für Kurt, gestempelt und ungestempelt.
Ich habe gestern ein Päckchen an meine
Mutter weggeschickt. Obst konnte ich erst keines bekommen. Da habe ich ihr eine
Schürze und 1 Paar Strümpfe gekauft. Ich hoffe, daß sie sich auch darüber
freut. Heute hatte ich Apfelsinen und Äpfel bekommen, aber ich weiß nicht, ob
ich noch welche wegschicken soll. Vielleicht schicke ich auch lieber wieder
etwas zum Muttertag.
Gestern war Vater da wegen seinem Kopf.
Der war noch nicht besser. Ich habe ihn nochmals ziemlich in die Kur genommen
und hinterher haben wir wieder ein Zugpflaster draufgeklebt. Heute Abend kommt
er wieder herauf, damit wir das Pflaster erneuern.
Vater ist ziemlich spät weggegangen und
als ich gegen 12 Uhr im Bett lag, Dir gerade Gute Nacht gesagt hatte und
schlafen wollte, heulten die Sirenen. Da mußte ich gleich wieder raus und in
den Keller ging´s. Die hat nicht lange gedauert, nur eine halbe Stunde. Die war
einem ganz ungewohnt. Wenn es halbwegs geht, möchte ich heute noch ein bißchen
im Garten schaffen. Manche tun heute schon die Kartoffeln rein. Dazu komme ich ja noch nicht, aber ich
glaube, auf ein paar Tage kommt es auch nicht an.
Ich bringe nachher noch das Päckchen weg, damit Du es wieder rechtzeitig
erhältst. Vor allen Dingen, wo es voraussichtlich der letzte Kuchen nach
Karlsruhe ist.
Ich wünsche Dir nochmals recht gutes
Gelingen Deiner Arbeit. Sei recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner immer
an Dich denkenden Annie.
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