Mein liebster Ernst ! 12.3.45
Eine neue Woche hat begonnen. Aber der Brief oder die Karte
aus Leißzig von Dir ist immer noch nicht angekommen. Überhaupt nichts habe ich
von Dir erhalten. Nur von dem Obergefr. Hirscher habe ich beiliegenden Brief b
ekommen. Am Vormittag habe ich mal wieder alle drei Räder geputzt und eingeölt.
Sie sehen wieder wie neu aus. Für wie lange? Nach dem üutzen mußte ich ans
kochen denken, denn es dauert ja jetzt auf dem Herd immer ein bißchen länger.
Heute gab es Kartoffelklöße und Soße, also keine rohen Klöße. Nach dem Essen
bin ich nähen gegangen. Ich habe wieder einmal Geld bekommen, 11Mk. Als ich vom
nähen heim kam, mußte ich gleich Abendbrot kochen, da Jörg um 7 Uhr im
Führerdienst sein mußte. Wir hatten Roggenmehlbrei mit Zucker und Brot. Nach
dem Abendbrot hat Helga noch einen kleinen Spaziergang gemacht. Sie kam ganz
erfrischt und munter heim. Ich habe noch einen Teil der Wäsche gebügelt. Jetzt
ist das Feuer ziemlich runtergebrannt. Darum habe ich aufgehört. ½ 9 Uhr war
auch Jörg vom Dienst wieder daheim.
13.3. Heute erhielt ich Deine liebe Karte vom 23.2. Gleichzeitig eine
Karte von Papa, in dem er mitteilt, daß das Haus und die Wohnung fast ganz
zerstört sind. Du glaubst nicht, was ich mir für Sorgen mache, ob Du schon beim
Angriff in Leipzig warst. Hoffentlich nicht. Hoffentlich bist Du noch ganz
gesund. Du wirst ja geschaut haben, als Du an das zerstörte Haus kamst. Gottlob
leben sie noch und mein größter Wunsch ist nur, daß auch Du ganz gesund bist
und daß Dir nichts geschehen ist. Ich
bin ganz in Sorge und kann jetzt garnichts mehr schreiben. Weißt Du, ich bin etwas aufgeregt. Laß Dich recht herzlich
grüßen und küssen von
Deiner Annie.
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