Mein lieber, lieber Ernst! Konstanz, 13.6.42
Nun will ich noch an dich schreiben, wenn es auch schon
ziemlich spät ist. Viel habe ich ja heute nicht gerade zu berichten. Wie ich
dir gestern schon schrieb, habe ich nun 70.-RM an die Dienststelle der
Feldpostnummer 38293 geschickt, nachdem du gestern schriebst, dass es schon
richtig sei, wenn ich das Geld an die Dienststelle schicke. Ich habe auf dem
Abschnitt vermerkt:
Ich bitte um Weiterleitung an: L. Henkes,
Montigny-en-Ostrevent, Rue de la Chapelle, für den K.V.Ass. Ernst Rosche,
Feldpostnummer 23552 (bisher 38293).
Ich hoffe, dass es so richtig ist.
Kurt gab mir heute zwei kleine Bilder von Helga und Jörg,
die er bei seinem letzten Urlaub gemacht hat. Die Kinder stehen an den
Bierhöhlen. Ich habe sie zuerst gar nicht erkannt. Das Licht ist so eigenartig.
Gestern war Jörg nun zum ersten Mal beim Turnen. Es hat ihm
gut gefallen und er freut sich schon auf´s nächste Mal. Heute Nachmittag ist
Jörg mit Papier und Bleistift bewaffnet zu dem Holzpanzer, den die Soldaten zum
Üben haben, gegangen und hat ihn gezeichnet. Es ist ihm gut gelungen und er
schickt dir die Zeichnung mit.
Wir haben hier jetzt jeden Tag Gewitter und viel Regen. Es
langt jetzt bald. Heute hatte es etwas aufgeheitert, aber prompt kam heute
Abend noch ein Gewitter. Wenn es bei Euch so regnete, müßten ja die Straßen
grundlos sein.
Vorgestern hatte ich Briketts bestellt, und gestern wurden
sie mir schon gebracht. 15 Ztr. Habe ich einstweilen erhalten. Die restlichen
14 Ztr. Kann ich erst später bestellen. Aber ich habe vom vergangenen Jahr noch
ca. 15 Ztr. Da, so daß der Keller sowieso voll ist.
8 ½ Pfund Erdbeeren haben wir bis jetzt geerntet. Einige
Male haben wir welche mit Milch und Zucker gegessen, während ich heute Rhabarber-Erdbeer-Marmelade
gekocht habe. Ich habe es mal versucht, und es schmeckt gut. Rhabarber habe ich
ja auch genug. Es ist gut, daß ich noch Zucker von dir habe. Ich hätte gern
selber noch welchen gespart, aber man bekommt ja leider schon lange Zeit keinen
Süßstoff mehr, mit dem man aushelfen könnte.
Morgen ist Bannsportfest. Sollte es das Wetter erlauben,
werde ich mit den Kindern hin gehen. Sie freuen sich schon darauf.
Nun laß mich wieder schließen. Nein, noch was. Damit die
Zeitungen nicht mehr so verklebt ankommen, habe ich jetzt Kreuzbänder gekauft.
So wird es wohl besser sein, nicht wahr? Aber nun wirklich Schluß. Ich grüße
und küsse dich recht herzlich, Deine Annie.
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