Mein
liebster Ernst! Konstanz, den
14.12.41
Wie
Du aus den beiliegenden Durchschlägen ersehen kannst, habe ich heute schon viel
geschrieben. Ich habe mir mal alle meine Briefschulden vom Halse geschafft. Die
Karten für Weihnachten schicke ich erst am 16. und 17. fort, damit sie nicht
gar so zeitig ankommen. Aber geschrieben sind sie auf alle Fälle einmal. Ich
habe ja in den Tagen bis Weihnachten noch so viel zu tun, da will ich das
wenigstens erledigt haben. Vor allen Dingen will ich noch etwas backen und dann
will ich auch noch verschiedene Puppensachen für Helga nähen. Die Zeit wird mir
also nicht lang.
Heute
haben Helga und Jörg einen Brief an Dich geschrieben. Jörg hat ihn auch allein
geschrieben. Da ist es natürlich nicht zu vermeiden, daß Fehler drin sind, denn
er hat ja kaum die Buchstaben gelernt. Aber er wollte Dir doch auch einen Brief
schreiben und ich glaube, daß es Dich bestimmt freuen wird. Er hat ja so einen
großen Stolz gehabt, daß er schon einen Brief fertig gebracht hat. Wahrscheinlich
wird er schon vor meinem Schreiben dort sein, denn sie haben ihn schon am
Nachmittag weggeschafft, während ich ihn erst am Abend fortbringen kann.
Wir
hatten heute wunderschönes Wetter. Es war so warm. Ich habe, trotzdem ich
zuhause war, doch frische Luft gehabt, da ich den ganzen Tag das Fenster offen
haben konnte. Wir hätten ja vielleicht fortgehen können, aber ich habe jetzt
immer so viel zu rennen gehabt, daß ich ganz froh war, mal sitzen zu können.
Außerdem wollte ich eben unbedingt mal das Schreiben an die verschiedenen
Verwandten und Bekannten erledigen. Das nimmt mir in der Woche ziemlich viel
Zeit weg. Man weiß immer gar nicht, was man alles schreiben soll, so wird es
fast immer dasselbe. Aber es geht ja an verschiedene Empfänger.
Ich
habe mich heute ganz ausgeschrieben und weiß auch gar nichts mehr zu berichten.
Sei mir deshalb nicht böse, wenn ich heute schon aufhöre.
Sei
wieder recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Anni.
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