Mein lieber Schatz! 7.12.
Heute ist wieder ein Tag, der einem, dem
Wetter nach, gar nicht freut. Es schneit und taut. Da nun Jörg schon mehrere
Tage nicht raus konnte, den zum draußen spielen ist es nichts, will ich heute
einmal nicht das Rad nehmen, sondern mit ihm einkaufen gehen. Das ewige
Stubenhocken ist doch nichts. Helga muß heute erst um 10 zur Schule, da wir von
12 - 3/4 1 im Keller waren. Ich
schreibe Dir heute nur kurz, weil wir nun gleich gehen müssen. Sei recht
herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Annie.
Mein lieber Ernst! Konstanz,7.12.40
Wenn Du diesen Brief liest, ist es ja
Heiliger Abend. Ich möchte Dir vor allen Dingen ein frohes Weihnachtsfest wünschen.
So froh, wie die anderen Jahre wird es uns zwar allen nicht zu Mute sein, nachdem wir das Weihnachtsfest nicht
zusammen verleben können. Aber die eine Hoffnung haben wir ja, daß wir uns in
nicht allzu langer Zeit wiedersehen, wenn es auch wieder nur für wenige Tage
sein wird.
Aus den Päckchen wirst Du ja ersehen
haben, daß ich Dir dieses Jahr wenig habe schenken können. Ich hoffe aber, daß
ich Dir trotzdem eine kleine Freude machen konnte. Verlebe die Feiertage gesund
und denke an uns, wie wir auch im Geist immer bei Dir sein werden. Sei recht
herzlich gegrüßt und geküßt von Deiner Annie. Auch wir wünschen Dir ein frohes
Weihnachtsfest Deine Helga und Jörg
Mein lieber Ernst! 8.12.40
Wie ich es mir schon dachte, werde ich nun
wieder mit Briefen kurz gehalten, nachdem ich erst so verwöhnt worden bin. Heute,
am Sonntag, höre ich wieder das Wunschkonzert. Ich habe mich heute ans nähen
gemacht. Die Wochentage reichen mir zum schaffen einfach nicht mehr aus, wenn
ich auch meist vor 11 Uhr nicht ins Bett komme. Da ist Wäsche zu bügeln und
auszubessern, Strümpfe zu stopfen, zu stricken , zu nähen. Zu Weihnachten
möchte ich wenigstens soweit fertig sein. Da muß ich mich schon ein bißchen
dazuhalten. Wenn alles wieder in Schuß ist, habe ich dann mehr Ruhe.
Die Kinder bringen heute den Brief in die
Stadt und gucken sich dabei gleich die Spielzeugfenster mit an. Sie freuen sich
schon sehr darauf. Gestern Abend habe ich noch die Briefe zu den Päckchen an
die Eltern, Siegfried und Kurt geschrieben. Mit dem Päckchen an Kurt warte ich
noch, da Vater bei ihm angefragt hat, ob er Weihnachten nach hause kommt. Ich
schicke Dir die Durchschläge mit. Von den Eltern habe ich heute eine Karte erhalten,
daß er für Jörg doch noch einige Soldaten
hat auftreiben können und daß sie das Paket kommende Woche abschicken.
Schreib doch vielleicht zu Weihnachten mal an Dora und wenn Du Lust und Vorrat
hast, kannst Du ja ein bißchen Kaffee mitschicken. Ich überlasse es aber ganz
Dir, was Du tun willst.
Nanni hat in ihrem Brief viel trübe Gedanken.
Das kommt aber daher, daß sie auch so einsam ist. Da erscheint alles nochmals
so schlimm. Sie sollte auch mal wenigstens für kurze Zeit ein bißchen Zerstreuung
haben. Aber sie wird eben auch dort nicht fort können, besonders wenn ihr Mann
jetzt mehr zu schaffen hat.
Lieber Ernst! Wenn es nur wahr ist, daß Du
im Januar zu uns kommen kannst. Das wäre wunderschön. Ich lebe nur immer in der
Hoffnung auf diese Tage. Gestern habe ich das restliche Päckchen an Dich abgesandt.
Es ist auch für Weihnachten bestimmt. Da ist auch der Brief drin. Nun möchte ich
für heute schließen. Die Kinder sind schon ganz ungeduldig, daß sie noch nicht
gehen können. Ich werde noch ein bißchen nähen. Ich denke immer an Dich und
grüße und küsse Dich recht herzlich Deine Annie.
Lieber
Vater! wir gehen jetzt alleine in die Stadt Deinen Brief fort schaffen. Wir
gucken uns noch die Spielsachen an. Sei herzlich gegrüßt und fest von uns
geküßt von Deiner Helga und Jörg.
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