Mein liebster Ernst! Konstanz,
19.9.42
Diese Woche ist wieder zu Ende. Am Vormittag war Papa beim
Angeln an der Rheinbrücke. Helga ist gleich von der Schule aus zu ihm
hingegangen und kam mittags mit ihm heim. Ich bin inzwischen einkaufen gegangen
und habe Mittagessen gekocht. Später haben wir gegessen. Dann hat mir Papa
einige Kartoffeln rausgemacht und ist hinterher mit den Kindern in die Stadt
gegangen, wo von den Sportlern, die heute für´s WHW sammeln, geturnt, getanzt,
geboxt usw. wurde. Ich hatte inzwischen Zeit, wieder mal alles aufzuräumen.
Gegen 7 Uhr kamen sie heim. Wir haben dann Abendbrot gegessen und nun sind die
Kinder im Bett.
Vorhin kam Vater. Wir sitzen nun zusammen. Vater und Papa
sagen jetzt „Du“ zueinander. Wir haben uns vorhin über alles ausgesprochen. Ich
berichte dir wahrscheinlich morgen oder übermorgen darüber. Heute habe ich auf
Bitten von Papa einen freundlichen Gruß auf einer Karte bei gefügt.
Wie Papa sagt, hat Frl. Ludwig ihn gebeten, hier her zu
fahren und sich mit mir auszusprechen. Papa hatte tatsächlich gemeint, ich
würde ihn schlecht empfangen. Dazu wäre ja kein Grund vorhanden gewesen. Da
hätte ich ihn ja nicht eingeladen. Aussprechen ist doch besser, als schreiben.
Morgen gehen wir entweder mal auf den Tabor oder in die
Bodenseekampfbahn. Es ist Wehrkampf der S.A. Vorhin hatte ich den Brief schon
halb geschrieben, aber da ist Cognac drüber gelaufen. Die Brüderschaft musste
doch begossen werden.
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