Montag, 28. August 2017

Brief 406 vom 27.8.1942


Mein liebster Ernst!                                       Konstanz, 27.8.42

Gerade kam dein lieber Brief vom 16.8. mit deiner neuen Feldpostnummer an. Ich will mich nun gleich ans schreiben machen. Du schreibst, dass du Flugpostmarken beilegst. Die waren ja nicht dabei, aber ich denke, dass du sie nur vergessen hast, und sie nicht weggekommen sind. Ich habe aber noch eine Marke da, und die verwende ich gleich.
Eigentlich hätte ich dir heute einen großen Brief zu schicken, denn ich habe an ihm vom 17.8. an geschrieben. Aber für Flugpost ist er nun zu schwer, und so machen wir eben mal verkehrte Welt und schicken ihn morgen weg. Vor einige Tagen habe ich an deine alte Adresse nochmal einen kurzen Brief geschrieben, weil ich dachte, du sollst nicht so lange warten müssen. Ich weiß ja nicht, ob du ihn überhaupt erhältst.
Ich schicke dir heute einige Bilder von mir mit, weil ich denke, es freut dich vielleicht. Wie Du siehst, trage ich die Haare wieder halblang und nicht mehr in einem Knoten. Hoffentlich hast Du nichts dagegen. Wenn doch, so müsste ich sie eben wieder wachsen lassen.
Als Erna da war, sagte ich ihr einmal, siehst du, so möchte ich die Haare tragen. Da meinte sie, es mache mich auch viel netter. Ich sollte es doch so tragen. Sie ist sogar einmal mit mir zum Friseur gegangen, wo ich mir die Haare erst mal richtig schneiden und ondulieren ließ. Seitdem rolle ich sie mir selber ein. Gib also mal deine Meinung bekannt, wie es dir gefällt. 
Ich habe hier noch weitere Bilder vom Aufenthalt von Erna, die schicke ich in den nächsten Briefen mit. Ich habe meiste Erna mit den Kindern photografiert. Erna hat es auch einige Male probiert, aber es ist ihr nie gelungen, uns drei richtig aufs Bild zu bekommen. Zuletzt hat sie die Aufnahmen von mir gemacht. Die sind ja gut geworden.
Erna schrieb mir gestern, dass Siegfried nun vom Zug abgelöst wird und augenblicklich in Eilenburg ist. Am 24. Ist er untersucht worden, ob er für Afrika geeignet ist. Sie gibt mir wieder Bescheid. Solange Siegfried noch in Eilenburg ist, fährt Erna jeden Abend hin und am nächsten Morgen wieder zurück, damit sie für Papa einkaufen und Essen kochen kann.
Ich bin gespannt, wie du dich dort eingewöhnst. Die kleinen Haustiere wären ja nicht gerade notwendig. Nach der Arbeit zu gehen hattest Du ja in Mirgorod selbständigeres Arbeiten, als wenn Du die Registratur führen musst. Aber man kann sich eben nicht heraussuchen, was man tun möchte.
Der Schrank von zuhause ist auch angekommen. Ich habe ihn gut im Schlafzimmer untergebracht und konnte ziemlich viele Sachen versorgen.
Nun, mein liebster Ernst, bleib gesund und behalte uns lieb. Ich grüße und küsse dich recht herzlich Deine Annie.

Ich freue mich sehr, dass ich dir jetzt wieder regelmäßig schreiben kann und auch Post von Dir erhalte. Du hast ja zwar auch unterwegs an mich gedacht und mir zwei Briefe geschrieben, über die ich mich auch fest gefreut habe.

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